Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
war es wie in eine’m Hochofen. Die Metallteile waren so heiß, daß man sie nicht mehr anfassen konnte. Ihr Bein schmerzte und klopfte, und sie zweifelte nicht mehr daran,, daß die Bisse des Hundes sie mit irgend etwas infiziert hatten. Vielleicht war es zu früh für Tollwut - sie betete darum -, aber die Bißwunden waren rot und entzündet.
    Cujos Zustand war nicht viel besser. Der große Hund schien in seinem verfilzten und blutbefleckten Fell zusammengeschrumpft zu sein. Seine Augen blickten trübe und leer, die Augen eines alten, vom grauen Star befallenen Mannes. Wie eine auf Zerstörung ausgerichtete Maschine, die sich allmählich selbst zerstörte, aber immer noch äußerst gefährlich war, hielt er Wache.
    Ihm lief nicht mehr der Schaum aus dem Rachen. Sein Maul war zerfetztes, getrocknetes Grauen. Es glich einem ausgehöhlten, glühenden Stein, aus dem Inferno eines Vulkans emporgeschleudert.
    Das alte Ungeheuer, dachte sie unzusammenhängend, Mit immer noch Wache.
    Hatte diese entsetzliche Wache nur Stunden gedauert oder ein ganzes Leben lang? War alles vorher nur ein Traum gewesen, ein kurzes Verhalten im Flug? Die Mutter, die von allem um sie herum so angeekelt und abgestoßen schien, der wohlmeinende, aber schwache Vater, die Schule, die Freunde, die Verabredungen und Tanzveranstaltungen - für Donna war das alles” jetzt ein Traum, so wie die Jugend den Alten erscheinen muß. Nichts war wichtig, nichts existierte überhaupt außer diesem stillen, von der grellen Sonne beschienenen Hof, wo Tod ausgeteilt worden war und wo noch mehr Tod in den Karten lag, so sicher wie Asse und Achten.
    Das alte Ungeheuer hielt immer noch Wache, und ihr Sohn entglitt ihr … entglitt…
    Der Baseballschläger. Das war alles, was ihr jetzt noqh blieb.
    Der Baseballschläger und vielleicht etwas aus dem Wagen des toten Polizisten, wenn sie ihn erreichen konnte. Vielleicht eine Schrotflinte.
    Ächzend und pustend schaffte sie Tad nach hinten auf den Rücksitz. Endlich lag er da, still und stumm wie ein Sack Getreide.
    Sie sah aus dem Fenster, sah den Baseballschläger im hohen Gras liegen und öffnete die Tür.
    Im dunklen Eingang der Werkstatt stand Cujo auf und ging langsam und mit gesenktem Kopf über den Kies auf sie zu.
    Es war zwölf Uhr dreißig, als Donna zum letzten Mal aus dem Wagen stieg.

    In dem Moment, als seine Frau sich Brett Cambers altem Baseballschläger im hohen Gras näherte, verließ Vic die Maple Sugar Road und bog in die Straße Nummer 3 ein. Er fuhr schnell, denn nach seinem Besuch bei Camber wollte er noch nach Scarborough fahren, das fünfzig Meilen entfernt lag. Als er sich zu diesem Umweg entschlossen hatte, bedauerte er es perverserweise sofort wieder. Er sagte sich, daß er hier Hirngespinsten nachjagte. Er hatte sich in .seinem ganzen Leben noch nicht so hilflos gefühlt. .
    Er fuhr den Jaguar mit über neunzig und achtete so konzentriert auf die Straße, daß er schon an Gary Perviers Haus vorbei war, a^s er registrierte, daß Joe Cambers Combi dort parkte. Er stieg hart in die Bremse und verbrannte ein paar Meter Gummi. Die Nase des Jaguar tauchte nach vorn. Vielleicht war der Polizist zu Camber gefahren und hatte ihn nicht angetroffen, weil Camber hier unten war. Er sah in den Rückspiegel, sah, daß die Straße leer war, und setzte schnell zurück. Er bog in Perviers Einfahrt ein und stieg aus.
    Seine Gefühle waren denen Joe Cambers sehr ähnlich, als dieser vor zwei Tagen die Blutspritzer entdeckte, nur daß diese jetzt getrocknet waren und braun aussahen. Vic sah auch die eingeschlagene Türfüllung. Er hatte einen ekelhaften metallischen Geschmack im Mund. Das gehörte alles dazu. Irgendwie hatte das alles mit Tads und Donnas Verschwinden zu tun.
    Er betrat das Haus, und sofort stieg ihm der Geruch in die Nase - der gedunsene grüne Geruch von Verwesung. Die letzten beiden Tage waren heiß gewesen. Irgendein Gegenstand lag hinten im Flur, der wie ein umgestürzter kleiner Tisch aussah, aber Vic war sicher, daß es kein Tisch war. Er ging hin, und es war kein Tisch. Es war ein Mann. Man hatte ihm anscheinend mit einer sehr stumpfen Klinge die Kehle durchgeschnitten.
    Vic trat zurück. Ein gurgelnder Laut fuhr aus seiner Kehle. Das Telefon. Er mußte sofort telefonieren.
    Er wollte in die Küche rennen und blieb stehen. Plötzlich stand ihm alles ganz klar vor Augen. Es war eine niederschmetternde Erkenntnis. Es war, als fugten sich zwei Bildhälften zu einem dreidimensionalen

Weitere Kostenlose Bücher