Cupido #1
fesselt er das Opfer.» Sie holte Luft und fuhr so ruhig wie möglich fort: «Wir haben Hinweise darauf, dass er Sadist ist. Er foltert gerne. Ein paar der Mädchen wurden ziemlich schlimm zugerichtet, an Brust und im Vaginalbereich verheerend verletzt.»
Sie hörte, wie Christine sich am anderen Ende Notizen machte. «Noch etwas?», fragte sie.
«Nein. Sieh dir vor allem die letzten zehn Jahre an. Ab 1990. Damals hat er mit dem Reisen angefangen.»
«Habt ihr DNA?»
«Nein. Nichts. Keine Fingerabdrücke, kein Sperma, kein Haar. Er hinterlässt den Tatort blitzsauber.»
«Hast du einen Namen für mich?»
«Den habe ich schon bei Interpol durchgegeben. Jetzt würde ich es gern anders probieren. Tu mir den Gefallen und mach es ohne den Namen. Lass uns einfach nach Ähnlichkeiten schauen.»
«Okay. Das reicht. Um welche südamerikanischen Länder geht es?»
C. J. griff nach der Kopie von Bantlings Pass und las die Namen vor. «Venezuela, Brasilien, Argentinien.»
«Okay. Und dann die Philippinen und Mexiko. Soll ich noch andere Länder durchprobieren?»
«Ja. Sieh dir auch Malaysia und Indien an.»
«Bekommst du. Ich ruf zurück, sobald ich etwas habe.»
«Danke, Christine. Ich gebe dir meine Handynummer, falls du dieses Wochenende schon was hast. Neun–fünf–vier drei–vier–sechs sieben–sieben–neun–drei.»
«Alles klar. Ach, was ist eigentlich aus dem Kerl geworden, der seine Familie im Urlaub in Miami Beach umgebracht hat? Der, den wir in Deutschland gefunden haben?»
«Er hat die Todesstrafe bekommen.»
«Oh.»
C. J. legte auf, und ihr fiel ein, was Dominick auf dem Anrufbeantworter gesagt hatte. Sie musste erfahren, was Joe Neilson in der Gerichtsmedizin für sie hatte. Also griff sie zum Telefon und rief Manny an, in der Hoffnung, dass Dominick nicht gerade neben ihm stand.
«Buenos dias! Wo warst du gestern, Boss? Wir haben dich ver–misst.»
«Hallo, Manny. Bist du schon im Büro?»
«Machst du Witze? Ich bin erst vor zwanzig Minuten aufgestanden. Ich sitze im Auto und fahre die Eighth runter nach Little Havana. Ich brauche meinen morgendlichen Schuss. Ich bin schon an dem Punkt, wo ich ohne das Zeug nicht mehr denken kann.»
«Ich will gerade Neilson anrufen, aber erst wollte ich mit dir reden. Wie war es gestern in der Gerichtsmedizin?»
«Hast du schon mit Dom gesprochen? Ich glaube, er hat gestern nach dir gesucht.»
Ein Schuldgefühl regte sich in ihr, und sie spürte, wie sie rot wurde. Hatte Dominick ihm etwas erzählt? Von neulich Abend? «Nein, noch nicht. Mach ich später.»
«Oh. Na gut. Neilson – wenn du mich fragst, ist der ja ein gottverdammter Freak –, aber trotzdem, Neilson sagt, dass Prado voll mit Haloperidol war.»
«Haloperidol?»
«Genau, es läuft unter Haldol.»
«Ist das nicht das Zeug, das Dominick bei Bantling gefunden hat? Bei der Haussuchung?»
«So ist es, Boss. Der Psycho führt uns auf geradem Weg bis an seine Tür.» C.J. konnte im Hintergrund jetzt kubanische Rhythmen und Stimmenlärm hören, Englisch und Spanisch wild durcheinander. Offensichtlich war Manny aus seinem Wagen ausgestiegen und lief zu Fuß, denn C.J. konnte hören, wie er schnaufte.
«Wo bist du, Manny?»
«Hab ich doch gesagt. Ich hol mir meinen Schuss.» Im Hintergrund hörte sie, wie er bestellte. «Me puede dar dos cafecitos.» Dann sprach er wieder ins Telefon. «Besser gesagt, gleich zwei, es wird ein langer Tag. Ich muss mein Bestes geben.»
Die Funkverbindung war gut. Zu gut. Sie musste zuhören, wie er beide Kaffees schlürfte, dann ein lautes «Aaah» von sich gab und wieder zurück zu seinem Wagen schnaufte. Die kubanische Musik wurde schwächer und verklang.
«Sie haben also Haldol in Prados Körper gefunden. Warum? Was für eine Wirkung hätte das Medikament auf sie gehabt?», fragte sie. «Konnte Neilson etwas darüber sagen?»
«Es ist ein Beruhigungsmittel. Es stellt sogar die Irren ruhig. Geisteskranke bekommen es gegen Psychosen. Es beruhigt sie, macht sie lenkbar. Meisterdetektiv Neilson glaubt, Cupido hat sie damit noch im Level ruhig gestellt.»
«Und du glaubst das nicht?»
«Doch, doch. Ich glaube, er hat da wirklich was entdeckt. Dieses Haldol scheint die gleiche Wirkung zu haben wie Rohypnol oder Liquid X. Diesen Mist mit den Partydrogen kennt man ja – jede Menge Vergewaltigungen mit dem Zeug. Sogar vor einem Haufen Zeugen. Mädchen werden praktisch bewusstlos aus den Clubs geschmuggelt. Werden so oft durchgevögelt, dass nicht mal mehr
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