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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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werden!«
    Krasnark wandte sich an Cugel: »Das sind ernste Anschuldigungen! Was habt Ihr zu Eurer Verteidigung zu sagen?«
    »Meister Chernitz ist einem Irrtum unterlegen! Auch ich kam lediglich aus demselben Grund hierher wie er. Als ich die Wand entlangschaute, bemerkte ich meinen Freund Bunderwal und winkte ihm zu, woraufhin Meister Chernitz aufschrie und verleumderische Verdächtigungen ausstieß! Es wäre wirklich angebracht, Ihr würdet diese beiden alten Baumwiesel hinauswerfen!«
    »Was?« schrie Chernitz heftig. »Ich bin ein einflußreicher Mann!«
    Krasnark schwang beide Arme hoch. »Meine Herren, bitte! Laßt Vernunft walten! Die Sache ist doch wahrhaftig nicht der Rede wert! Gewiß, Cugel hätte seinem Freund nicht ausgerechnet über den Trog hinweg zuwinken sollen. Und Meister Chernitz wiederum sollte in seinen Mutmaßungen weniger argwöhnisch sein. Ich schlage vor, Meister Chernitz nimmt das Schimpfwort ›Sittenstrolch‹ zurück, und Cugel seine ›Baumwiesel‹. Dann lassen wir die Angelegenheit auf sich beruhen.«
    »Solche Schmach bin ich nicht gewöhnt«, erklärte Cugel. »Ehe Meister Chernitz sich nicht entschuldigt, nehme ich die ›Baumwiesel‹ nicht zurück!« Ohne ein weiteres Wort kehrte er in die Gaststube zurück und setzte sich wieder an seinen alten Platz zu Bunderwal. »Ihr habt das Pissoir ziemlich plötzlich verlassen«, rügte Cugel. »Ich blieb, um den Ausgang unserer Wette abzuwarten. Euer Mann verlor um einige Sekunden.«
    »Aber nur, weil Ihr den Euren abgelenkt habt. Der Wettbewerb ist deshalb ungültig!«
    Meister Chernitz und sein Freund kehrten ebenfalls zurück. Nach einem flüchtigen, eisigen Blick auf Cugel steckten sie die Köpfe zusammen und sprachen leisen Tones.
    Auf Cugels Wink brachte ein Schankbursche frische Krüge mit Tatterblassbier, und die beiden Rivalen stärkten sich. Nach einer kurzen Weile sagte Bunderwal: »Obwohl wir uns redlich bemühten, ist unser kleines Problem immer noch nicht gelöst.«
    »Und warum?« entgegnete Cugel. »Weil Spielchen dieser Art völlig vom Zufall abhängig sind. Und deswegen sind sie meinem Wesen zuwider. Ich gehöre nicht zu jenen, die geduldig den Hintern hochrekken und darauf warten, daß das Schicksal ihn tritt oder streichelt. Ich bin Cugel! Furchtlos und nicht unterzukriegen; ich stelle mich unerschrocken allen Widerwärtigkeiten! Kraft meines Willens …«
    Bunderwal winkte ungeduldig ab. »Schweigt, Cugel, Eure Prahlereien reichen mir! Ihr habt zuviel Bier in Euch hineingegossen, und ich denke, Ihr seid betrunken!«
    Cugel starrte Bunderwal ungläubig an. »Betrunken? Von drei Schlucken dieses blassen Tatterblass? Ich habe schon Regenwasser getrunken, das stärker war. Bursche! Mehr Bier! Was ist mit Euch, Bunderwal?«
    »Ich schließe mich Euch gern an. Doch nun, da Ihr eine weitere Entscheidung der Glücksgöttin ablehnt, seid Ihr gewiß bereit, Euch geschlagen zu geben?«
    »Wie kommt Ihr darauf? Laßt uns Bier trinken, Krug um Krug, während wir die Doppelkoppel tanzen. Der erste, der auf die Nase fällt, hat verloren.«
    Bunderwal schüttelte den Kopf. »Wir haben beide ein überdurchschnittliches Beharrungsvermögen und sind aus dem Stoff, aus dem Legenden gemacht werden. So könnte es leicht sein, daß wir die ganze Nacht hindurch tanzen, bis wir gleichermaßen erschöpft sind, und der einzige, der Gewinn davon hätte, wäre Krasnark.«
    »Nun denn, habt Ihr einen besseren Vorschlag?«
    »Allerdings! Wenn Ihr nach links blicktet, würdet Ihr sehen, daß sowohl Chernitz als auch sein Freund eingenickt sind. Seht, wie Ihre Bärte zucken! Hier ist die Gelegenheit! Schneidet dem einen oder anderen den Bart ab, und ich erkenne Euch als Sieger an!«
    Cugel blickte bestürzt zu den Schlummernden. »Sie schlafen keineswegs fest. Ich bin bereit, das Schicksal herauszufordern, das wohl, doch keineswegs, mich von einer Klippe zu stürzen!«
    »Nun gut«, brummte Bunderwal. »Dann nehme ich die Schere. Wenn ich einen Bart abgeschnitten habe, müßt Ihr mich als Sieger bestätigen!«
    Der Schankbursche brachte frisches Bier. Cugel nahm nachdenklich einen tiefen Schluck. Mit leiser Stimme sagte er: »Die Sache ist nicht so leicht, wie sie aussieht. Angenommen, ich entschiede mich für Chernitz. Er brauchte bloß ein Auge zu öffnen und zu fragen: ›Cugel, weshalb schneidet Ihr mir den Bart ab?‹ Ich würde daraufhin die Strafe erleiden, die das Gericht von Saskervoy für ein solches Vergehen bestimmt.«
    »Dasselbe gilt

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