Cugel der Schlaue
Maiden mit langem orangefarbenen Haar, sonnengebräunter Haut und smaragdgrünen Augen. Sie trugen eine braun-austernweiße Livree. Nach einem verstohlenen Blick auf Cugel blickten sie hochmütig geradeaus.
Iucounu schwang die Tür auf. »Hallo, Cugel. Da komme ich doch zufällig daher, und wen sehe ich? Meinen guten Freund Cugel, der schnellen Schrittes daherwandert. Ich hatte nicht erwartet, daß Ihr schon so weit gekommen seid!«
»Ich wandere gern«, erwiderte Cugel, »und schnellen Schrittes, da ich noch vor Einbruch der Nacht in Taun Tassel ankommen möchte. Entschuldigt, wenn ich unser Gespräch wieder abbreche.«
»Unnötig! Taun Tassel liegt an meinem Weg. Steigt ein, ich nehm Euch mit.«
Cugel zögerte. Er schaute erst in die eine, dann in die andere Richtung. Iucounu wurde ungeduldig: »Nun?« rief er heftig. »Was zaudert Ihr?«
Cugel bemühte sich um ein entschuldigendes Lächeln. »Ich nehme nie, ohne zu geben. Dadurch verhindere ich Mißverständnisse.«
Iucounus Lider senkten sich an den Winkeln in feuchtem Vorwurf. »Müssen wir uns über so nichtige Punkte streiten? Herein in die Kutsche mit Euch, Cugel. Ihr könnt Euch während der Fahrt mit Euren Gewissensbissen befassen.«
»Nun gut«, gab Cugel nach. »Dann fahre ich eben mit Euch nach Taun Tassel, doch nur, wenn Ihr diese drei Terces als völlige, genaue und umfassende Entschädigung für die Fahrt und alle Umstände, Zugehörigkeiten und Folgen annehmt und so aller und jeglicher Ansprüche entsagt, einschließlich sämtlicher vergangenen und zukünftigen, ohne Ausnahme, und mich im einzelnen und ganzen jeglicher und aller Verpflichtungen enthebt.«
Iucounu hob die kleinen geballten Fäuste und blickte knirschend zum Himmel. »Ich lehne Eure ganze schäbige Philosophie ab! Es macht mir Freude zu geben! Ich biete Euch nunmehr das volle und uneingeschränkte Besitzrecht auf diese herrliche Kutsche an, einschließlich der Räder, Federung und Polster, der vier Wheriots mit sechsundzwanzig Ellen Goldkette und einem Paar zusammengehöriger Maiden. Das alles sei Euer! Fahrt, wohin Ihr wollt!«
»Ich bin sprachlos über Eure Großzügigkeit!« gestand Cugel. »Darf ich nun erfahren, was Ihr dafür von mir erwartet?«
»Pah! Nun, höchstens eine Kleinigkeit. Dieser Tand, den Ihr an Eurer Kappe tragt, genügt.«
Cugel schüttelte bedauernd den Kopf. »Das ist das einzige, woran mein Herz hängt – der Talisman vom Shanglestone Strand. Er hat mich durch dick und dünn begleitet, und nun würde ich mich nie mehr von ihm trennen. Er übt vielleicht sogar einen zauberkräftigen Einfluß aus.«
»Unsinn!« schnaubte Iucounu. »Ich habe eine gute Nase für Magie. Dieser Zierat leistet soviel wie abgestandenes Bier.«
»Sein Funkeln erhellte mir düstere Stunden. Ich könnte ihn nicht um alles hergeben.«
Iucounus Mund sah aus, als hinge er ihm sogar über das Kinn hinab. »Ihr seid übertrieben sentimental geworden!« Er blickte über Cugels Schulter und stieß einen schrillen Schrei hervor: »Vorsicht! Ein Schwarm Taspen greift an!«
Cugel wirbelte herum und sah eine Horde grüner, skorpionähnlicher Kreaturen von Wieselgröße herbeihüpfen.
»Schnell!« drängte Iucounu. »In die Kutsche! Maiden, hinweg!«
Nur einen Augenblick zaudernd, kletterte Cugel in die Kutsche. Iucounu seufzte erleichtert. »Das war knapp! Cugel, ich glaube, ich habe Euch das Leben gerettet!«
Cugel schaute durch das Rückfenster. »Die Taspen haben sich in dünne Luft aufgelöst! Wie ist das möglich?«
»Das ist ja nun egal. Wir sind in Sicherheit, nur das zählt! Seid dankbar, daß ich mit meiner Kutsche zur Stelle war. Oder wißt Ihr das nicht zu schätzen? Vielleicht steht Ihr meinem Wunsch nun aufgeschlossener gegenüber? Es handelt sich ja bloß um diesen wertlosen Kram an Eurer Kappe.«
Cugels Gedanken überschlugen sich. Von seinem Sitz konnte er mit der echten Schuppe Iucounus Gesicht nicht erreichen. Er mußte Zeit schinden. »Was wollt Ihr denn damit?«
»Ich muß ehrlich sein, ich sammle dergleichen. Euer Zierat wird ein hübsches Mittelteil für mein Schaustück abgeben. Seid so gut und gebt ihn mir nun, und wenn auch nur zur Ansicht.«
»Das ist nicht so einfach. Wenn Ihr näher hinschaut, werdet Ihr sehen, daß er in Diambroid eingebettet an meiner Kappe befestigt ist.«
Verärgert klackte Iucounu mit der Zunge. »Warum seid Ihr so weit gegangen?«
»Um das Kleinod vor Diebeshänden zu schützen, weshalb sonst?«
»Aber gewiß könnt Ihr es
Weitere Kostenlose Bücher