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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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beruhigen.«
    »Hat er bei dem Interview etwas über sich gesagt?«
    »Nein. Oder doch. Irgendwann hat der Reporter ihn gefragt, ob es wahr sei, dass sein Vermögen zwanzig Milliarden Dollar beträgt. Weißt du, was er geantwortet hat? Er zähle sein Geld nicht, und jeder sogenannte Reiche, der wisse, wie viel er besitzt, sei ein armer Schlucker.«
    »Irgendwelche Marotten wie MacDuffees Peitsche?«
    Gaston blätterte in seinen Notizen. Er lachte. »Hör dir das an.«
    Obwohl Kassamatis im Weißen Haus ebenso Stammgast war wie im königlichen Palast von Riad, berichtete die Presse, dass der Magnat jedes Mal, wenn er auf seine eigene Insel in der Ägäis zurückkehrte, seiner Lieblingsbeschäftigung frönte: in einer schlichten Hafentaverne gut zu essen. Nach dem Essen folgte immer ein Sirtaki mit der örtlichen Bevölkerung, der ihm frenetischen Applaus eintrug.
    »Ein Milliardär, der Alexis Zorbas spielt«, sagte Gaston. »Ich frage mich, wer von den beiden der wahre Kassamatis ist.«
    »Vielleicht keiner von beiden.«
    Als er wieder allein war, ging Théo Gastons Aufzeichnungen durch. 21:10 Uhr. Er drückte eine Taste, und auf dem Bildschirm erschienen Zeitungsartikel über den Ölmagnaten.
    Es war 23:15 Uhr, als er den letzten Artikel gelesen hatte. Kassamatis … Signalisierte Kassamatis mit seiner demonstrativen Volksnähe vielleicht unbewusst, dass ihm Könige und Präsidenten völlig egal waren? Und hatte er Skrupel? Wenn er Erfolg in einer Welt wie der OPEC hatte, musste Kassamatis einer sein, der or nichts zurückschreckte.
    Als Théo einmal mit Konstantine darüber gesprochen hatte, dass manche Sammler zwei Sammlungen hatten, eine für die Öffentlichkeit und eine für sich selbst, war Konstantine eine Indiskretion herausgerutscht.
    »Ich habe einen Kunden, der seine heimliche Sammlung in einem seiner vielen Häuser versteckt, es liegt auf einer Insel in der Ägäis. Er hat sie nie jemandem gezeigt, nicht einmal mir. Ist das nicht verrückt? Dabei habe ich ihm die besten Stücke beschafft.«
    Théo fiel ein Anruf in Konstantines Büro ein, den er vor Kurzem getätigt hatte. »Tut mir leid, Monsieur St. Pierre«, hatte die Sekretärin gesagt, »Monsieur Konstantine ist ein paar Tage auf Ikaria – entschuldigen Sie bitte, ich wollte sagen, in Griechenland.«
    Ikaria. Wo hatte er den Namen dieser Insel schon einmal gelesen? Wieder ließ er die Artikel über den Bildschirm laufen … Ikaria war die Insel von Kassamatis.

    AN EINEM ABEND FÜNF TAGE SPÄTER IN RAISAS WOHNUNG
    Im Wohnzimmer spielte ein CD -Player The Sounds of Silence von Simon and Garfunkel.
    »Wie die Alchemistenpriester dieses Weiße Brot hergestellt haben, weiß ich nicht«, sagte Constance, »aber ich weiß, woran sie dachten, als sie es herstellten.«
    »Woran?«, fragte Raisa, in einem Sessel kauernd.
    Constance zündete sich eine Caballero an. »An das Sperma des Schöpfers.«
    »Das Sperma … des Schöpfers?« Raisa zog erstaunt und bewundernd die Augenbrauen hoch. »Ich dachte immer, die Juden hätten mit dieser Geschichte vom auserwählten Volk alle anderen übertrumpft, aber offenbar irre ich mich. Wie es scheint, haben die Ägypter ihrem Schöpfergott die Hosen heruntergezogen.«
    »Lass die Witze, Chérie. Ich erkläre es dir sofort.«
    Der erste lesbare Satz in Picos Pergament lautete: »Ich bin Thoth, der dir das leuchtende Auge des Horus in seinem Namen des Weißen Brotes bringt.« Er war auf die Wände der Kapelle des Gottes Nefertem im Großen Tempel von Abydos gemeißelt. Die Verbindung zwischen dem Weißen Brot und dem Auge des Horus fand sich auch in den Texten der Pyramiden, wo es hieß: »Die Brote werden aus dem Auge des Horus kommen.« Zuletzt zitierte Constance aus dem Kapitel 936 des Totenbuchs: »Dein Durst und dein Hunger werden gestillt, wenn du das Auge des Horus zu dir nimmst.«
    »Diese drei Sätze zeigen«, schloss Constance, »dass das Auge des Horus etwas Essbares und im ägyptischen Gottesdienst gleichbedeutend mit dem Weißen Brot war.«
    »Die Ägypter glaubten, dass das linke Auge des Horus die Macht hatte, Tote zu erwecken. Dann muss das Weiße Brot dieselbe Macht gehabt haben. Doch auf welche Weise wirkte sie?«
    »Durch das Pyramidion der Obelisken«, sagte Constance.
    Obelisken waren ein Symbol für den Phallus von Osiris. Das Pyramidion aus Elektron, mit dem die Ägypter die Spitze der Obelisken verkleideten, wurde »Same der Götter« genannt.
    Die Verkleidung mit der Gold-Silber-Legierung diente

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