Curia
dem Weg nach Stavronikita herauskommen, wo Pinkus und Rabinovitch auf uns warten. Etwa auf dieser Höhe, siehst du?« Er blickte auf Al Kaddafis Fuß. Der Saudi hatte sich den Knöchel verstaucht. »Meinst du, du schaffst es?«
»Ich bin in einem Beduinenstamm aufgewachsen, und das waren Nomaden, Christ.« Al Kaddafi humpelte auf den Wald zu.
Zwischen den Eichen glitzerte das Meer. Sie kamen auf einem Pfad heraus, der an einer Klippe hoch über dem Meer entlanglief. In der Ferne hoben sich die roten Ziegel des Klosters Iviron vor dem Kobaltblau einer Bucht ab.
»Hier entlang.« Der Monsignore ging Richtung Norden.
Immer wieder hinter sich blickend, gelangten sie an eine Weggabelung, von der eine steil ins Meer abfallende Landzunge abzweigte. An ihrem Ende erhob sich eine Turmruine.
»Das ist die Stelle.« Guzman schaute sich um. »Wo mögen die beiden sein?«
Al Kaddafi trank aus einem Brunnen in der Wand einer kleinen Wegkapelle mit dem Bildnis der Jungfrau.
»Monsignore«, flüsterte eine Stimme.
Sie drehten sich um. Pater Pinkus und Rabinovitch tauchten aus dem Wald auf.
»Schnell, Monsignore«, sagte Pinkus, während er Guzman beide Hände drückte. »Das Fischerboot hat soeben die Schaluppe zu Wasser gelassen. Treffpunkt ist eine Bucht ein paar Kilometer von hier.«
»Wo ist der Papyrus?« Rabinovitch sah sie misstrauisch an.
»Den hat Raschid.«
»Habt ihr ihn gelesen?«
»Ja, auf dem Sofa, bei einem Gespräch mit dem igoumenos über byzantinische Kunst. Beeilen wir uns! Die Mönche von Filotheou sind uns auf den Fersen. Sie werden nicht lange brauchen, um zu kapieren, welchen Weg wir genommen haben.«
Sie marschierten durch ein Gehölz aus Olivenbäumen. Als sie endlich den halbmondförmigen weißen Sandstrand erblickten, liefen alle die Klippe hinunter, Al Kaddafi humpelte hinterher. Guzman spähte zum Horizont. »Die Schaluppe!« Er zeigte auf das nördliche Ende der Bucht.
Eine Schaluppe kam um die Felsen an der Spitze der Bucht gefahren. Alle fingen an zu winken und zu rufen. Als das Boot etwa zehn Meter vom Strand entfernt war, wurde der Motor gedrosselt, und zwei Matrosen ruderten zum Ufer. Plötzlich sprang einer von ihnen auf, fuchtelte mit den Armen und rief ihnen auf Hebräisch etwas zu.
Rabinovitch drehte sich zu den Klippen um. »Die Mönche!«
Gewehre, Heugabeln und Stöcke schwenkend, lief eine Schar Mönche über den Abhang auf sie zu. Der Monsignore zog die Pistole und schoss in die Luft.
»Alle in Deckung!« Guzman warf sich in den Sand.
Die Mönche verschanzten sich hinter zwei Booten, die auf dem Trockenen lagen, und eröffneten das Feuer. Als Guzman schoss, wirbelten Sandwolken auf. Während die Matrosen ihnen Feuerschutz gaben, zogen der Monsignore und die anderen sich die Schuhe aus, krempelten ihre Hosen hoch und wateten zur Schaluppe.
Als ein Matrose den Außenbordmotor nach draußen kippte und auf den Startknopf drückte, bohrte sich ein Geschoss mit einem stumpfen Geräusch in die Bootswand. Alle duckten sich zu Boden. Der Motor hustete, begann zu laufen, und die Schaluppe entfernte sich vom Ufer, eine Schaumspur hinter sich lassend.
Am Motorboot angekommen, blickte der Monsignore zur Kommandobrücke auf. An einer Fahnenstange flatterte die israelische Fahne mit dem blauen Davidstern. Das Schiff war viel größer, als er erwartet hatte, und von einem makellosen Weiß. Oye! Zu weiß, um ein Fischerboot zu sein. Ein Matrose beugte sich über die Reling und ließ eine Strickleiter herunter. Rabinovitch kletterte als Erster an Bord.
Als der Monsignore einen Fuß auf das Deck setzte, redete der Jude schon auf einen Mann in kakifarbenen Hosen und einer Pistole am Gürtel ein. Der Mann hatte eine Adlernase und trug eine Sonnenbrille. Er wirkte selbstsicher, antwortete einsilbig, und Rabinovitch behandelte ihn respektvoll. Er sah nicht aus wie ein Seemann. Wer war das?
Plötzlich wies der Mann mit der Hand auf die Küste. Ein Patrouillenboot der Küstenwache mit griechischer Flagge raste zwischen schaumgekrönten Wellen auf sie zu. Wenige Meter von ihnen entfernt hielt es an.
Von der Kommandobrücke ihres Schiffes rief ein Mann mit der Mütze eines Marinekapitäns herunter: »General, zwei der Männer, die wir an Bord genommen haben, werden von den Behörden vom Berg Athos des Mordes und Diebstahls bezichtigt. Sie wollen, dass wir sie ausliefern. Was soll ich antworten?«
»Sagen Sie ihnen, dass wir uns in internationalen Gewässern befinden und sie hier keine
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