Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
Vom Netzwerk:
ist etwas, was mich immer noch nicht überzeugt: der Wassermangel und die Zeit, die sie brauchten. Moses, auch dein Moses, und seine Männer mussten die Wüste Paran durchqueren, und die ist eine Strafe Allahs. Die Temperatur steigt auf fünfzig Grad im Schatten. Du wirst es erleben, wenn wir durchfahren, aber vergiss nicht, dass Moses keine Klimaanlage hatte.«
    »Wie weit ist es vom Sueskanal bis nach Taba?«
    »Etwa vierhundert Kilometer? Warum?«
    »Stell dir die Pilger vor, die zu Fuß über die Darb el-Haj gingen, als die Straße noch nicht asphaltiert war. Wie viele Kilometer schafften sie in der Stunde?«
    »Mit Kamelen, die mit Wasserbehältern beladen waren? Nicht mehr als drei. Sie wanderten acht Stunden täglich, natürlich abends und nachts, wenn es nicht so heiß war.«
    »Jetzt stell dir vor, du bist Moses mit all diesen Menschen und dem Vieh, und vergiss nicht, dass du verzweifelt bist, die Ägypter sind dir auf den Fersen, und Aqaba bedeutet die Rettung.«
    »Nun, in dem Fall würde ich vielleicht sogar dreizehn Stunden täglich durch die Wüste Paran wandern können. Mehr als vier Kilometer in der Stunde würde ich trotzdem nicht schaffen. Aber du berücksichtigst das Wasserproblem nicht.«
    »Wo ist das Problem? Die Pilger hatten Kamele, Moses hatte Esel.«
    »Ausreichend Wasser für diese Menschenmassen über die gesamte Strecke hinweg transportieren? Vergiss es.«
    »Auf halben Weg liegt die Oase von Nakhl.« Théo zeigte auf einen Punkt auf der Landkarte.
    »Ja, aber damals war das Wasser der Oase verdorben.«
    »Aber es war trinkbar, und in der Wüste ist man nicht wählerisch.«
    »Die Oase hätte niemals ausgereicht, selbst wenn es nicht die zwei Millionen aus der Bibel waren.«
    »Die Zahlen aus der Bibel kannst du vergessen. Josia hat sie sich ausgedacht. Der Exodus, der echte Exodus, umfasste höchstens ein paar hundert Menschen. Also, wie viele Tage brauchten sie?«
    Khalid zog einen Notizblock mit Rechner aus der Tasche seines Thobe und drückte ein paar Tasten. »Acht Tage.«
    »Genau. Acht Tage, nicht vierzig Jahre.«
    »Psst, bist du wahnsinnig? Sprich leise!« Khalid legte einen Finger an die Lippen und deutete zum Himmel hinauf. »Noch steht der Exodus auch im Koran«, flüsterte er mit ernster Miene.
    Théo bedeckte seinen Mund mit der Hand. »Tun wir so, als ob nichts wäre«, murmelte er ebenso ernst, »dann hört ER nicht zu.«
    »Es passt alles zusammen«, sagte Khalid, während er den Motor anließ und wieder in die Pilgerstraße einbog, »aber eines verstehe ich immer noch nicht. Warum um alles in der Welt sollte Moses, nachdem er in der Nähe von Aqaba angekommen war, nach Südosten, nach Arabien, weitergezogen sein? Warum ging er nicht nach Norden, ins Land Kanaan, wie es in der Bibel steht?«
    »Weil der Hohepriester Hilkija und seine Schreiber, die den Exodus im 7. Jahrhundert vor Christus verfassten, im Fach Geschichte nicht aufgepasst hatten oder an der Stelle Opfer einer der vielen Gedächtnislücken wurden, die es in der Bibel gibt. Das Land Kanaan wurde, beginnend bei Thutmosis III., während der gesamten 18. Dynastie und einem Teil der 19. Dynastie von den Ägyptern kontrolliert. Findest du es logisch, dass Moses aus Ägypten floh, um Zuflucht in einer an der Grenze zum Sinai gelegenen Provinz des Reichs zu suchen, die ebenfalls zu Ägypten gehörte?«
    »Wie hast du daraus geschlossen, dass der Berg Sinai in Saudi-Arabien liegt?«
    »Ich bin durch Bibellektüre darauf gekommen.«
    »Durch die Bibel? Théo, ich habe den Exodus auch gelesen. Wo steht dort, dass der Berg Sinai in Saudi-Arabien liegt? Keiner weiß, wo er ist, darum haben die Archäologen in den letzten fünfzig Jahren ja auch mindestens zehn verschiedene Berge Sinai aus dem Hut gezogen.«
    »Aber es steht im Exodus, sogar mehrmals.« Théo zog die Bibel aus seinem Sack und schlug sie auf. »Ich zitiere aus Exodus 2,15: ›Der Pharao hörte von diesem Vorfall und wollte Mose töten; Mose aber entkam ihm. Er wollte in Midian bleiben und setzte sich an einen Brunnen.‹«
    Die folgenden Sätze erzählten, dass Moses im Haus des Jethro wohnte, eines Priesters und Hirten, und dass er eine von dessen Töchtern heiratete.
    »Ich zitiere aus Exodus 3,1: ›Moses weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jethro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb.‹«
    Theó sagte, die Bibel nenne den Berg Gottes mal »Horeb«, mal

Weitere Kostenlose Bücher