Cupido #1
schüttelte den Kopf. «Ich weiß nicht, Dom. Eine Verbindung zu den Cops. Wie sollte Bantling von den Durchsuchungen, Razzien, Trainings und dem ganzen Mist gehört haben?»
Dominick schwieg.
Manny versuchte, den Faden weiterzuspinnen, dann stieß er einen leisen Pfiff aus. «Ach du Scheiße, Dom. Du glaubst, es gibt einen zweiten Mann, oder? Du glaubst, dass unser Freund Bantling einen Partner da draußen hat, jemand, der sich die ganze Zeit totlacht. Und du denkst, dass es vielleicht einer von uns ist.»
67.
Noch fünf Tage. C.J. hatte nur noch fünf Tage, bevor der größte Prozess ihrer Karriere begann. Seit über einem Jahr hatte sie für diesen Fall gelebt, geatmet, geschlafen, und sie wusste, dass sie als Anwältin nicht besser vorbereitet sein konnte. Sie kannte die Zeugen, sie kannte die Beweisstücke, sie kannte die Opfer. In– und auswendig. Vorwärts und rückwärts. Fast jeden Tag, seit sie die Sonderkommission unterstützte, hatte sie im Kopf an ihrem Schlussplädoyer gebastelt, hatte immer wieder neue Fakten hinzugefügt, wenn neue Spuren, neue Leichen aufgetaucht waren, und schließlich, seit September, konnte sie auch den Namen eines Täters einsetzen. Auf den sie im Gerichtssaal mit dem Finger zeigen konnte, den sie vor einer entsetzten, rachsüchtigen Jury an den Pranger stellen konnte.
Doch jetzt drohte der Angeklagte zum Ankläger zu werden. Der Vorfall im Gerichtssaal war sechs Wochen her, als Bantling versucht hatte, mit dem Finger auf sie zu zeigen, sie vor ihren Kollegen, vor der Jury der öffentlichen Meinung an den Schandpfahl zu binden. Richter Chaskel hatte ihn unwissentlich davon abgehalten, die Verteidigerin hatte ihn beschwichtigt, die Lage war brenzlig, aber nicht fatal gewesen. Seitdem war es sechs Wochen lang still geblieben, und C.J. fragte sich fast täglich, wann der nächste Antrag ins Haus flattern, wann es von der Titelseite schreien würde: Anklägerin von Cupido vergewaltigt! Racheplan vereitelt! Wie lange würde sich Bantling noch bremsen lassen? Bis zur Geschworenenvernehmung? Den Eröffnungsworten? Chavez' oder Dominicks Aussage? Dem Expertengutachten des Pathologen? Den Schlussplädoyers? Oder würde die große Explosion vielleicht kommen, wenn er beschloss, zu seiner eigenen Verteidigung auszusagen. Nicht, um seine Schuld zu bestreiten, sondern um die Ankläger anzuklagen. Jeder einzelne Tag dieser Gerichtsverhandlung würde ihr wie eine Ewigkeit erscheinen, der Druck in ihrem Kopf und ihrer Brust würde wachsen, wenn er sie täglich mit Blicken penetrierte und sich mit der langen rosa Zunge über die Lippen leckte, bis sie wahrscheinlich irgendwann zusammenbrach.
Ihr war völlig klar, was er wollte. Hinter seinem charmanten Reklamelächeln ließ er das Geheimnis über dem schwarzen Abgrund baumeln, das sie ihm verzweifelt zu entreißen versuchte. Er hatte sie vollkommen unter Kontrolle, und er genoss es. Es war ein Spiel, das er sogar von seiner Zelle aus spielen konnte, hinter all den Gitterstäben und Panzertüren, wo sie ihn weder hören noch sehen konnte.
Sie musste diesen Fall gewinnen. Wenn nicht, kam er frei. Vielleicht nicht gleich – die Federals würden ihn eine Weile dabehalten, doch für Raub gab es ebenso wenige Beweise wie für die Morde. Dann würde er entlassen, und sie würde nicht wissen, wo er war. Bis er vielleicht als Nachbar in ihrem Apartmenthaus auftauchte oder im Fahrstuhl im Gericht oder in einem Restaurant, in dem sie regelmäßig aß. Genau wie damals in New York, als sie sich immer und überall bedroht gefühlt hatte. Nur diesmal wäre es anders, denn selbst wenn sie ihn entdeckte, könnte sie nichts gegen ihn tun. Egal wie laut sie schrie, wenn er auf der Straße an ihr vorbeiging, sich im Bus neben sie setzte, ihr im Restaurant die Tür aufhielt, sie wäre machtlos, bis er wieder zuschlug. Aber sie wusste, dann war alles zu spät.
Das graue Leuchten des Computerbildschirms im dämmrigen Raum zwang sie zu blinzeln, als sie den ersten Entwurf der Geschworenenvernehmung fertig stellte, die Fragen, die sie bei der Jury–Auswahl stellen würde. Wenn sie abends allein im Büro war, schloss sie die Jalousien, um sich vor den gierigen Blicken ihres schrecklichen Nachbarn auf der anderen Straßenseite zu schützen. Auf dem Tisch lagen die ersten drei Entwürfe ihrer Eröffnungsrede. Jeder war anders, je nachdem, ob und wie der Vulkan ausbrach und seine flüssige Lava verspritzte. Und ob Dominick und die Sonderkommission die
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