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Cugel der Schlaue

Cugel der Schlaue

Titel: Cugel der Schlaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Äckern und alten Mauern und da und dort steinernen Bauernhäusern, die zwischen schwarzen Fe-derbäumen und roten Eichen standen. Die verwitterten Hänge an einer Seite badeten in der roten Sonne und hielten schwarze Schattensicheln in ihren Mulden gefangen.
    Den ganzen Tag folgte die Karawane dem Flußufer und kam durch die Ortschaften Goulyard, Trunash und Sklieve. Bei Sonnenuntergang hielt sie an, damit in einer Wiese am Fluß das Lager aufgeschlagen werden konnte.
    Als die Sonne immer tiefer hinter den Bergen versank, wurde ein großes Lagerfeuer angezündet, und die Reisenden setzten sich im Kreis, um sich vor der abendlichen Kälte zu schützen. Die Vorzugspassagiere genossen gemeinsam ein herzhaftes Mahl, das selbst Clissum zusagte – das heißt, alle außer Nissifer, die die Achterkajüte nicht verließ, und den Miminnen, die auf verschränkten Beinen neben der Avventu ra saßen und fasziniert in die Flammen blickten. Ivanello hatte sich umgezogen und prunkte in Beinkleidern aus gold-und bernsteinfarbenem, mit Schwarz durchzogenen Kordsamt, engen schwarzen Stiefeln, einem losen elfenbeinfarbenen Hemd mit goldener Blumenstickerei und einem kostbaren Schmuckstück: Von seinem rechten Ohr baumelte an einer drei Zoll langen Goldkette ein milchweißer, kugelförmiger Opal von einem Zoll Durchmesser. Dieser Stein verzauberte die drei Miminnen so sehr, daß sie den Blick nicht mehr von ihm lassen konnten.
    Varmous schenkte großzügig Wein ein, und die Gesellschaft wurde recht fröhlich. Ein einfacher Passagier, ein gewisser Ansk-Daveska, rief: »Hier sitzen wir vergnügt, Fremde, die bunt zusammengewürfelt wurden! Ich schlage vor, daß ein jeder sich der Reihe nach vorstellt und seine Geschichte erzählt, zumindest, wer und was er ist und ein wenig von dem, was er geleistet hat.«
    Varmous klatschte in die Hände. »Warum nicht? Ich werde beginnen. Madlick, gieß Wein nach … Meine Geschichte ist nichts Besonderes. Mein Vater hatte eine Geflügelzucht bei Waterwan an der Flußmündung, und weit und breit drängte man sich danach, von ihm beliefert zu werden. Es war vorgesehen, daß ich in seine Fußstapfen trete, doch dann nahm er sich eine neue Frau, die den Geruch brennender Federn nicht ausstehen konnte. Um es dieser Frau recht zu machen, gab mein Vater das Federvieh auf und wollte statt dessen Lirkfisch in seichten Teichen züchten, die ich zu diesem Zweck aushob. Doch Eulen heulten in den Bäumen, das gefiel Vaters Frau gar nicht, und sie brannte mit einem Kaufmann durch, der mit seltenen Duftstoffen handelte. Danach betrieben wir einen Fährdienst von Waterwan nach Port Perdusz, bis mein Vater eines Abends zuviel Wein trank, auf der Fähre einschlief und damit aufs Meer getrieben wurde. Danach entschied ich mich für den Karawanendienst, nun und der Rest ist euch ja allen bekannt.«
    Da sprach Gaulph Rabi: »Ich hoffe, mein Leben erweist sich, im Gegensatz zu Varmous’, als inspirierend, vor allem für die jüngeren Leute hier, ja selbst für so wunderliche Personen wie Cugel und Ivanello.«
    Ivanello hatte sich inzwischen neben die Miminnen gesetzt. Nun rief er empört: »Beleidigt mich, wenn das Eure Art ist, doch steckt mich nicht unter einen Hut mit Cugel!«
    Cugel hielt es für unter seiner Würde, auf diese Bemerkung einzugehen.
    Gaulph Rabi antwortete Ivanello lediglich mit einem kaum merklichen, kühlen Lächeln. »Mein Leben ist das strikter Selbstzucht, und die Vorzüge meiner Lebensweise dürften wohl allen klar sein. Als ich noch Katechet an der Obtranker Normalität war, zeichnete ich mich bereits durch die Reinheit meiner Logik aus. Als Erster Lehrer des Kollegiums verfaßte ich ein Traktat, in dem ich darlegte, daß Gefräßigkeit den Geist so zersetzt wie Trockenfäule Pflanzen. Selbst jetzt, wenn ich Wein trinke, füge ich drei Tropfen Aspergantium hinzu, um ihm einen bitteren Geschmack zu geben. Nun bin ich Vorsitzender des Rates und Pantalogist der Letzten Offenbarung.«
    »Beneidenswert, was Ihr erreicht habt!« lobte Varmous. »Ich trinke auf Euren weiteren Erfolg. Hier habt Ihr einen Becher Wein ohne Aspergantium, damit Ihr, ohne von dem bitteren Geschmack abgelenkt zu werden, mit uns anstoßen könnt.«
    »Vielen Dank. Das ist erlaubt«, erklärte Gaulph Ra-bi.
    Nun wandte Cugel sich an die Gruppe. »Ich bin ein Edler von Almery und Erbe eines alten Landsitzes. Während ich gegen die Ungerechtigkeit kämpfte, geriet ich an einen Schwarzen Magier, der mich nordwärts versetzte, wo

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