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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Hammer, um damit auf das Schloss zu hauen.
    »Halt!« Théo packte seinen Arm. »Willst du den heiligen Petrus aufwecken?«
    In diesem Augenblick wurde es hell im Transept, und ein Chor aufgeregter Stimmen und eiliger Schritte näherte sich durch die Seitenschiffe.
    »Machen Sie die Taschenlampe aus!« Der Conte warf sich auf den Boden. »Runter!«
    Ein Priester lief auf den Eingang der Piccolomini-Bibliothek zu, ein anderer stürzte in die Kapelle San Giovanni und wieder ein anderer in die Kapelle des Gelübdes. Gleichzeitig liefen drei weitere Priester mit Taschenlampen in den Händen auf die Eingangsportale zu, einer durch jedes Kirchenschiff.
    »Conte, was machen wir?«, flüsterte Théo bäuchlings auf dem Boden liegend, die Wange an das eiskalte Gesicht des Hermes Trismegistos gepresst.
    »Lassen Sie mich überlegen.«
    »Überlegen Sie schnell, verdammt!«, sagte Konstantine. »Können wir nicht durch eines von diesen Portalen raus? Sie werden doch wohl Schlüssel haben.«
    »Man würde uns sehen, außerdem ist dafür nicht genug Zeit. Wir müssen auf dem Weg zurück, auf dem wir gekommen sind. Schnell, folgen Sie mir.«
    »Und die Werkzeuge?«, fragte Théo.
    »Die lasse ich hier, da steht ja nicht mein Name drauf.«
    Der Conte kroch auf allen vieren ins linke Seitenschiff, Théo und Konstantine hinterher. Sie gelangten zu der Stahltür, durch die sie gekommen waren. Théo spähte zum Querschiff zurück. Der Strahl einer Taschenlampe tanzte durch das Halbdunkel auf sie zu. Der Conte kroch zu einem Beichtstuhl, stand auf und hob ein Gemälde mit einer Lobpreisung der Engel an. Darunter befand sich ein erleuchtetes Tastenfeld. Der Conte drückte eine Zahlenkombination, und die Tür glitt in die Wand.
    »Raus hier!«, sagte der Conte.
    Noch bevor die Tür sich wieder geschlossen hatte, rannten sie schon durch den Gang, durch den sie gekommen waren. Vor dem Türchen an der Ecke zwischen dem Erzbischöflichen Palast und dem Dom angekommen, drehte der Conte den Schlüssel im Schloss. Er riss die Tür auf und wollte gerade ins Freie stürzen, als er abrupt zurückwich, als hätte ihn jemand geohrfeigt. Eilig verschloss er die Tür wieder.
    »Verflucht. Die Piazza ist voller Polizisten.«
    »Merde! Merde! Merde!« Konstantine begleitete jedes Wort mit einem Fausthieb gegen die Wand.
    Théo drückte das Kästchen gegen seine Brust. Und jetzt?
    Die Tür erzitterte unter Schlägen. »Aufmachen! Polizei! Aufmachen!«

    Kowalski zog sich zurück und drückte sich gegen die Mauer des Erzbischöflichen Palastes. Er wählte eine Nummer auf seinem Handy.

    »Sie haben bestimmt alle Ausgänge blockiert«, sagte Théo zum Conte. »Können wir uns nicht irgendwo im Erzbischöflichen Palast verstecken?«
    »Wenn ich die Schlüssel hätte, ja.« Der Conte schlug die Taschenlampe gegen seine Handfläche. »Es gibt nur einen Weg: über die Kuppel.«
    »Die Kuppel?« Théo wechselte einen besorgten Blick mit Konstantine. »Und was machen wir, wenn wir da oben sind? Fliegen wir?«
    »Wollen Sie hierbleiben? Ihre Entscheidung.«
    Der Conte lief durch den Gang davon. Théo und Konstantine zögerten einen Augenblick, doch nach einem erneuten Ansturm von Schlägen und Tritten gegen das Türchen rannten sie hinter dem Conte her. Sie kamen zu einer Stahltür wie der, die in die Basilika führte. Der Conte verschob einen Stein, wieder erschien ein Tastenfeld. Er tippte eine Nummer, die Tür ging auf und schloss sich hinter ihnen.
    Im Licht der Taschenlampe blitzten silberne Leuchter und goldene Kelche auf, dazwischen sah man geöffnete Messbücher mit leuchtend bunten Miniaturen. Auf die Wand fiel der riesenhaft vergrößerte Schatten einer Monstranz mit zwei Engeln.
    »Hier entlang.« Der Conte lief auf einen Bogen zu, der sich über einer Türöffnung spannte.
    Aus der Apsis erklang eine Stimme. »Sie sind in der Sakristei! Schnell, lauft!« Théo blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Die Tür zur Apsis stand weit offen, zwei Priester kamen bereits mit wehenden Gewändern und zuckenden Lichtern ihrer Taschenlampen auf die Sakristei zugelaufen.
    Der Conte öffnete eine Gittertür, trat beiseite, um die beiden durchzulassen, und legte eine Kette vor die Tür. Dann lief er ihnen über eine Wendeltreppe aus Stein voraus. Der Lichtkegel seiner Lampe irrte durch den Treppenschacht. Wenig später ertönten Schläge aus der Tiefe, gefolgt von einem lauten Knall und dem Trampeln vieler Füße, das die Treppe hinaufkam.
    Sie

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