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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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hat und warum gerade durch Arabien?«
    Théo faltete eine Karte der Sinaihalbinsel auf. »Lass uns anhalten, wenn du ein Kaffeehaus siehst. Ich will dir etwas zeigen.«
    Das Tuten einer Schiffssirene drang ins Fahrzeuginnere. Khalid zeigte nach vorn. Über der horizontalen Linie des Sueskanals tauchten die roten Schornsteine eines Tankschiffs auf. Ringsumher erstreckte sich ein Niemandsland mit Festungsruinen und halb im Sand versunkenen Panzerwracks. Die Erinnerungen an den Sechstagekrieg, sagte Khalid.
    Auf halber Strecke zwischen dem Sueskanal und dem Mitla-Pass hielt Khalid vor einer Baracke aus Holz und Wellblech im Schatten von Eukalyptusbäumen. Sie bestellten zwei Kaffees.
    Ein schwarzer Cherokee-Jeep hielt hinter dem Toyota.

    In Westernhemd und Kakihose stieg Monsignore Guzman aus dem Jeep. Er ignorierte Khalid und Théo, setzte sich an einen Tisch in der hintersten Ecke und tippte eine Nummer in sein Handy.
    »Nun, Pater?«
    »Ha-a-a-tschi! Entschuldigen Sie bitte, Monsignore, diese Erkältung plagt mich sehr«, sagte Pater Pinkus mit näselnder Stimme. »Es ist alles nach Plan gelaufen.«
    Fra Anselmo hatte ihm die Liste der Zimmer mit den Namen der Kardinäle ausgehändigt. Um zwei Uhr in der Früh habe er die Umschläge unter den Türen hindurchgeschoben.
    »Was steht in dem Brief?«, fragte Guzman.
    »Wie vereinbart: ›Das Tagebuch ist eine Fälschung, wie jeder Schriftsachverständige bestätigen kann.‹ Unterzeichnet mit: ›Die Augen und Ohren des Fischers‹.«
    »Ausgezeichnet. Und die Abhörzentrale? Funktioniert sie?«
    »Funktionieren tut sie zwar, Monsignore, aber alles, was sie registriert, ist Stille. Kardinal Ottolenghi geht nur zum Schlafen in seine Suite, und die Versammlungen … Ha-a-tschi! … hält er in den Gemeinschaftsräumen ab. Zum Telefonieren schließt er sich sogar in den Toiletten des Refektoriums ein.«
    »Ihr hört auf jeden Fall weiter ab. Und was die Briefe betrifft, bleibt uns jetzt nur noch abzuwarten.«
    »Monsignore, die Briefe genügen nicht. Das hier ist ein Nest von Spionen.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Haben Sie schon einmal etwas von den Savoyarden des Papstes gehört? Ha-ha-tschi! Das scheint eine Spezialität der Casa Santa Marta zu sein.«
    »Savoyarden des Papstes? Was zum Teufel erzählen Sie da, Pater?«
    »Ich erkläre es Ihnen sofort.«
    Unaufhörlich folge von den frühen Morgenstunden an und den ganzen Tag hindurch eine Zusammenkunft der Kardinäle auf die andere. Sie wurden in kleinen Gruppen abgehalten, vor allem in den Suiten, aber auch in den Gemeinschaftsräumen und im Refektorium. Die Küche werde mit Wünschen nach Tee, Kaffee oder Kräuteraufgüssen bombardiert, so Pinkus.
    Überall herrsche ein geschäftiges Hin und Her der Schwestern, die Servierwagen schoben. Auf allen Wagen prangte ein silberner Tafelaufsatz mit mehreren Etagen, der von einer Statuette des Erzengels Gabriel überragt wurde und bis zum Rand mit Savoyarden des Papstes gefüllt war. Dabei handele es sich um likörgetränkte Biskuits mit Nüssen, nach einem Rezept von Fra Anselmo gebacken, die den wahlberechtigten Kardinälen sehr gut schmeckten.
    » Caramba ! Wir stehen kurz vor dem Konklave, und Sie halten mir einen Vortrag über likörgetränktes Gebäck?«
    »Diese Biskuits sind wie die Wände im Vatikan … Ha-hatschi! … sie haben Augen und Ohren. Gestern Nachmittag habe ich Fra Anselmo ein Kompliment für seine Savoyarden und den kunstvollen Erzengel gemacht. Dabei habe ich ihm zugezwinkert.«
    »Und er?«
    »Er hat mir ein Zeichen gegeben, ihm in die … Ha-ha-atschi! … Kühlkammer zu folgen.«
    »In die Kühlkammer? Wozu denn das?«
    »Ich musste mich auf eine Rinderhälfte setzen, und er hat mich gefragt, ob ich Interesse hätte, ein tägliches Bulletin zu kaufen.«
    Fra Anselmo habe ihm angeboten, gegen Barzahlung – Lieferung jeden Morgen Punkt 07:45 Uhr in der Kühlkammer – das Protokoll von zehn Gesprächen des Vortrags zu erwerben. Das Bulletin beinhalte außerdem die Zusammenkünfte der besonders aussichtsreichen Kandidaten unter den Kardinälen, entsprechend der Rankingliste der Konklavewette, die bereits an der Londoner Börse zirkulierte.
    »Als ich ihn gefragt habe, wie er das macht, hat er mir todernst entgegnet, ich solle keine blasphemischen Fragen stellen, denn gewisse Dinge könne man nur den Erzengel Gabriel fragen. Im stillen Gebet.«
    »Dieser Mönch ist ein schamloser Lump. Wie viele Namen mögen denn schon auf dieser Liste stehen,

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