Curia
und lief auf Théo zu. » Shmallah . Gerade jetzt, wo ich eine Zugabe geben wollte. Kriegen wir Besuch?«
»Nicht dass ich wüsste.« Théo schirmte seine Augen mit dem Hut ab und beobachtete den näher kommenden Hubschrauber. »Abgesehen vom Scheich weiß keiner, dass wir hier sind, und nach dem, was ich gesehen habe, reist der Scheich auf dem Rücken eines Kamels oder mit seinem Bentley.«
»Vielleicht überfliegt er das Wadi nur?«
Als der Hubschrauber über der Zinne angelangt war, wurde er langsamer, hielt in der Luft an und senkte sich dann in Richtung des stufenförmigen Massivs. Der Lärm des Rotors erfüllte das Tal. Ein Wirbel aus rotem Sand umgab die Maschine. Als die Sandwolke sich verzogen hatte, hinderten die starken Sonnenreflexe auf den Frontscheiben des Cockpits Théo daran, den Passagier zu erkennen, der neben dem Piloten saß.
Die Cockpittür öffnete sich, und ein Mann mit silbergrauem Haar und einer Ray-Ban-Sonnenbrille sprang heraus. Er trug ein blaues Hemd, Kakihosen und hielt einen Aktenkoffer in der Hand. Mit der anderen Hand winkte er ihnen, während er energischen Schrittes auf sie zukam.
Auf Théos Gesicht zeichnete sich Fassungslosigkeit ab.
»Kennst du ihn?«
»Das ist der letzte Mensch auf der Welt, den ich hier erwartet hätte. Alexis Kassamatis, der Milliardär.«
»Caramba! Wer ist das denn?«, fragte der Monsignore und reichte Al Kaddafi das Fernglas. »Kennst du ihn?«
»Das Gesicht kommt mir bekannt vor. Wenn dieses Fernglas nur schärfer wäre …«
Auch Guzman waren diese Züge vertraut. Wo hatte er den Mann schon gesehen? Er griff wieder zum Glas und drehte an der Schärfeneinstellung. Dabei trat ihm schlagartig das Bild eines Mannes im blauen Nadelstreifenanzug vor Augen, der mit breitem Lächeln die Hand von Kardinal Alfieri schüttelte. Kassamatis.
Was tat der Silberfuchs hier? War er auf eigene Faust hier, wegen seiner Interessen am saudischen Öl? Nein. Ein zweites Bild legte sich über das erste. Kassamatis zusammen mit dem Amerikaner und dem Franzosen in seinem Büro in der Villa Tevere. In den letzten Monaten, mit der Verschlechterung des Gesundheitszustands des polnischen Papstes, war ihre häufige Anwesenheit im Vatikan fast zur Belästigung geworden. Aber die Spenden flossen üppiger denn je. Kassamatis war im Auftrag der Gruppe hier.
Ihm fiel der Mord an Santi auf dem Domplatz in Siena ein. Wollten sie das, was er auch wollte? Ja, aber auch noch etwas anderes. Etwas, was viel mehr wert sein musste als das Geheimnis des Exodus.
»Was habe ich dir gesagt? Den Archäologen darf man nicht unterschätzen. Glaubst du mir jetzt endlich?«
41 LUFTRAUM ZWISCHEN DER REPUBLIK JEMEN UND SAUDI-ARABIEN ÜBER DEM NICHT FESTGELEGTEN GRENZABSCHNITT ZWISCHEN ASH SHARAWRAH UND DEM SULTANAT OMAN
Als die Britten-Norman Islander über das Grenzgebiet flog, zeigte der Höhenmesser an Bord 21 000 Fuß.
»Kontrollturm Dharam, fünf vier sechs null Foxtrot«, krächzte die Stimme des Fluglotsen zum zweiten Mal aus dem Bordfunk. »Ich wiederhole. Sie befinden sich im Luftraum von Saudi-Arabien. Geben Sie Ihre Flugerkennungsnummer und den Kurs an. Ende.«
Im Dunkel des Cockpits zog der Pilot am Steuerknüppel. Die Zahlen auf dem Höhenmesser begannen zu sinken: 19 000 … 17 100 … 15 000 …
Die Luke der Islander öffnete sich weit, und einer nach dem anderen stürzten fünf Fallschirmspringer aus dem Flugzeug. Ihre Fallschirme öffneten sich. Vor dem Sternenhimmel sahen sie aus wie Quallen, die durch dunkle Meerestiefen schweben. Das Flugzeug drehte ab und nahm Kurs auf die jemenitische Grenze.
Auf der Höhe einer Schlucht tauchte die Kufija eines Beduinen hinter einem Felsen auf. Der Mann richtete ein Nachtsichtfernrohr auf die Fallschirme und beobachtete ihre Landung.
Der erste Fallschirmspringer landete auf dem Kamm einer großen, S-förmigen Düne und die anderen vier Schirme gingen in der Nähe der Dünenhänge nieder, alle im Umkreis von wenigen hundert Metern. Die fünf Männer rafften ihre Fallschirme zu einem Bündel zusammen, gruben Löcher in den Sand, legten die Fallschirme hinein und schütteten die Löcher wieder zu. Der Mann auf dem Kamm winkte mit dem Arm. Die anderen kletterten die Düne hinauf. Alle Männer trugen Rucksäcke, ihre Schatten tanzten über das Wellenmuster im Sand.
Als die fünf in Sichtweite einer Oase kamen, wo die Zelte eines Beduinenlagers zwischen Palmen standen, richtete einer von ihnen eine Taschenlampe auf
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