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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Gaststube und erzählte Cugel, was ihm des Nachts widerfahren war. »Während ich angenehm müde im Bett lag, kamen zwei große Madlocks mit kräftigen Armen, durchdringenden grünen Augen und ohne Hals durch das Fenster. Trotz meines Flehens um Gnade schlugen sie mich erbarmungslos. Dann stahlen sie meinen Hut und wandten sich damit zum Fenster, als würden sie mich endlich in Ruhe lassen, doch dann drehten sie sich noch einmal um und schlugen mich wieder. ›Das, weil du so viele Schwierigkeiten gemacht hast!‹ sagten sie und verschwanden endlich. Habt Ihr so etwas schon einmal gehört?«
    »Nie!« entgegnete Cugel. »Welche Abscheulichkeiten!«
    »Das Leben bringt so manches Seltsame«, meinte Lorgan nachdenklich. »Aber ganz sicher werde ich nicht mehr in diesem Gasthaus einkehren.«
    »Sehr vernünftig«, bestätigte Cugel. »Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet? Ich muß mich auf den Weg machen.«
    Cugel bezahlte seine Rechnung und folgte wieder der Straße.
    Der Vormittag verlief ohne unliebsame Zwischenfälle.
    Gegen Mittag sah Cugel ein Zelt aus rosa Seide auf einer Wiese an der Straße. An einem reich gedeckten Tisch saß Iucounu. Bei Cugels Anblick sprang er scheinbar überrascht auf. »Cugel! Welch erfreulicher Zufall! Kommt, eßt mit mir zu Mittag!«
    Cugel schätzte die Entfernung zwischen Iucounu und dem für ihn bestimmten Platz ab. Sie war zu weit, sie mit Sprühlicht in den behandschuhten Fingern zu überbrücken.
    So schüttelte er ablehnend den Kopf. »Ich habe bereits ein nahrhaftes Mahl aus Nüssen und Rosinen zu mir genommen. Aber ich muß gestehen, Ihr habt Euch ein hübsches Fleckchen für Euer Picknick ausgesucht. Ich wünsche Euch einen guten Appetit und einen angenehmen Tag.«
    »Wartet doch, Cugel! Einen Augenblick, bitte! Kostet diesen Fazola besten Jahrgangs. Er wird Eure Schritte beflügeln.«
    »Er wird mich wohl eher zu einem langen Schlaf in den Straßengraben führen! Und nun …«
    Iucounus Züge verzerrten sich, doch er fing sich schnell und sagte mit scheinbarer Herzlichkeit: »Cugel, ich lade Euch ein, mich in Pergolo zu besuchen. Ihr werdet alle Annehmlichkeiten vorfinden. Ihr sollt Euch jeden Abend an einem Festmahl erfreuen. Außerdem bin ich auf eine neue Art der Magie gestoßen, mit der ich berühmte Persönlichkeiten vergangenerZeit über die Äonen rufen kann. Die in Pergolo gebotene Unterhaltung ist unübertroffen!«
    Cugel machte eine bedauernde Geste. »Wie verlokkend das alles klingt! Eine Kostprobe dieser Annehmlichkeiten würde jedoch vermutlich alle meine guten Vorsätze ins Wanken bringen. Ich bin nicht mehr der liederliche Cugel von einst.«
    Iucounu mußte sichtlich um seine Beherrschung kämpfen. »Das wird immer klarer.« Er lehnte sich auf seinem Klappsessel zurück und starrte düster auf Cugels Kappe. Plötzlich fuchtelte er ungeduldig durch die Luft und murmelte einen Zauber von elf Silben, daß die Luft zwischen ihm und Cugel sich verzerrte und verdichtete. Die Kräfte schwangen auf Cugel zu, wichen ihm jedoch aus und verloren sich in alle Richtungen, nicht ohne rote und schwarze Streifen durch das Gras zu ziehen.
    Iucounus gelbe Augen drohten ihm schier aus dem Kopf zu quellen, doch Cugel tat, als hätte er überhaupt nichts bemerkt. Er verabschiedete sich mit einem knappen Lebewohl und wanderte weiter.
    Eine Stunde marschierte er so dahin, die Knie zu jenem langen Schritt gebeugt, mit dem er schon so viele Meilen schneller als andere zurückgelegt hatte, da zog von den Hängen zu seiner Rechten der Dawald herab. Er war weit freundlicher als der Große Erm im fernen Norden. Fluß und Straße tauchten in seinen Schatten und alle Laute klangen nunmehr gedämpft. Langstielige Blumen wuchsen aus dem Moosboden: Blauglöckchen, Deliza, Wollrosen und Rohrflocken. Korallenpilzkraut überzog alte Baumstümpfe wie mit feinem Spitzengespinst. Rote Sonnenstrahlen fielen quer über Lichtungen und vermischten sich mit Dutzend dunkleren Farben. Nichts rührte sich und nichts war zu hören, außer dem fernen Trillern eines Vogels.
    Trotz des Friedens und der Einsamkeit lockerte Cugel das Schwert in der Scheide und wanderte so lautlos wie möglich dahin, denn wie oft bargen Wälder schreckliche Geheimnisse für den Arglosen.
    Nach einigen Meilen lichtete sich der Wald und verlief nunmehr hauptsächlich in nördlicher Richtung. Cugel gelangte zu einer Straßenkreuzung. Hier wartete bereits eine von vier Wheriots gezogene Kutsche. Hoch auf dem Kutschbock saßen zwei

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