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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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»Es sind feurige Tiere, zweifellos.« Eine der Sphigalen – sie war rot-gelbblau gestreift, das Blau war häßlich, wie von verwaschener Kreide – fiel ihm besonders auf. »Gut, ich habe meinen Renner ausgewählt.«
    »Holt ihn mit der Greifzange heraus, aber seid vorsichtig! Sie schnappen mit den Scheren zu und stechen, wann es ihnen Spaß macht.«
    Verstohlen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, hob Cugel seine Sphigale mit der Zange heraus und setzte sie auf die Startlinie. Bunderwal tat es ihm gleich.
    Bunderwal sprach zu seinem Renner: »Liebe Sphigale, lauf so schnell du kannst, meine Zukunft hängt von deiner Flinkheit ab! Achtung – fertig – los!«
    Beide Männer hoben die Zangen und entfernten sich unauffällig von dem Behälter. Die Sphigalen rannten los. Bunderwals entdeckte die offene Tür und floh in die Nacht. Cugels suchte Zuflucht in einem von Wagmunds Stiefeln, die der Mann ausgezogen hatte, um sich die Füße am Kamin zu wärmen. »Ich erkläre beide Teilnehmer an diesem Rennen für disqualifiziert«, sagte Bunderwal. »Wir müssen unser Los auf andere Weise entscheiden.«
    Cugel und Bunderwal kehrten zu ihrem Tisch zurück. Es dauerte nicht lange, und Bunderwal fiel etwas Neues ein. »Die Speisen-und Getränkeausgabe befindet sich hinter dieser Wand, und zwar ein halbes Stockwerk tiefer. Um Zusammenstöße zu vermeiden, steigen die Schankburschen die rechte Treppe hinunter und die linke mit den vollen Tabletts herauf. Jede wird außerhalb der Öffnungs-beziehungsweise Arbeitszeit durch ein Fallgitter verschlossen. Wie Ihr seht, werden diese Gatter durch eine Kette offengehalten. Diese Kette gleich hier bedient das Gatter der linken Treppe, auf der die Schankburschen mit Bier und anderem hochkommen. Jeder Schankbursche trägt eine hohe Mütze, die das Haar völlig bedeckt, um zu verhindern, daß es mit den Speisen und Getränken in Berührung kommt. Ich schlage folgendes vor: Wir beide lassen abwechselnd das Fallgatter um ein oder zwei Kettenglieder tiefer, bis es schließlich einem der Burschen die Mütze abstreift. Wenn dies geschieht, hat der von uns verloren, der die Kette zuletzt tiefer gelassen hat. Das bedeutet, daß er jeglichen Anspruch auf die Stellung als Ladungsaufseher aufgeben muß.«
    Cugel betrachtete die Kette und das Gatter, das sich damit heben und senken ließ, und auch die Schankburschen.
    »Die Burschen sind verschieden groß«, bemerkte Bunderwal, »mit etwa drei Zoll Unterschied zwischen dem kleinsten und dem größten. Allerdings glaube ich, daß der größte etwas vornübergeneigt geht. Das erfordert eine ausgeklügelte Strategie.«
    »Zuvor müssen wir jedoch festlegen«, forderte Cugel, »daß keiner von uns den Burschen winken, rufen oder sie auf andere Weise ablenken darf, damit der Ausgang des Spieles nicht beeinflußt wird.«
    »Einverstanden«, erklärte Bunderwal sich bereit. »Wir müssen auf wahrhaft ritterliche Weise vorgehen. Um mögliche absichtliche Verzögerungen zu vermeiden, wollen wir außerdem gleich bestimmen, daß der erste Zug stattzufinden hat, ehe der zweite Bursche erscheint. Wenn Ihr beispielsweise das Gatter gesenkt habt und ich annehme, daß als nächstes der größte Bursche hochkommt, kann ich, brauche aber nicht zu warten, bis einer oben ist, doch dann, ehe der zweite erscheint, muß ich die Kette verlängern.«
    »Eine gute Regel, mit der ich einverstanden bin. Wollt Ihr den Anfang machen?«
    Bunderwal überließ dieses Vorrecht Cugel. »Gewissermaßen seid Ihr unser Gast hier in Saskervoy, deshalb sei Euch die Ehre vergönnt zu beginnen.«
    »Vielen Dank.« Cugel zog die Kette aus ihrer Halterung und senkte das Gatter um zwei Glieder. »Nun seid Ihr an der Reihe, Bunderwal. Wenn Ihr es vorzieht, dürft Ihr warten, bis ein Bursche hochgekommen ist. Ich werde den Vorgang beschleunigen, indem ich uns frisches Bier bestelle.«
    »Gut. Nun muß ich größte Sorgfalt walten lassen. Ich sehe schon, für dieses Spiel braucht man ein feines Zeitgefühl. Ich lasse nun die Kette um zwei Glieder hinab.«
    Cugel wartete, bis der größte Bursche, ein Tablett mit vier Bierkrügen in der Hand, hochkam. Nach Cugels Schätzung war zwischen seiner Mütze und dem Gatter ein Abstand von dreizehn Kettengliedern. Cugel ließ die Kette um vier Glieder herunter.
    »Aha!« rief Bunderwal. »Ihr seid kühn! Ich werde Euch beweisen, daß ich nicht weniger wagemutig bin! Weitere vier Glieder!«
    Cugel kniff die Augen abschätzend zusammen. Bei einem Senken um

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