Curia
einzubiegen, die sich die Hügel hinaufschlängelte.
»Haben Sie die Pistole dabei, Pater?«, flüsterte der Monsignore.
»Ja, aber Sie wissen genau, dass ich sie niemals benutzen könnte. Ich bin ein Mann des Geistes. Körperliche Gewalt stößt mich ab.«
»Ach, wirklich? Nun, dann prägen Sie sich dieses Profil da vorn gut ein, Sie Mann des Geistes.«
Mit einer Kopfbewegung wies der Monsignore auf Rabinovitch, der kerzengerade in einer anderen Sitzreihe saß, zwei Plätze vor Al Kaddafi.
»Ja, leider dürfte Judas ein Gesicht wie das da gehabt haben.« Pater Pinkus seufzte. »Monsignore, wollen Sie mir etwas sagen?«
Guzman zog eine Karte vom Berg Athos aus einer Tasche seines Reisesacks. »Das Kloster Filotheou liegt hier«, sagte er, auf die Karte zeigend. »Das Kloster Iviron dagegen hier, an der Ostküste. Wie weit ist es zu Fuß von einem Kloster zum anderen?«
»Mindestens eine Dreiviertelstunde. Warum?«
»Stellen Sie sich vor, der Papyrus ist in Iviron versteckt, und ihr beiden findet ihn. Was ist das Schlimmste, was passieren kann?«
»Rabinovitch gibt mir einen Schlag auf den Kopf, wenn ich Glück habe, nimmt den Papyrus und flieht mit dem Fischerboot. Natürlich vergisst dieses Schwein nicht, vorher die Mönche von Iviron zu wecken, damit wir hier festgehalten werden.«
»Pater, Sie haben ein Talent zur bündigen Zusammenfassung. Die Nachricht wäre schneller als der Heilige Geist, und die Ersten, die sie erhalten, wären die Mönche von Daphni und die Zollbeamten von Ouranoupolis. Wir würden die fünfundzwanzig Kilometer niemals schaffen, denn die Mönche hätten uns schon vorher eingeholt. Können Sie sich die Behandlung vorstellen, die man uns dann angedeihen lässt?«
»Mein Geist meidet diesen Gedanken. Ich habe den Anblick von Blut noch nie ertragen.«
»Wenn das so ist, halten Sie diese Pistole gut fest, und sobald Sie den Papyrus finden, hauen Sie dem Mann eins über den Kopf, bevor er es bei Ihnen tut. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Monsignore …«
»Was?«
»Nehmen wir einmal an, sie entdecken uns, entweder Ihre oder meine Gruppe, und wir schaffen es nicht bis nach Ouranoupolis. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als auf dieses Fischerboot zu steigen, oder?«
»Das ist die letzte aller Möglichkeiten.«
»Auf diesem Boot wird es von Mossad-Agenten nur so wimmeln, Monsignore. Und der Mossad ist bekanntlich schlimmer als die Donner und Blitze Jahwes auf dem Gipfel des Sinai.«
»Niemand wird es wagen, uns anzurühren. Wissen Sie, warum? Weil wir mit einem Geleitschutz an Bord gehen, wenn wir an Bord gehen.«
»Einem Geleitschutz?«
»Al Kaddafi.«
»Aber Monsignore, Sie haben mir gesagt, dass auch der Saudi keine Absicht hat, in dieses Boot zu steigen.«
»Das hat er sicher nicht vor, aber ich garantiere Ihnen, wenn wir beide nicht nach Ouranoupolis kommen, kommt er auch nicht dorthin. Unser Freund wird mit uns in dieses Fischerboot steigen, und er ist der Chef der Religionspolizei von Saudi-Arabien. Glauben Sie, Israel riskiert einen Rachefeldzug?«
»Ich hoffe, Sie haben recht, Monsignore. Auf jeden Fall werde ich in Iviron sofort eine Kerze für den heiligen Georg anzünden, den Schutzpatron der Kämpfer.«
Eine halbe Stunde später näherte sich der Bus einer Gruppe von Steinhäusern mit gepflasterten Gässchen, hinter denen ein Hügelkamm mit einer Reihe Zypressen aufragte. Er hielt in der Hauptstraße, an der ein Kafenion, ein paar Gasthäuser, eine Polizeistation und ein Postamt lagen.
»Karyes, Straße des Heiligen Geistes. Ende der Fahrt«, sagte der Fahrer und riss die Türen auf.
Die anderen Pilger studierten ihre Landkarten, setzten die Rucksäcke auf und schlugen verschiedene Wege ein. Guzman schaute sich um. An einem Tisch des Kafenion saß ein Mönch über einen Teller Zwiebeln und Bohnen gebeugt. Er leerte ein Glas Wein, erhob sich und überquerte die Straße. Vor einem Kleinbus mit geöffneten Türen blieb er stehen und rief die Pilger zusammen, die nach Filotheou wollten. Der Kleinbus nach Iviron würde bald eintreffen.
» Buena suerte , Pater.«
Der Monsignore wechselte einen vielsagenden Blick und einen Händedruck mit Pater Pinkus, der eine ergebene Miene machte. Dann winkte er Rabinovitch einen Gruß zu, der mit seinem üblichen gefrorenen Lächeln antwortete.
Guzman und der Saudi stiegen mit einer kleinen Schar Pilger in den Bus. Die Türen schlugen zu, der Mönch kletterte auf den Fahrersitz, und das Fahrzeug setzte sich in
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