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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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sie Privatuniversitäten, Schulen, boarding houses nach englischem Vorbild, Kliniken, Krankenhäuser, pharmakologische Forschungsinstitute und Verlagshäuser umfassten.
    »Wenn Sie eine Vorstellung davon bekommen wollen, wie viel Geld die haben«, sagte der Kommissar, »nehmen Sie nur dieses eine Detail: Das siebzehnstöckige Hochhaus in Manhattan, der Sitz ihrer Nordamerikadirektion, hat etwa siebenundvierzig Millionen Dollar gekostet. Das Opus Dei ist ein weltumspannendes Finanzimperium. Mit einem Unterschied im Vergleich zu multinationalen Konzernen: Es unterliegt keiner Kontrolle und zahlt keine Steuern. Ganz legal.«
    Poirot sträubte die Federn. » Zahlt keine Steuern «, krächzte er leise. » Krrraak .«
    »Wie ist denn das Opus Dei entstanden? Und wie ist es organisiert?«
    »Es entstand während der Franco-Zeit in Spanien und wurde von Pater Escrivá gegründet. Die religiösen Ideen des Paters vertrugen sich ausgezeichnet mit den politischen Ideen des Generalissimus. Escrivá zog eine Kutte an, und das Ergebnis war das Opus Dei. Die internationale Entwicklung begann in den Fünfzigerjahren, wohl nicht zufällig in der Zeit der Militärdiktaturen in Lateinamerika. Von den Sechzigerjahren an schlich sich die Organisation dann so ziemlich überall ein.«
    Der Commissario berichtete, dass das Opus Dei 85 000 Mitglieder hatte, die über achtzig Länder verteilt waren. Die Numerarier, etwa zwanzig Prozent, waren junge Männer mit Universitätsabschluss, die Keuschheit und Armut gelobt hatten, in Einrichtungen des Opus lebten und all ihre Einkünfte an die Kassen des Opus überwiesen. Einflussreicher waren jedoch die Supernumerarier, die siebzig Prozent aller Mitglieder bildeten. Diese Laien, die heiraten durften, waren gehalten, regelmäßig »freiwillige« Beiträge zu leisten. Das Kriterium für ihre Anwerbung war unmissverständlich: Sie mussten Leitungspositionen in der Politik, der Finanzwelt, der Industrie und den Medien bekleiden. Den Priestern, zwei Prozent, oblag die Kontrolle, zumindest formell. Die Assoziierten, externe Mitglieder von geringer Bedeutung, bildeten die restlichen acht Prozent.
    »Die Supernumerarier sind Spitzenpolitiker, Präsidenten internationaler Banken, Geschäftsführer multinationaler Konzerne, Pressemagnaten und so weiter. Bekommen Sie jetzt ungefähr eine Vorstellung?«
    »Sie haben die Kontrolle durch die Priester ›formell‹ genannt. Warum?«
    Der Kommissar trommelte mit dem Feuerzeug auf den Schreibtisch. »Weil ich mich allmählich frage, wer beim Opus Dei eigentlich wirklich kommandiert.«
    » Krraak , krraak «, krächzte Poirot.
    »Gibt es irgendwo eine Liste der Supernumerarier?«
    »Stellen Sie sich hinten an, und warten Sie auf den Jüngsten Tag.«
    »Warum? Was ist das Opus Dei, eine Geheimgesellschaft?«
    »Das Opus Dei ist eine Sekte«, sagte der Kommissar. »Wer aufgenommen wird, gelobt Geheimhaltung, allen Gesetzen zum Trotz, die Geheimgesellschaften verbieten. Außer dem Papst kennt niemand die Liste ihrer Mitglieder. In vielen Ländern wird das Opus Dei von den lokalen Behörden in Schach gehalten. In Belgien, um nur ein Beispiel zu nennen, wird es offiziell als eine der ›gefährlichen Sekten‹ eingestuft.«
    »Warum gefährlich? Einen Apparat zum Geldscheffeln in Gang zu setzen, entspricht vielleicht nicht den höchsten christlichen Idealen, aber es ist kein Verbrechen.«
    »Wie die Polizei in vielen anderen Ländern erhalten auch wir häufig Anzeigen gegen das Opus Dei. Zum Beispiel wegen psychischer Manipulation, die auf Hörigkeit abzielt.«
    »Hörigkeit?«
    »Gehen Sie mal ins Internet, auf die Seite des ODAN (Opus Dei Awareness Network), einer nordamerikanischen Hilfsorganisation für alle vom Opus Dei Betroffenen, dann werden Sie verstehen, was ich meine. Sie haben nur die Qual der Wahl. Es gibt unzählige Zeugnisse ehemaliger Numerarier, die von ihren albtraumartigen Erfahrungen in den sogenannten Zentren des Opus Dei erzählen. Ganz zu schweigen von dem, was die Familien ehemaliger Numerarier über die Hölle berichten, durch die sie gehen mussten.«
    Der Kommissar erzählte von Briefzensur, von körperlicher Selbstkasteiung und einer psychologischen Konditionierung, die an die Zustände in den Lagern hinter dem Eisernen Vorhang erinnerte.
    Théo verzog den Mund. »Das Opus Dei scheint mir als Schuldiger zu nahe zu liegen, und naheliegende Lösungen haben mich noch nie überzeugt. Erzählen Sie mir von Guzman. Sie haben vorhin von seiner

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