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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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»Ich bin nicht stolz auf das, was ich tue, doch Schweigen wäre ein noch schlimmerer Verrat gewesen.«
    »Nur der Glaube, der auf die Probe gestellt wurde, ist ein aufrechter Glaube. Sie sind eine wahre Tochter Israels. Ich bin stolz auf Sie.« Der Großrabbiner begleitete Michaela zur Tür. »Darf ich Sie bitten, mich über alle weiteren Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten?«
    Michaela senkte den Blick. »Das werde ich tun.«

    Der Großrabbiner setzte sich und hob den Telefonhörer.
    »Büro des Oberrabbiners von Israel«, sagte eine Stimme am anderen Ende.
    »Hier spricht Großrabbiner Toaff aus Paris. Ich möchte mit dem Oberrabbiner Mordechai sprechen.«
    Noch am selben Tag landete eine Boeing 767 der El Al aus Paris um 18:55 Uhr auf dem Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv. Der erste Passagier, der ausstieg, war der Großrabbiner Toaff, eine Aktentasche fest unter den Arm geklemmt.
    Etan Mordechai, der Oberrabbiner von Israel, ein dürrer Mann, der Toaff um einen Kopf überragte, hakte den Großrabbiner unter und führte ihn zu einer schwarzen Limousine, die neben der Landebahn wartete.
    »Jacob, erzähl mir die ganze Geschichte.« Mordechai drückte einen Knopf, und die Trennscheibe hinter dem Fahrer fuhr nach oben.
    Toaff reichte Mordechai die Fotokopien. »Ich bezweifle, dass dir die Geschichte gefällt.«
    Als Toaff zu Ende erzählt hatte, erfüllte nur das Motorengeräusch das Innere der Kabine.
    Mordechai hob den Hörer eines Telefons in seiner Armlehne. »Hier spricht der Oberrabbiner Mordechai. Verbinden Sie mich mit dem Minister.«

    Je weiter Mordechai und Toaff mit Michaelas Bericht kamen, desto düsterer wurde das Gesicht des Premierministers Cohen.
    »Gott im Himmel!« Cohen fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Und das ausgerechnet jetzt, wo der Rückzug der Siedler im Gang ist und die Augen der ganzen Welt sich auf Israel richten!«
    »Angenommen, der Papyrus existiert und befindet sich wirklich in den Händen des britischen Geheimdienstes«, sagte Mordechai, »dann sehe ich eigentlich nicht, wie St. Pierre in seinen Besitz kommen könnte.«
    »Habt ihr nie daran gedacht, dass der Papyrus inzwischen woanders sein könnte?«, fragte Cohen.
    »Wo denn?«, fragte Mordechai.
    »Bei irgendeinem Sammler, was weiß ich. Vorerst hat die Rosenberg nur Vermutungen ausgesprochen, die allerdings ziemlich logisch sind, das gebe ich zu.«
    »Überaus logisch, Herr Premierminister«, sagte Mordechai. »Klar ist, dass die Engländer sich Carters Schweigen erkauften, und der Preis war die Erneuerung der Grabungsgenehmigung. Wir müssen unbedingt herausfinden, ob der Geheimdienst diesen Papyrus hat, und ihn dann in Sicherheit bringen. Mit allen erdenklichen Mitteln.«
    »Die Engländer sind keine einfache Klientel«, sagte Toaff. »Welche Argumente führen wir an, um sie zu überzeugen, wenn sie ihn haben?«
    »Darum würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte Cohen. »Ein Wörtchen aus Washington genügt.«
    »Die Amerikaner sind unsere besten Verbündeten, das stimmt«, sagte Mordechai. »Aber warum sollten sie das tun?«
    »Weil sie das allergrößte Interesse daran haben, dass der Papyrus geheim bleibt«, antwortete Cohen.
    Ein heiliger Krieg gegen Israel würde den Ölpreis in nie gekannte Höhen treiben und eine Welle terroristischer Anschläge gegen die Vereinigten Staaten, den Hauptverbündeten Israels, entfesseln.
    »Das Problem ist freilich noch viel verwickelter, als es scheint, meine Herren«, fuhr Cohen fort. »Die Sache mit dem Exodus wird nämlich zusätzlich dadurch verkompliziert, dass es nicht nur den Papyrus von Tutanchamun gibt.«
    Toaff warf einen fragenden Blick auf Mordechai, der keine Miene verzog.
    »Innerhalb der letzten Wochen höre ich jetzt zum zweiten Mal von diesem St. Pierre, und der Name fängt an, mir auf die Nerven zu gehen«, wetterte Cohen.
    »Das zweite Mal?«, fragte Toaff.
    Mordechai blickte den Premierminister entsetzt an.
    »Erzählen Sie es ihm, Mordechai«, sagte Cohen. »Sie haben meine Erlaubnis.«
    Mordechai berichtete Toaff von den Pergamenten des Kardinals St. Pierre und dem von Theon erwähnten Papyrus. Dabei enthüllte er die Rolle des Abrahamsbundes bei der Suchaktion nach dem Papyrus in den Klöstern des Berges Athos.
    »Oh Gott, ein zweiter Papyrus hat uns gerade noch gefehlt!« Toaff reckte die Arme zum Himmel. »Was passiert, wenn der Papyrus von Theon diesem Al Kaddafi in die Hände fällt?«
    »Wir haben Vorsichtsmaßnahmen getroffen.« Cohen

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