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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Persönlichkeit gesprochen. Was für ein Mensch ist er?«
    »Ein Größenwahnsinniger, besessen vom Persönlichkeitskult, natürlich dem seiner Person. Ein würdiger Nachfolger von Escrivá.«
    Böse Zungen behaupteten, der Generalprälat bedaure heimlich, nicht General beim Militär geworden zu sein. Er tröstete sich mit der Lektüre von militärstrategischen Abhandlungen und mit martialischer Opernmusik.
    »Als Generalprälat verfügt Guzman über uneingeschränkte Macht und so viel Geld, wie er will. Unterschätzen Sie ihn nicht.«
    »Ich habe nicht das Geringste mit ihm zu tun. Bis vor zwei Tagen kannte ich das Opus Dei nur dem Namen nach.«
    »Sie sind der Ägyptologe des Louvre.« Der Kommissar fixierte Théo. »Und Ihr Bruder hat Ihnen wirklich nichts Schriftliches über diese Geschichte mit Moses und dem Exodus hinterlassen?«
    Théo schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    Der Kommissar musterte ihn, und in der Stille hörte man nur das Brummen des Ventilators. »Wie Sie wollen, aber denken Sie nicht, dass ich Ihnen glaube. Diese Frage beschäftigt allerdings nicht nur mich, sie beschäftigt auch Guzman. Machen Sie sich keine Illusionen.«
    »Commissario, was kann ich von Ihnen erwarten?«
    »Offiziell gar nichts. Das habe ich Ihnen schon gesagt. Meine Vollmachten enden an der Via della Conciliazione.«
    »Und inoffiziell?«
    Der Kommissar blickte Théo direkt in die Augen. »Ich bleibe, was ich bin, ein Polizist.«
    »Wollen Sie mir sagen, dass Sie weiter ermitteln?«
    »Ihr Archäologen habt kein Monopol auf Hartnäckigkeit, obwohl Sie anscheinend vom Gegenteil überzeugt sind.«
    »Verfolgen Sie eine bestimmte Spur?«
    »Vielleicht.« Dominici blickte auf ein Dossier, das vor ihm lag. »Sie haben Ihre Geheimnisse, ich habe meine.«
    Vergeblich versuchte Théo die Aufschrift auf der Akte zu lesen, die der Kommissar eilig mit einer Zeitung bedeckte.
    »Ciao, Poirot«, sagte Théo, mit düsterem Gesicht vor dem Käfig stehend.
    » Machen Sie sich keine Illusionen «, krächzte Poirot. » Krraak .«

    Dominicis Worte gingen ihm durch den Kopf, während er die Treppen des Polizeipräsidiums hinabstieg.
    Bedachte man, wie vielen Interessen der Vatikan zu dienen hatte, schien die Glaubwürdigkeit der Bibel ein wichtiges Motiv zu sein. Aber konnte es nicht auch ein anderes Motiv geben? Er sah Vankos Handschrift vor sich: Diese Notizen deuteten auf ein esoterisches Geheimnis hin. Doch auch wenn dem so wäre – wer, wenn nicht die katholische Kirche, konnte hinter den beiden Morden stecken?
    Er ging durch die Via Genova. Ein junger Mann mit engelsgleichem Gesicht folgte ihm in einigem Abstand. Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig saß ein Mann am Tischchen einer Bar, blätterte in einer Zeitschrift und kippte den letzten Schluck eines Guinness hinunter. Als er sich den Mund abwischte, erzitterten seine Wangen, die denen eines Mafiapaten alle Ehre machten, und unter dem Ärmel seines schwarzen Armani-Rollkragenpullovers tauchte eine in den Unterarm tätowierte XIII auf.
    Der Mann erhob sich und legte sich ein beigefarbenes Leinenjackett über den Arm, warf einen kritischen Blick auf sein Spiegelbild in der Fensterscheibe der Bar und strich sich die Haare glatt. Hinkend ging er zur Straße und überquerte sie mitten zwischen den wild hupenden Autos hindurch, die Hand erhoben, um sie zum Anhalten zu zwingen. Er ging in dieselbe Richtung wie Théo und der blonde Jüngling, das rechte Bein nachziehend.

    I see skies of blue and clouds of white …
    Aus einem CD -Spieler tönte die Stimme von Louis Armstrong durch das Büro. Théo setzte sich an den Schreibtisch und blickte sich um. Sein Blick blieb an einer Reihe von Urnen hängen, die auf einer Anrichte präsentiert wurden.
    Jemand klopfte. Ein Mann mit dem seligen Lächeln eines Lottogewinners trat ein, in den Händen eine Urne aus glänzendem Messing.
    »Dies ist die Urne mit der Asche, Signor St. Pierre«, sagte der Direktor mit Falsettstimme und drückte Théo den Behälter in die Hand. »Und dies hier sind die Papiere.«
    »Dann darf ich jetzt mit der Asche machen, was ich will?«
    »Natürlich. Aber sind Sie wirklich sicher, dass Sie die Asche nicht in unserem ›Garten des Gedenkens‹ verstreuen wollen? Erlauben Sie mir, Ihnen unseren Katalog ›Ewigkeit‹ zu zeigen.« Der Direktor schob Théo eine Broschüre über den Tisch und schlug sie auf. »Sehen Sie? Wir würden eine Gedenktafel mit Namen und Datum anbringen. Ich bin sicher, dass Ihr Bruder diese Geste

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