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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Pater?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt, diskret natürlich, weil mir eingefallen ist, wie empfindlich er sein kann … Ha-hatschi!«
    Das Bulletin sei in zwei Versionen erhältlich. Entweder als »Kopie« für zehntausend Euro täglich oder in der »Exklusivversion«, deren Preis allerdings auf dreißigtausend Euro täglich steige. Wenn die Exklusivversion für die gesamte Dauer des Konklaves erworben werde – eine Regelung, die Fra Anselmo bevorzuge, da es in dem Fall weniger böse Gerüchte gab –, falle der Preis auf zwanzigtausend Euro täglich.
    »Wer garantiert uns, dass dieser Tempelhändler keine Ammenmärchen verkauft?«, fragte der Monsignore.
    »Oh, das habe ich auch sofort zu bedenken gegeben. Das Opus Dei kaufe nicht die Katze im Sack, habe ich gesagt. Entweder wir bekommen vorher eine Probe der Ware, oder es läuft gar nichts.«
    »Gut gemacht.«
    Fra Anselmo habe eine Mikrokassette aus seiner Kutte gezogen und sie in einen Rekorder gesteckt. Es war die vollständige Aufzeichnung einer Versammlung vom Vortag in der Suite von Kardinal Delgado, bei der sechs Kardinäle anwesend waren.
    »Monsignore, was tun wir?«
    »Kaufen Sie die Exklusivversion. Für die gesamte Dauer des Konklaves.«
    »Ich habe sie bereits vorbestellt … Ha-ha-ha-tschi!«

    Der Wirt, ein Nubier mit Turban, brachte den Kaffee und lächelte sie aus einer Reihe gelber Zähne an. Von einem Tisch wehte das süßliche Aroma einer Wasserpfeife herüber.
    Théo breitete die Karte des Sinai auf dem Tisch aus. »Welche Straße nehmen wir von Sues bis nach Aqaba?«
    »Welche Straße sollen wir schon nehmen? Die Darb el-Haj natürlich, die Pilgerstraße nach Mekka durch die Wüste Paran.« Khalid zeichnete mit dem Zeigefinger eine Diagonale, die den Sinai von Sues über Nakhl bis nach Taba durchschnitt. »Immer geradeaus wie der Flug des Falken.«
    »Wenn du Moses gewesen wärst und von den Ägyptern verfolgt würdest, hättest du dann eine andere als die Pilgerstraße genommen? Wärst du über die Via Horus gezogen, die Karawanenstraße im Norden?«
    Khalid zündete sich eine Cleopatra an. »Bestimmt nicht. Da wimmelte es von ägyptischen Soldaten.«
    »Dann hättest du also die südliche Straße genommen, von der die Bibel spricht?« Théos Zeigefinger fuhr an der Westküste des Sinai entlang nach Süden, vorbei an dem Berg Mose Gebel Musa und dann an der Ostküste Richtung Aqaba wieder hinauf.
    »Niemals, und ich weiß, was ich sage, denn dort unten verbringe ich sechs Monate im Jahr.«
    Der Süden Sinais sei eine der trockensten Gegenden der Erde, so Khalid, ein Hochofen aus felsigen Schluchten und Bergen, wo nur Eidechsen und Skorpione überleben konnten.
    »Moses wäre verrückt gewesen, wenn er den Weg der Bibel genommen hätte«, sagte Khalid. »Vierzig Jahre? Er hätte keine drei Tage durchgehalten.« Er unterdrückte ein Lachen. »Wenn die Christen wüssten, wie es dazu kam, dass die Kirche den Berg Sinai nach dort unten verlegt hat, würden sie aufhören, zum Gebel Musa zu pilgern, aber das wäre für meine Geldbörse ebenso ungesund wie für die Ägyptens.«
    Alles habe mit einem »Traum« des Kaisers Konstantin angefangen, einem von politischen Motiven genährten Traum, sagte Khalid mit spöttischer Miene. Um seinen Schwindeleien Glaubwürdigkeit zu verleihen, schickte Konstantin seine Mutter Helena auf eine Erkundungsreise in den Sinai, damit sie den betreffenden Berg fände.
    Die Kaiserin Helena, eine Frau mit einer starken mystischen Veranlagung, die nur von der Staatsräson gezügelt wurde, konnte sich bereits der Entdeckung des Heiligen Grabs und des Kreuzes Christi rühmen – wieder blitzten Khalids Augen spöttisch. Nachdem sie im Jahr 327 den Süden Sinais besucht hatte, erklärte Helena, der Berg Sinai der Bibel sei der Gebel Musa, denn das habe ihr ein Eremit versichert, der auf dem Berg lebte.
    »Eine unwiderlegbare Quelle«, sagte Théo ernst.
    »Offenbar sorgte die gute Frau sich nicht um die Trockenheit der Gegend, in der es kein Wasser gab«, sagte Khalid, »sonst hätte sie einen anderen Ort für den Berg Sinai ausgesucht. Auf jeden Fall sprach die Kirche sie heilig.« Khalid hob die Augen zum Himmel. »Allah, lass mich in Gesellschaft von tausend Sündern sein, aber erspare mir die eines Heiligen.«
    »Weisheit des Korans.« Théo trank seinen Kaffee aus. Er zeigte auf die Landkarte. »Also bleibt die Pilgerstraße die einzige Möglichkeit, oder?«
    Khalid presste einen Zeigefinger gegen die Unterlippe. »Da

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