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Cujo

Cujo

Titel: Cujo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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dagegen. Er nahm einen dicken Stapel von Tads Malbüchern und legte ihn auf den Stuhl, damit dieser mehr Gewicht hatte. Diesmal würde die Tür geschlossen bleiben. Vic betrachtete die geschlossene Tür und dachte an Sackgassen. In Sackgassen herrscht nicht viel Verkehr. Alle Ungeheuer sollten unter Brük-ken oder in Schränken oder am Ende von Sackgassen leben. Das müßte ein nationales Gesetz sein.
    Er war jetzt sehr unruhig.
    Er verließ Tads Zimmer, ging nach unten und setzte sich auf die Hintertreppe. Mit zitternder Hand zündete er sich eine Zigarette an, starrte in den blaugrauen Himmel und fühlte, wie seine Unruhe immer stärker wurde. Irgend etwas war in Tads Zimmer geschehen. Er war nicht sicher, was es gewesen war, aber etwas war geschehen. Irgend etwas.
    Ungeheuer und Hunde und Schränke und Werkstätten und Sackgassen.
    Sollen wir das addieren, Herr Lehrer? Subtrahieren? Dividieren? In Brüche verwandeln?
    Er warf seine Zigarette weg.
    Er glaubte, es sei Kemp, nicht wahr? Kemp war für alles verantwortlich. Kemp hatte das Haus verwüstet. Kemp war verdammt nahe daran gewesen, seine Ehe zu zerstören. Kemp war nach oben gegangen und hatte seinen Samen auf das Bett gespritzt, in dem Vic und seine Frau seit drei Jahren schliefen. Kemp hatte ein riesiges Loch in die sonst festgefügte Struktur seines Lebens gerissen.
    Kemp. Kemp. Alles Steve Kemps Schuld. Warum Kemp nicht gleich für den Kalten Krieg verantwortlich machen und für die Geiselnahme in Iran und für die Vernichtung der Ozonschicht?
    Dumm. Es war nicht alles Kemps Schuld. Die Affäre mit den Himbeerflakes zum Beispiel. Damit hatte Kemp nun wirklich nichts zu tun. Und man konnte Kemp auch nicht gut für das defekte Nadelventil an Donnas Wagen verantwortlich machen.
    Er sah zu seinem alten Jaguar hinüber. Mit dem würde er heute irgendwo hinfahren. Er konnte hier nicht bleiben. Er würde verrückt werden, wenn er hierblieb. Er könnte in den Wagen steigen und nach Scarborough fahren. Sich diesen Kemp schnappen und ihn so lange schütteln, bis es herauskam, bis er erzählte, was er mit Donna und Tad gemacht hatte. Aber bis dahin war natürlich längst sein Anwalt eingetroffen, und, so unglaublich es schien, vielleicht hatte der ihn sogar schon zum Reden gebracht.
    Vic ging zum Jaguar hinunter, stieg ein und zuckte vor dem heißen Ledersitz zurück. Schnell losfahren, damit es etwas kühler wird.
    Wohin?
    Zu Cambers Werkstatt, antwortete sein Verstand sofort.
    Aber das war doch albern, nicht wahr? Masen hatte Sheriff Bannerman mit der Anweisung hingeschickt, sich sofort zu melden, wenn irgend etwas nicht stimmte, und der Polizist hatte sich nicht gemeldet, und das bedeutete -
    (daß das Ungeheuer ihn erwischt hatte)
    Nun, es konnte nicht schaden, kurz hinzufahren. Und er hatte etwas zu tun.
    Er startete den Jaguar und fuhr den Hügel hinab zur Route 117. Er wußte immer noch nicht genau, ob er nach links in die Interstate Richtung Scarborough oder nach rechts in die Straße Nummer 3 abbiegen sollte.
    Er hielt an einem Stoppschild, und irgend jemand hinter ihm hupte. Er bog abrupt rechts ein. Es konnte nicht schaden, kurz zu Cambers Werkstatt zu fahren. Er konnte in fünfzehn Minuten dort sein. Er sah auf die Uhr. Es war zwanzig Minuten nach zwölf.

    Die Zeit war gekommen, und Donna wußte es. Die Zeit hätte auch wieder vorbeigehen können, aber damit würde sie leben müssen - und vielleicht sterben. Niemand würde kommen. Kein Prinz auf einem schneeweißen Pferd würde die Straße Nummer 3 entlanggeritten kommen - Travis McGee war gewiß anderweitig beschäftigt.
    Tad mußte sterben.
    Sie wiederholte es laut mit einem rauhen, erstickten Flüstern: »Tad stirbt.«
    Es war ihr heute morgen nicht gelungen, für etwas Luftzug im Wagen zu sorgen. Ihr Fenster ließ sich nicht mehr öffnen, und Tads Fenster hätte nur noch mehr heiße Luft hereingelassen. Einmal hatte sie es ein Stück geöffnet, aber Cujo war sofort aus dem Schatten der Werkstatt herbeigelaufen und knurrend an Tads Seite aufgetaucht.
    An Tads Gesicht und Hals lief kein Schweiß mehr herab. Er hatte nicht mehr genug Feuchtigkeit in sich. Seine Haut war heiß und trocken. Seine Zunge war geschwollen und sah wie tot aus. Er hatte sie über die Unterlippe hervorgeschoben. Sein Atem ging jetzt so schwach, daß sie ihn kaum noch wahrnahm. Zweimal hatte sie ihren Kopf schon an seine Brust gelegt, um festzustellen, ob er überhaupt noch atmete.
    Ihr eigener Zustand war schlecht. Im Wagen

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