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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Kristophoros hinter ihnen.
    Der Monsignore zuckte zusammen. »Wir sind extra deswegen hergekommen«, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen.

    Der igoumenos Athanasios schritt durch den Lesesaal der Bibliothek, klopfte an eine Tür und trat ein.
    »Ich habe ihn vor zwei Jahren in Rom bei einer ökumenischen Zusammenkunft der christlichen Kirchen gesehen«, schloss er. »Ich bin sicher, dass er es ist.«
    »Hochwürdiger Vater, er könnte als einfacher Pilger gekommen sein«, sagte Pater Georgiou, der Bibliothekar, ein hagerer Mann mit vorspringenden Wangenknochen und einem langen weißen Bart.
    »Warum hat er dann gesagt, er sei ein Industrieller? Warum trägt er nicht sein Priestergewand? Warum ist er nicht mit dem Pass des Vatikanstaates eingereist?«
    »Vielleicht weil er Schwierigkeiten mit Karyes vermeiden wollte?«
    »Pater, Sie wissen, was das Opus Dei ist, oder? Sie wissen, was man von ihnen behauptet?«
    Pater Georgiou nickte schweigend und nachdenklich.
    »Erscheint es Ihnen glaubhaft, dass der Leiter des Opus Dei, einer der mächtigsten Männer des Vatikans, sich drei Tage lang in Filotheou einschließt? Überdies inkognito? Warum ist er nicht in ein wichtigeres Kloster gegangen wie Megisti Lavra oder Vatopediou? Warum ist er ausgerechnet bei uns?«
    »Glauben Sie …?« Mit verschwörerischem Blick richtete Pater Georgiou einen Finger auf die Decke.
    »Ja, das glaube ich, weil ich nicht an Zufälle glaube.«
    »Aber wie kann er das erfahren haben? In Filotheou wissen nur Sie und ich davon, und draußen sind nur der Protos von Karyes und der Ökumenische Patriarch von Istanbul unterrichtet.«
    »Alles zu seiner Zeit. Im Moment ist das Wichtigste herauszufinden, was dieser Guzman im Schilde führt.«
    »Hochwürdiger Pater, die Panzertür im ersten Stock ist sicherer als die Pforten des Paradieses. Und was das Versteck des Papyrus betrifft …« Pater Georgious Augen blitzten.
    »Den Schlüssel tragen Sie immer bei sich?«
    »Nachts binde ich ihn mir um den Hals.«
    »Pater, ich möchte, dass Sie Ihre Zelle in den nächsten drei Nächten abschließen. Haben wir uns verstanden?«
    »Warum sollten wir drei Nächte warten?«
    »Was meinen Sie?«
    »Wir weisen ihn aus. Er hat sich den diamonitirion betrügerisch erschlichen.«
    Die Augen des Priors leuchteten auf. »Ausgezeichnete Idee, Pater. Ich lasse ihn sofort hinauswerfen.«
    »Zu spät.« Pater Georgiou wies auf eine Uhr an der Wand. »Das letzte Boot ist schon abgefahren. Wir müssen ihn hierbehalten, aber nur für heute Nacht. Wir werden ihn keine Sekunde lang aus den Augen lassen.«
    »Ich spreche sofort mit Pater Kristophoros, aber ich erzähle ihm nur das Nötigste. Ich werde ihm sagen, dass Guzman ein bekannter Dieb alter Handschriften ist. Dann unterzeichne ich den Ausweisungsbefehl, den wir Guzman morgen früh gleich nach der heiligen Messe präsentieren werden. Guzman wird Agion Oros noch morgen mit dem Zwölf-Uhr-Boot verlassen.«

 
    23    Der Lichtstrahl der Taschenlampe wanderte über den rechteckigen Spalt und fiel auf ein verrostetes Stahlblech in der Mitte.
    Théo säuberte den Marmor von Mörtelresten, steckte eine Hand in den Spalt und zog den Gegenstand heraus. Ein Kästchen aus Metall. Der Deckel war mit einem Anhängerschloss in Form eines auf den Hinterbeinen stehenden Löwen verschlossen.
    »Der aufrecht stehende Löwe ist das Wahrzeichen von Florenz.« Der Conte hob das Schloss an. »Das Kästchen hat ein Mann aus Florenz hier versteckt.«
    »Leuchte hierhin«, sagte Théo zu Konstantine, mit dem Meißel auf die Vorderseite weisend. »Da steht etwas geschrieben.«
    Théo kratzte den Rost ab, eine Reliefschrift erschien: »Anno Domini MCCCCLXXXVIII«.
    »Jahr des Herrn 1488«, sagte der Conte. »In diesem Jahr hat Giovanni di Stefano, der Bildhauer, die Intarsie in den Boden eingelassen.«
    1488 war auch das Jahr, in dem Pico unter dem Schutz von Lorenzo il Magnifico aus Frankreich nach Florenz zurückgekehrt war, dachte Théo. Zufall? Unwahrscheinlich.
    Er zog ein paarmal an dem Schloss, aber es rührte sich nicht. »Wir bräuchten eine Schneidzange.« Er drehte das Kästchen um. Ein klapperndes Geräusch erklang. Verwirrt schüttelte er das Kästchen. Wieder Geklapper. »Es ist etwas Hartes.« Er hielt das Kästchen ans Ohr und schüttelte es erneut. »Nach dem Geräusch zu urteilen, ein harter Gegenstand.«
    »Lass mal hören.« Konstantine schüttelte das Kästchen. »Zum Teufel mit der Schneidzange!« Er nahm den

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