Cupido #1
fehlenden Beweisstücke auftrieben, die sie brauchte. Die Antwort war irgendwo da draußen, sie wusste es, und sie würde nicht aufhören zu suchen, bis ...
Was, wenn Bantling gar nicht der Mörder war?
Sie glaubte es nicht, aber was, wenn doch? Was, wenn sie weder die Herzen noch andere Spuren fanden, weil es sie nicht gab? Was, wenn es jemand anders war? Jemand, der, während sie voll und ganz damit beschäftigt war, den Teufel da drüben im Knast in Schach zu halten, sein bestes Messer wetzte und auf die Gelegenheit wartete, aus dem Schatten hervorzukommen? Was, wenn er schon wieder zugeschlagen hatte, und sie wussten es nicht, weil sie nicht mehr hinsahen? Alles in ihr sträubte sich, in diese Richtung weiterzudenken, sich auf so unsicheres Terrain zu begeben. Jedes Beweisstück, das sie gefunden hatten, deutete eindeutig auf Bantling, mit einer einzigen Ausnahme.
C. J. drehte die Kassette in ihrer Hand herum, bevor sie das Band in den Recorder auf ihrem Schreibtisch steckte.
«Neun–eins–eins. Um was für einen Notfall handelt es sich?»
«Da ist ein Wagen. Ein neuer schwarzer Jaguar XJ8. Er fährt auf der Washington Avenue in südlicher Richtung. Er hat zwei Kilo Kokain im Kofferraum und ist auf dem Weg zum Flughafen. Er nimmt den Mac–Arthur Causeway, falls Sie ihn auf der Washington verpassen.»
«Wie heißen Sie, Sir? Von wo rufen Sie an?»
Doch das Telefon tutete bereits, er hatte aufgelegt.
Sie hatte sich das Tonband mindestens dreißig Mal angehört, seit sie die Kopie vom MBPD angefordert hatte. Die Stimme war gedämpft, als hätte sich der Anrufer ein Tuch vor den Mund gehalten. Doch es war eindeutig ein Mann. Er klang ruhig, weder nervös noch gehetzt. Im Hintergrund war leise Musik zu hören, vielleicht eine Oper.
Warum würde jemand einen falschen Hinweis abgeben? Wem wäre daran gelegen gewesen, dass der Jaguar angehalten und der Kofferraum durchsucht wurde? Ein wütender Autofahrer, der sich
rächen wollte, weil man ihm die Vorfahrt genommen hatte? Die tiefe, ruhige Stimme wirkte nicht zornig, nicht einmal ärgerlich. Es klang auch nicht wie ein Anruf aus einem Wagen. Es war nie ein Hinweis gefunden worden, der den Verdacht bestätigte, dass Bantling überhaupt Drogen nahm, geschweige denn damit dealte.
Wem lag daran, dass der Kofferraum durchsucht wurde?
Die einzig mögliche Antwort ließ C. J. das Blut in den Adern gefrieren.
Jemand, der genau wusste, was die Polizei darin finden würde.
68.
Der Duft nach Zitronen–Paprika–Hähnchen und ofenfrischen Buttermilchkeksen kam ihr entgegen, als sie die Tür öffnete. Lucy versuchte sich durch C. J.s Beine zu drängeln, um nach der Quelle des Wohlgeruchs zu suchen. C.J. konnte sie gerade noch festhalten. Tibby II schaffte es zu dem Menschen mit den Leckerbissen auf dem Hausflur und rieb sich laut schnurrend an seinem Bein, als hätte er seit Wochen nichts zu fressen bekommen.
«Du hast uns was zu essen mitgebracht», stellte C. J. fest.
«Kein Kriegsrat ohne das», sagte Dominick und kam herein. «Freu dich nicht zu früh, es ist vom Take–Away. Aber die Kekse sind frisch vom Bäcker.» Dann zog er eine braune Papiertüte hinter dem Rücken hervor und überreichte sie C. J. «Und was wäre ein Abendessen ohne eine Flasche guten Chardonnay?»
Er beugte sich hinunter und streichelte die Hündin. «Hallo, Lucy, altes Haus. Hast du armes, armes Tier noch nichts zu fressen bekommen? Ich habe eine Überraschung für dich!» Tibby maunzte laut. «Für dich auch, Tibby, ist doch klar.» Aus einer zweiten Tüte zauberte er eine Plastikschale mit gekochter Hühnerleber hervor. Lucy heulte begeistert auf. Tibby sprang Dominick fast auf den Kopf. «Ich hole euch nur noch einen Napf.»
C. J. sah der Vorstellung zu, während sie in der Küche den Tisch deckte. «Wahrscheinlich muss sie jetzt heute Abend nochmal raus.»
«Schon gut. Ich gehe später mit ihr.» Dominick stellte sich hinter sie und griff nach dem Wein. «Lass mich das machen.»
C. J. drehte sich zu ihm um. Er drückte sie mit seinem Gewicht gegen den Tisch, küsste sie zärtlich auf den Mund und griff nach ihrer Hand. «Wer braucht schon Abendessen?», flüsterte er.
C. J. lachte. «Los, Casanova. Zeig mir deine Muskeln, und mach den Wein auf.»
«Kein Problem.» Doch er bewegte sich nicht. Er drängte sich enger an sie, hinter ihrem Rücken fand er den Korkenzieher. Er küsste sie wieder, diesmal leidenschaftlicher. Sie fuhr mit den Händen über sein Polohemd,
Weitere Kostenlose Bücher