Curia
an. Er beschrieb, wonach er suchte, und bat sie, eine ähnliche Recherche durchzuführen. Die Ergebnisse sollten sie ihm und Gaston auf den Computer schicken. Dann rief er Gaston an.
»Dass dir Anubis die Eier abreißen möge!« Gaston stürzte in Théos Büro. Über einer gelbrot karierten Weste prangte die übliche Fliege. »Weißt du, wie viel Uhr es ist? Viertel nach eins. Um diese Zeit machen normale Menschen im Louvre Mittagspause. Ist dir das bewusst?«
Théo wollte antworten, doch Gaston brachte ihn zum Schweigen. »Nein, ist es nicht. Ach ja, ich vergaß. Du in deiner ätherischen Welt lebst ja von Musik. Warum nervst du außerdem immer dann, wenn ich gegen den Computer Schach spiele? Du weißt doch, dass man sich da konzentrieren muss!«
Théo dachte an Gastons Schwächen: Recherchen, die von einem Hauch Geheimnis umgeben waren, und Komplimente.
»Gaston, du weißt genau, dass du der Einzige im ganzen Louvre bist, dem ich vertraue. Ich habe etwas sehr Wichtiges an der Hand.«
Gaston hörte ihm schweigend zu. Der verärgerte Ausdruck auf seinem Gesicht wich einem neugierigen Grinsen.
»Dieser Typ kommt mir vor wie eine Kreuzung zwischen Cäsar und Napoleon«, sagte er. »Ein Fall wie aus dem Handbuch der Psychiatrie. Etwas für deine Freundin Raisa.«
»Dieser Bastard hat wirklich etwas, was andere nicht haben.«
»Er gefällt dir, was?«
»Die Verrückten geben dem Leben Farbe.«
»Ich nehme an, wenn ich die Dateien abgleiche und die Artikel lese, bleiben mir etwa zehn Namen. Zu viele?«
»Zehn solcher Männer gibt es nicht auf der Welt. Es werden weniger übrig bleiben, wenn du richtig suchst.«
Théo blickte auf die Pendeluhr. 19:40 Uhr. Um diese Zeit müsste Gaston schon nach Hause gegangen sein. Er schaltete den Computer ab, stand auf und zog sein Jackett an. Es klopfte. Gaston stürmte herein, mit Papieren wedelnd.
»Wie viele?«, fragte Théo.
»Zwei. Und einer der beiden ist es, das spüre ich, aber ich kann mich nicht entscheiden, welcher.«
Sie setzten sich. Nachdem Gaston die vier Dateien, Théos und die der drei Kuratoren, abgeglichen hatte, waren sechs Kandidaten übrig geblieben. Nach der Lektüre von Zeitungsartikeln waren es nur noch zwei. Gaston hatte schon alle Dateien an Théos Computer geschickt. Théo schaltete den Computer wieder an. Auf dem Bildschirm blinkten die Namen.
»Der erste ist ein Schotte, Logan MacDuffee«, sagte Gaston, »und der andere ein Grieche, Alexis Kassamatis. Beides Kandidaten für die Neurologie der Salpêtrière.«
MacDuffee hatte mit Immobilienprojekten ein geschätztes Vermögen von drei Milliarden Dollar angehäuft. Er war siebenundfünfzig und seit dreißig Jahren mit derselben Frau verheiratet. Pferde, Antiquitäten und Malerei waren seine Leidenschaften. Seinen Militärdienst hatte er als Offizier in einem schottischen Kavallerieregiment abgeleistet, und er trug noch seine Offizierspeitsche. Interviews hatte er nie gegeben, und er hasste es, sich fotografieren zu lassen. Er lebte in einem Schloss in den Highlands, nahe Inverness.
Théo ließ ein paar Artikel über den Bildschirm laufen. Der Schotte überzeugte ihn nicht. Einer, der noch mit der Offizierspeitsche herumlief, war nicht der Typ, der in die Archive des MI 6 eindrang, um einen Papyrus zu stehlen.
»Das überzeugt mich nicht. Zu offensichtlich. Ich hätte einen abgründigeren Charakter erwartet, wenn du weißt, was ich meine.«
»Abgründig? Dann ist Kassamatis dein Mann.«
Sein Vermögen hatte Kassamatis, der achtundfünfzig Jahre alt war und drei Scheidungen hinter sich hatte, mit Erdöl und Tankschiffen gemacht. Der Grieche transportierte ein Viertel der Erdölerträge aller OPEC -Länder. Sein Vermögen wurde auf zwanzig Milliarden Dollar geschätzt, womit er einer der fünfzehn reichsten Männer der Welt war. Sein Spitzname war Silberfuchs, nicht nur wegen seiner schlohweißen Haare, sondern auch, weil er sich wie ein Karrierediplomat kleidete und benahm. Politische Kontakte waren seine Stärke, was seinen Erfolg beim Ergattern von Förder- und Transportlizenzen erklärte. Zeitungsfotos zeigten ihn in Gesellschaft von Persönlichkeiten wie König Faisal von Saudi-Arabien, Präsident Clayton und dem Finanzier Roy Fitzwilliam.
»Hat es je Anklagen wegen Bestechung gegeben?«, fragte Théo.
»Nur Gerüchte, nichts Offizielles.«
»Interviews?«
»Kein einziges. Oder nein, vor drei Jahren hat er Reuters eines gegeben, um die amerikanischen Ölfirmen zu
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