Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
Vom Netzwerk:
Rechtsgewalt haben«, antwortete der Mann in der Kakiuniform.
    Ein Scheinwerfer leuchtete über der Kommandokabine auf. Nach ein paar Sekunden antwortete der Scheinwerfer auf dem Patrouillenboot.
    »Sie bestehen darauf, an Bord zu kommen, General«, rief der Kapitän herunter.
    Der General erteilte knappe Befehle auf Hebräisch. Darauf liefen zwei zum Bug, griffen in ein Gewirr von Fischernetzen und zogen sie fort. Das dunkle Rohr einer Kanone erschien. Einer der Matrosen kletterte auf einen Sitz und drehte das Artilleriegeschütz in Richtung Patrouillenboot. Er blickte durch einen Sucher und drückte einen Knopf. Das Rohr bewegte sich. Dann drückte er wieder einen Knopf, und die Kanone wackelte, ein greller Pfeifton durchschnitt die Luft, und eine Wassersäule erhob sich wenige Meter vor dem Bug des Patrouillenbootes.
    Wenige Augenblicke später starteten seine Motoren, es drehte um hundertachtzig Grad und entfernte sich Richtung Küste.
    »Wer ist dieser Mann, Rabinovitch?«, fragte der Monsignore, auf den General weisend.
    »General Uri Morgenstern.«
    »Morgenstern? Der Leiter des Mossad?«
    »Er persönlich.«
    Der Monsignore spannte die Kiefermuskeln an und wechselte einen Blick mit Al Kaddafi. Die Augen des Saudis wurden zu schmalen Schlitzen. Morgenstern war ein sehr bekannter Name in internationalen Spionagekreisen. Er galt als absolut skrupellos.
    »Was hat der Mossad mit dieser Sache zu tun?«, fragte der Monsignore.
    »Die Undankbarkeit der Menschen! Ohne den General hättet ihr beide die Nacht, die erste von vielen, in einem griechischen Gefängnis verbracht.«
    Guzman sah sich auf Deck um. Alle Matrosen waren bewaffnet. Plötzlich erschienen ihm die holprigen Pfade auf dem Berg Athos einladender als sein Gewächshaus in der Villa Tevere.
    »Wollen wir in die Kabine des Kapitäns heruntergehen und diesen Papyrus lesen, meine Herren?« Rabinovitch zeigte auf eine Luke und grinste sie breit an. »Der General hat uns einen Tee mit Rugelach, einer jüdischen Spezialität, zubereiten lassen. Eine reizende Geste, finden Sie nicht auch?«

    IUNU, TEMPEL DES RA, FÜNFTES JAHR DER REGENTSCHAFT AMENHOTEPS IV.
    »Ich bin der Hüter des Geheimnisses, Meister des Lichts«, sagte der Hohepriester Meryre, in der Mitte des heiligsten Bezirks kauernd.
    Auf dem Alabasteraltar an der Tempelwand in seinem Rücken glänzte eine Lade aus Akazienholz mit goldenen Beschlägen zwischen den Lämpchen zweier Lebensbäume mit neuen Ästen. An beiden Enden des Deckels der Lade ragten zwei geflügelte Sonnenscheiben aus geschmiedetem Gold auf. Ihre Vorderseiten waren einander zugewandt, die Flügel ausgebreitet.
    »Ich bin der Meister der Gerechtigkeit«, sagte ein zweiter Priester, der mit gekreuzten Armen neben einem goldenen Pfeiler stand.
    »Ich bin der Meister der Wahrheit«, sagte ein dritter Priester neben einem Pfeiler stehend, der grün leuchtete wie ein Smaragd.
    Die Flammen der Leuchter warfen ihre Schatten auf die Fresken an den Wänden. Ein Wandgemälde stellte Aton-Ra-Khepri in Gestalt einer Sonnenscheibe dar, die zwischen den zwei Bergen des urweltlichen Gebirges aufstieg, ein anderes den Morgenstern mit fünf Zacken und ein drittes einen Phönix mit aschgrauem Gefieder, der im Flug eine Spur aus Licht hinter sich ließ.
    »Wer bist du?« Meryre zeigte mit dem Finger auf den Pharao, der vor ihm kauerte. »Was willst du von uns?«
    »Ich bin der Sohn der Strahlenden Sonne und trage die Doppelkrone der Zwei Länder.« Nepher kreuzte den Krummstab und die Geißel vor seiner Brust. »Ich will die Tür zu den Heiligen Mysterien durchschreiten und den Weg begehen, der zu dem führt, welcher IST und nicht IST .«
    »Wie kamst du hierher?«, fragte der Meister der Gerechtigkeit.
    »Auf den Flügeln des Falken.«
    »Wie wirst du wieder fortgehen?«, fragte der Meister der Wahrheit.
    »Auf den Flügeln des Phönix.«
    »Warum glaubst du, dass du bereit bist, den Weg des Lichts zu gehen?« Meryre zeigte auf ein Wandgemälde des Pharaos, der auf einer Treppe aus Licht in den Himmel stieg.
    »Ich habe meinen Verstand zum Schweigen gebracht, ich habe meinen Geist entleert, und ich habe den Sonnengott beim Aufgang, im Zenit und beim Untergang geschaut.«
    »Und was hast du gesehen?«
    »Dass es nicht möglich ist, die Harmonie des Alls zu verstehen, ohne mich selbst zu verstehen.«
    »Was noch?«
    »Dass das unendlich Kleine und das unendlich Große wie mein Spiegelbild im Wasser des Nils sind.«
    »Wie wirst du die Erste Ursache

Weitere Kostenlose Bücher