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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Und da er nicht durchgerufen hat…«
    »Daraus kann man wohl kaum etwas schließen«, sagte Vic scharf.
    »Mr. Trenton, ich muß wirklich gehen. Sobald wir etwas erfahren …«
    Vic knallte den Hörer auf die Gabel und blieb einen Augenblick im Wohnzimmer stehen. Er atmete schwer. Die Stille und die Hitze waren schwer erträglich. Langsam ging er zur Treppe und stieg hinauf. Im Flur überlegte er kurz und ging in das Zimmer seines Sohnes. Tads Autos standen ordentlich an der Wand aufgereiht. Ihr Anblick schnitt ihm ins Herz. Tads gelber Regenmantel hing an dem Messinghaken neben dem Bett, und seine Malbücher waren säuberlich auf dem Tisch aufgestapelt. Seine Schranktür war offen. Zerstreut schloß Vic sie und stellte Tads Stuhl davor. Er tat es unbewußt.
    Er setzte sich auf Tads Bett, ließ die Hände zwischen den Beinen herabbaumeln und schaute in den heißen, strahlenden Tag hinaus.
    Sackgassen. Nichts als Sackgassen. Und wo waren die beiden?
    (Sackgassen)
    Sackgassen. Als Jungein Tads Alter hatten Sackgassen ihn fasziniert. Das hatte seine Mutter ihm einmal erzählt. Er fragte sich, ob so etwas wohl erblich sei, ob vielleicht auch lad sich für Sackgassen interessierte. Er fragte sich, ob Tad überhaupt noch lebte.
    Und plötzlich fiel ihm ein, daß die Straße Nummer 3, an der Cambers Werkstatt lag, eine Sackgasse war.
    Er sah sich um und stellte plötzlich fest, daß die Wand über Tads Bett leer war. Die Worte an die Ungeheuer waren weg. Aber warum hatte er sie mitgenommen? Oder hatte Kemp sie aus irgendeinem seltsamen Grund abgenommen? Wenn aber Kemp in diesem Zimmer gewesen war, warum hatte er es dann nicht verwüstet wie die unteren Räume?
    (Sackgassen und Worte an die Ungeheuer)
    Hatte sie den Wagen zu Camber gebracht? Er erinnerte sich nur vage daran, daß sie über das Nadelventil gesprochen hatten. Sie fürchtete sich ein wenig vor Joe Camber. Hatte sie das nicht gesagt?
    Nein. Nicht Camber. Camber hatte sie nur in Gedanken ausgezogen. Nein, sie hatte Angst vor dem Hund. Wie hieß er noch?
    Sie hatten noch darüber gelacht. Tad. Wie Tad den Hund immer gerufen hatte.
    Und wieder hörte er Tads gespenstische Phantomstimme, hoffnungslos und verloren in diesem allzu leeren und jetzt plötzlich unheimlichen Zimmer: Cujo … hiiier, Cujo … Cuuuujo …
    Und dann geschah etwas, über das Vic in seinem ganzen Leben zu niemandem sprach. Statt Tads Stimme in Gedanken zu hören, hörte er sie wirklich, hoch und einsam und entsetzt, eine sich entfernende Stimme, die aus dem Innern des Schranks kam.
    Vic stieß einen Schrei aus und stand mit weit aufgerissenen Augen von Tads Bett auf. Die Schranktür ging auf und schob den Stuhl vor sich her, und sein Sohn rief: »Cuuuuuuuu -«
    Und dann erkannte er, daß es nicht Tads Stimme war. Es waren seine müden, überreizten Sinne, die aus dem leisen scharrenden Geräusch der Stuhlbeine auf dem Holzfußboden Tads Stimme herausgehört hatten. Weiter war es nichts, und -
    - und im Schrank waren Augen, er sah Augen, rot und eingesunken und grauenhaft -
    Er schrie laut auf. Ohne jeden ersichtlichen Grund kippte der Stuhl um. Und er sah Tads Teddybär im Schrank, der auf einem Stapel Laken und Decken saß. Er hatte die Glasaugen des Bären gesehen. Weiter nichts.
    Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Vic stand auf und ging an den Schrank. Er roch etwas in dem Schrank, etwas Drückendes und Unangenehmes. Vielleicht waren es nur Mottenkugeln - ihr Geruch war zweifellos dabei - aber es roch … wild.
    Mach dich nicht lächerlich. Es ist nur ein Schrank. Keine Höhle. Nicht das Versteck eines Ungeheuers.
    Er sah Tads Bären an. Tads Bär sah ihn an. Furchtlos. Hinter dem Bären, hinter den im Schrank hängenden Kleidern war Dunkelheit. Dort konnte alles Mögliche sein. Alles Mögliche. Aber da war natürlich nichts.
    Du hast mich aber erschreckt, Bär, sagte er.
    Ungeheuer, kommt nicht in dieses Zimmer, sagte der Bär. Seine Augen funkelten. Sie waren aus totem Glas, aber sie funkelten.
    Die Tür hat sich nur verzogen, das ist alles, sagte Vic. Er schwitzte. Große salzige Tropfen liefen ihm wie Tränen langsam über das Gesicht.
    Ihr habt hier nichts zu suchen, erwiderte der Bär.
    Was ist mit mir los? fragte Vic den Bären. Werde ich verrückt? Sieht es so aus, wenn man verrückt wird?
    Darauf erwiderte der Bär: Ungeheuer, laßt Tod in Ruhe.
    Das habe ich nicht gesehen. Ich will nicht glauben, daß ich das gesehen habe.
    Er schlug die Tür zu und stellte den Stuhl wieder

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