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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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winziges Kinn, einen zierlichen Mund und eine von glänzenden schwarzen Löckchen eingerahmte Glatze hatte. Vom Kinn hing ein geckenhafter Spitzbart.
    Als Cugel und Weamish eintraten, drehte Twango sich auf seinem Stuhl. »Aha, Weamish! Dieser Herr, wie du mir sagtest, ist also Cugel. Willkommen in Flutic, Cugel.«
    Cugel lüpfte den Hut und verneigte sich. »Mein Herr, ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft in dieser finsteren Nacht.«
    Twango ordnete die Papiere auf seinem Schreibtisch und musterte Cugel aus den Augenwinkeln. Er deutete auf einen Stuhl. »Setzt Euch, wenn Ihr möchtet. Weamish meinte, Ihr wäret an einer Anstellung interessiert – unter gewissen Umständen.«
    Cugel nickte höflich. »Ich werde gern jeglichen Posten in Erwägung ziehen, für den ich geeignet bin und der auch eine entsprechende Entschädigung einbringt.«
    Weamish rief von der Seite: »Richtig! Die Bedingungen in Flutic sind stets optimal und im schlimmsten Fall peinlich genau.«
    Twango hustete und schmunzelte. »Unser lieber alter Weamish! Wir hatten eine langjährige Verbindung. Doch nun sind die Konten ausgeglichen, und er möchte in den Ruhestand treten. Habe ich damit recht, Weamish?«
    »Das habt Ihr, in jeder Beziehung!«
    Cugel schlug vorsichtig vor: »Vielleicht könntet Ihr mir die verschiedenen Posten und die nötigen Voraussetzungen beschreiben. Dann, nach reiflicher Überlegung, werde ich Euch sagen können, wie ich Euch am besten dienen kann.«
    Weamish rief: »Wie weise! Kluges Denken, Cugel. Ihr werdet Eure Sache in Flutic gut machen, oder ich müßte mich sehr täuschen.«
    Wieder ordnete Twango die Papiere vor sich. »Mein Geschäft ist im Grunde genommen einfach. Ich bringe Schätze alter Zeit ans Tageslicht, poliere sie auf, schätze sie, verpacke sie und verkaufe sie an einen Zwischenhändler in Saskervoy, der sie dem Endabnehmer liefert, der, wenn ich es recht gehört habe, ein namhafter Magier in Almery ist. Wenn ich jeden Arbeitsgang sorgfältig durchführe – Weamish nannte das in einem Anflug von Spaßhaftigkeit ›peinlich genau‹ –, mache ich manchmal einen kleinen Gewinn.«
    »Ich kenne Almery«, erklärte Cugel. »Wer ist dieser Magier?«
    Twango lächelte. »Soldinck, der Zwischenhändler, weigert sich, den Namen zu nennen, aus Angst, ich könnte direkt an ihn verkaufen und so doppelten Gewinn einstreichen. Doch von bestimmten anderen erfuhr ich, daß der Zauberer ein gewisser Iucounu von Pergolo ist … Cugel, habt Ihr etwas gesagt?«
    Cugel deutete lächelnd auf seinen Bauch. »Nur ein leichtes Magenknurren. Ich speise gewöhnlich um diese Zeit. Wie sieht es mit Eurem Nachtmahl aus? Sollten wir unser Gespräch nicht lieber nach dem Abendessen fortsetzen?«
    »Alles zu seinerzeit«, entgegnete Twango. »Nun, so fahre ich fort. Weamish hat lange die Aufsicht über die Ausgrabungsarbeiten geführt. Seine Stellung wird nunmehr frei. Ist Euch der Name ›Sadlark‹ bekannt?«
    »Ehrlich gesagt, nein.«
    »Dann werde ich wohl kurz abschweifen müssen. Während der Cutz-Kriege des achtzehnten Äons mischte der Dämon Unterherd sich in Angelegenheiten der Überwelt ein, so daß Sadlark herabsteigen mußte, um die Dinge wieder ins richtige Lot zu bringen. Aus rätselhaften Gründen – ich persönlich vermute einen Schwindelanfall, nichts weiter – stürzte Sadlark in den Morast und verursachte eine tiefe Grube, die sich in meinem Garten hinter dem Haus befindet. Bis zum heutigen Tag finden sich Sadlarks Schuppen. Sie sind die Schätze, die wir aus dem Schlamm bergen.«
    »Ihr seid wahrhaftig vom Glück gesegnet, daß die Grube so dicht bei Eurem Haus ist«, meinte Cugel. »Das erhöht die Leistungsfähigkeit.«
    Twango versuchte Cugels Überlegung zu folgen, gab es jedoch als hoffnungslos auf. »Stimmt«, murmelte er. Er deutete auf einen Tisch. »Dort steht eine stark verkleinerte Nachahmung Sadlarks!«
    Cugel trat näher, um sie zu betrachten. An ein Stützwerk aus Silberdrähten war eine große Zahl Silberschuppen befestigt. Der schlanke Rumpf ruhte auf einem Paar kurzer Beine, die in kreisrunden Flossen endeten. Einen Kopf hatte Sadlark nicht. Der Rumpf erhob sich glatt zu einem bugähnlichen Auswuchs, mit einer besonders ausgefallenen Schuppe bedeckt, aus deren Mitte sich etwas wie eine rote Knolle hob. Vier Arme hingen vom oberen Teil des Rumpfes. Weder Sinnesorgane noch ein Verdauungsapparat waren sichtbar. Aus reiner Neugier machte Cugel Twango darauf aufmerksam.
    »Ja, ja«, Twango nickte.

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