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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Mal war es wie ein Schlag in die Magengrube. Die schlimmsten Albträume waren wieder da. Was würde passieren, wenn sie wieder einen Nervenzusammenbruch bekam? Gummizelle oder eine weitere Psychotherapie?
    Sie musste sich zusammenreißen. Ihre Gefühle, ihre Empfindungen unter Kontrolle halten. Sie musste sich wappnen, durfte den Überblick nicht verlieren. Lass nicht zu, dass er dich noch einmal kleinkriegt. Er darf nicht gewinnen!
    Nach dem Gericht fuhr sie ins Institut zu Neilson, um sich Anna Prados Leiche noch einmal anzuschauen. Sie wollte die Einstiche sehen und die Stelle, wo die Infusion gelegen hatte. Anna Prado würde am Montag beerdigt werden, und die Familie wollte am Samstag und Sonntag die Totenwache halten, jetzt war also die letzte Gelegenheit, bevor die Leiche vom Bestattungsunternehmer abgeholt wurde.
    Manny hatte Recht. Neilson machte sein Beruf viel zu viel Spaß. Er hüpfte und zuckte durch den Sektionssaal, aufgeregt zeigte er C. J. die Einstiche am Gesäß der Leiche und die zerstochenen Venen am Knöchel und am linken Arm, dann die Armbeuge, wo die Infusion gelegen hatte, aus der das Mivacron in ihren Blutkreislauf getropft war und Anna Prados Muskeln vor ihrem Tod gelähmt hatte.
    Auf den Fotos, die während der Autopsien der anderen neun Opfer gemacht worden waren, hatte Neilson bei mindestens vier der Leichen verdächtige Stellen lokalisiert, die ebenfalls auf Einstiche schließen ließen. Die Ergebnisse der Tests auf Haloperidol waren bis jetzt bei sechs der Opfer positiv. Die auf Mivacuriumchlorid brauchten noch ein paar Tage.
    Die Hinterbliebenen trösteten sich gern mit der Vorstellung, dass die Seele im Jenseits «Frieden» findet. Vielleicht war das ja eine Bewältigungsstrategie, mit der sich die Menschen der kalten Realität des Todes entzogen – C. J. hatte da jedenfalls starke Zweifel. Dabei war sie keine Atheistin – sie glaubte an Gott und eine Art Himmelreich und ging sogar ab und zu in die Kirche. Aber sie konnte sich einfach nicht vorstellen, dass die Menschen Frieden fanden, wenn sie starben. Und schon gar nicht, wenn sie zu früh und gewaltsam ums Leben gekommen, auf grausame Weise ihres Lebens beraubt worden waren, ohne jede Vorwarnung. Diese Seelen fanden keine Ruhe. Sie würden sich immer fragen, warum sie hatten gehen müssen, während der Dieb, der ihnen das Leben gestohlen hatte, weiter auf Erden wandelte, seine Mutter küssen und seine Familie umarmen durfte. Heute hatte Anna Prado ihren Termin beim Bestattungsinstitut, um für die letzte Party hergerichtet zu werden. Aber noch lag sie nackt, mit schwarzem Faden zusammengeflickt, auf dem kalten Stahltisch mit getrocknetem Blut im Haar und ausgerissenen Wimpern. Die Farbe des Lebens war aus ihrem Gesicht verschwunden. C. J. musste immerzu denken, wie schrecklich traurig sie aussah. Traurig und entsetzt. Sie würde bestimmt keinen Frieden finden.
    C. J. ließ das Mittagessen ausfallen, stattdessen holte sie sich bei Dunkin' Donuts einen Eiskaffee und ein Päckchen Zigaretten. Dann verbarrikadierte sie sich im Büro und öffnete die Mappe mit den sechs Zeitungsartikeln, die sie gestern Nacht ausgedruckt hatte. Sie musste genau wissen, was in jedem Fall passiert war. Auf die Presse allein war kein Verlass. Sie ging es in chronologischer Reihenfolge an, griff nach dem Telefon und rief beim Chicago Police Department an.
    «Chicago P.D., Archiv, Rhonda Michaels am Apparat.»
    «Hallo, Ms. Michaels. Ich bin Mitarbeiterin der Staatsanwaltschaft von Miami Dade County und brauchte Ihre Hilfe. Es geht um Informationen zu einer Vergewaltigung, die vor Jahren geschehen und von Ihrem Department bearbeitet worden ist. Leider habe ich nur beschränkte Informationen –»
    «Aktenzeichen?» Ms. Michaels unterbrach sie ruppig, müde. Wahrscheinlich suchte sie täglich Hunderte von Dokumenten und Akten aus den Schränken, und ganz offensichtlich hatte sie keine Lust, sich auf ein Gespräch einzulassen.
    «Das weiß ich leider nicht. Bedauerlicherweise stammt die einzige Information, die ich habe, aus einem Zeitungsbericht aus dem Jahr 1989.»
    «Haben Sie den Namen des Verdächtigen?»
    «Nein. Aus dem Artikel geht hervor, dass es keinen Verdächtigen gab. Das ist das Problem. Ich muss unbedingt mehr darüber erfahren, denn die Sache könnte mit einem Fall zu tun haben, an dem ich arbeite.»
    «Hm. Kein Name eines Verdächtigen? Haben Sie den des Opfers? Damit könnte ich vielleicht was finden.»
    «Nein. Der stand nicht in der

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