Curia
07:30 Uhr. Das bedeutet, dass ihr viereinhalb Stunden ununterbrochen betet.«
»Danke, dass Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben, Bruder. Ich habe noch nie Buch geführt über die Stunden, die ich in der Gemeinschaft des Herrn verbringe. Weitere Fragen?«
Im Schlafraum wurde es still.
Totale Finsternis ab neun Uhr abends, und von drei Uhr nachts bis halb acht morgens sind alle Mönche im katholikon zum Gebet versammelt. Was konnte man mehr verlangen?
»Jetzt können wir mit der Besichtigung des Klosters beginnen«, sagte Pater Kristophoros. »Folgen Sie mir bitte.«
Nachdem sie einen Rundgang um die Außenmauern gemacht hatten, führte Pater Kristophoros sie zum katholikon . Als sie vor der Kirche standen, lief ihnen ein Mönch mit einem mächtigen Bart und einem silbernen Kreuz um den Hals über den Weg. Sein ganzes Auftreten war Ehrfurcht gebietend. Einen Augenblick lang kreuzten sich die Blicke des Monsignore und dieses Mönchs. Caramba , wo hatte er dieses Gesicht schon einmal gesehen? Pater Kristophoros grüßte den Mönch ehrerbietig, dann flüsterte er der Gruppe zu, das sei der igoumenos Athanasios, der Pater Prior. Gerade wollten sie in die Kirche hineingehen, als der igoumenos sich umdrehte und Pater Kristophoros zu sich rief.
»Pater, wer ist dieser große Mann mit dem blau geblümten Hemd?«, flüsterte der Prior.
Pater Kristophoros sah in seinen Papieren nach. »Ein Spanier. Er heißt Vicente Guzman. Warum, hochwürdiger Vater?«
Das Gesicht des igoumenos verfinsterte sich. »Beruf? Wohnort? Religion?«
Der Pater blickte wieder auf sein Papier. »Er leitet einen pharmazeutischen Betrieb, wohnt in Saragossa und ist katholisch. Ist etwas nicht in Ordnung, Pater?«
»Tun Sie so, als ob nichts wäre, aber lassen Sie ihn nicht aus den Augen. Dann kommen Sie zu mir in die Bibliothek, ins Büro von Pater Georgiou. Ich werde Ihnen alles erklären.«
Der Prior überquerte eilig den Hof und verschwand unter dem Portikus der Bibliothek.
Pater Kristophoros führte sie in das katholikon . Während der Mönch die Fresken mit der Apokalypse erklärte, die das Gewölbe der Kirche schmückten, nahm der Monsignore Al Kaddafi beiseite.
»Wenn wir ihre Uhrzeiten befolgen und um drei Uhr aufstehen, haben wir alle Zeit der Welt«, sagte der Monsignore.
»Zwei Stunden sind zu wenig.«
»Wieso zwei Stunden?«
»Weißt du nicht mehr, was der Busfahrer gesagt hat? Das Tor öffnet wieder bei Sonnenaufgang um Viertel nach fünf.«
»Na und? Warum sollten wir denn schon bei Tagesanbruch abhauen? Hast du ihren Zeitplan nicht gehört? Wir können ungestört arbeiten, denn sie bleiben bis halb acht in der Kirche.«
»Wenn die Mönche uns entdecken, verfolgen sie uns. Besser man flieht im Morgengrauen, wenn das Licht noch schwach ist. Der Wüstenschakal nutzt die nächtlichen Schatten.«
Du auch, amigo . »Warum sollten sie uns entdecken? Wir stehen um drei auf wie alle anderen, ohne aufzufallen, und gehen in die Kirche. Nach ein paar Minuten machen wir uns aus dem Staub.« Der Monsignore wies mit einer Handbewegung auf das im Halbdunkel liegende Innere des katholikon . »Kein elektrisches Licht, nur Kerzen. Wer soll uns da bemerken?«
»Wie lange können wir deiner Meinung nach also bleiben?«
»Sie beten bis halb acht. Wir müssen eine und eine Viertelstunde abziehen, um nach Iviron zu gelangen und zum vereinbarten Treffpunkt mit den Juden zu gehen. Also können wir bis Viertel nach sechs hierbleiben. Wir haben gut drei Stunden, um den Papyrus zu finden.«
»Aber nur wenn alles gut geht, Christ. Ein arabisches Sprichwort sagt: ›Vertrau auf Gott, aber binde dein Kamel fest.‹ Wir stehen vor drei Uhr auf.«
»Nein. Die Zellen von Pater Kristophoros und seinem Gehilfen liegen im archontariki . Wenn sie uns entdecken, ist der Plan gescheitert.«
»Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als uns dem Wohlwollen Allahs zu empfehlen.«
Clausen kam näher, um eine Ikone des heiligen Basilius zu betrachten. Der Monsignore beobachtete ihn aus dem Augenwinkel. Eine Kerze beleuchtete sein Gesicht. Madre de Dios , solche Augen hatte er noch nie gesehen. Sie waren so hellblau, dass sie sich fast nicht vom Weiß des Augapfels unterschieden. Der Mann drehte sich um, ging an ihnen vorbei, ohne sie anzusehen, und mischte sich wieder unter die Gruppe der Pilger, die auf dem Weg zur Sakristei waren.
»Möchten Sie beide nicht die heilige Reliquie von Johannes Chrisostomos bewundern?«, erklang die Stimme von Pater
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