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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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allem dich, fällt mir schwerer als dir, mir den Gefallen zu tun.«
    »Was brauchst du?«
    »Besitzt du irgendwelche Firmen in Saudi-Arabien?«
    »Ich halte Anteile. Warum?«
    Théo erklärte ihm, was er brauchte, und eine Pause entstand.
    »Warum ausgerechnet Saudi-Arabien?«
    »Tut mir leid, aber darüber kann ich nichts sagen.«
    »Nenn mir einen einzigen Grund, warum ich es tun sollte.«
    »Den kannst du haben. ›Two roads diverged in a yellow wood. I took the one less traveled by. And that has made all the difference.‹ Reicht dir das?«
    »Ich habe dir schon bei Lazarus gesagt, dass du ein riesengroßer Hurensohn bist, und mit Hurensöhnen kenne ich mich aus. Gib mir eine Telefonnummer.«
    Théos Blick fiel auf das Telefon auf dem Nachttisch. Einen Moment lang erschien die Karte mit dem Mond über dem Apparat, und die Worte der Herzogin gingen ihm durch den Kopf: Hüte dich vor dem Kaiser . Er diktierte Kassamatis die Nummer seines Handys.
    »Ich rufe dich in ein paar Stunden zurück«, sagte Kassamatis.
    Théo nahm ein Fläschchen Courvoisier aus der Minibar und trank. Was würde noch passieren? »Lohnt es sich?«, hatte er die Herzogin gefragt. »Das kannst nur du beantworten«, hatte sie entgegnet.
    Er zog Nickys Uhr aus der Tasche und ließ den Deckel aufspringen. Au clair de la lune, mon ami Pierrot, prête-moi ta plume, pour écrire un mot … Er schloss die Augen und kauerte sich aufs Bett. Durch das Fenster drangen der Duft des Weinmostes und Nickys Stimme, der auf der Tenne mit dem Verwalter sprach. Was bedeutete dieser Knoten im Hals? Sehnsucht, ein Lügengebilde, das ein idealisiertes Bild der Vergangenheit malte, eine Collage aus verzerrten Erinnerungen? Oder den Weg, den Robert Frost genommen hatte, ein in uns verborgener Gott, der uns ermahnte, versäumte Gelegenheiten nachzuholen?

    »Er hat mich gerade angerufen«, sagte Kassamatis am Telefon, die Füße auf den Schreibtisch gelegt, das Empire State Building vor dem Fenster im Blick. »Er hat mich gebeten, ihm bei der Beschaffung eines Visums für Saudi-Arabien behilflich zu sein.«
    »Hat er dir gesagt, wo er sich aufhält?«, fragte der Comte La Fontaine am anderen Ende.
    »Nein.«
    »Was hast du ihm geantwortet?«
    »Dass ich ihn zurückrufen würde.«
    »Sag Ja. Um den Rest kümmern wir uns.«
    »Wollt ihr den Job zu Ende bringen, mit dem ihr im Louvre nicht fertig geworden seid? Rechne nicht mit mir.«
    »Du wirst ihm sagen, dass du ihm nicht helfen kannst.«
    »Ich werde ihm genau das Gegenteil sagen.«
    »Ach ja? Warum gibst du ihm nicht gleich eine Karte, mit der er zum Grab kommt, vorausgesetzt, er hat sie nicht schon?«
    »Émile, fängst du jetzt auch schon so an wie Fitzwilliam? Hier geht es nicht nur um das Grab. Ich dachte, da wären wir uns einig.«
    Nach dem Gespräch blickte Kassamatis versonnen auf eine gerahmte Silberplakette mit einer Inschrift: »Two roads diverged in a yellow wood …«

    Ein Taxi hielt vor dem Hotel Delavigne. Théo stieg aus, beladen mit Tüten. Der Taxifahrer holte einen nagelneuen Koffer aus dem Kofferraum. Der Concierge des Hotels eilte herbei. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite bewegte sich eine Gardine hinter dem Fenster eines Bistros.
    In seinem Zimmer sah Théo zur Uhr. Das Handy klingelte.
    »Schreib dir diese Nummer auf«, sagte Kassamatis.
    »Sieht aus wie meine Sozialversicherungsnummer. Was ist das?«
    »Es ist die Nummer deines Visums. Du kannst es ab morgen Vormittag in der saudi-arabischen Botschaft in Paris abholen.«
    »Wer ist der Sponsor?«
    »Die Saudi Oil Trust Ltd. in Riad.«
    »Gehört sie dir?«
    «Ich besitze neunundvierzig Prozent. Der Rest gehört der königlichen Familie.«
    »Danke, Alex. Eines Tages werde ich mich revanchieren.«
    »Vergiss nicht, dass in Saudi-Arabien die Scharia herrscht. Weißt du, was das islamische Gesetz bei Delikten wie Diebstahl vorsieht? Das Abschneiden der rechten Hand. Die einzige Konzession an die sogenannte Zivilisation ist eine Beruhigungsspritze. Ach, noch etwas. Ich bezweifle, dass König Faisal Sirtaki tanzt oder Leuten, die Sirtaki tanzen, Rabatt gewährt. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    Théo nahm noch einen Courvoisier aus der Minibar, legte sich aufs Bett und trank das Fläschchen mit einem Schluck leer. Während er sich von der Wärme einlullen ließ, die in ihm aufstieg, verbreitete sich Zigarrenduft im Zimmer, und er erinnerte sich an Konstantine, der sich eine Davidoff unter die Nase gehalten hatte. »Weißt du,

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