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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Patriarch von Lissabon. Er gilt als ein gerechter Kompromiss zwischen den europäischen und den südamerikanischen Kardinälen. Die Befreiungstheologie ist alles andere als tot, und man muss auch bedenken, dass der Prozentsatz der Katholiken in Brasilien während des Pontifikats des polnischen Papstes von 87 auf 64 Prozent der Bevölkerung gesunken ist.«
    »Ist dieser Soares ein Mann, mit dem das Opus Dei verhandeln könnte?«
    »Um das zu beantworten, müsste man ihn besser kennen. Ich hätte da einen Vorschlag. Da der Erzengel Gabriel bei Ottolenghi pure Verschwendung ist, könnten wir ihn bei Kardinal Soares einsetzen.«
    » Excelente , Pater, excelente .«
    »Doch selbst wenn Soares sich für uns eignen würde, wüsste ich wirklich nicht, wie ich die Kardinäle von diesem Wechsel unseres Kandidaten unterrichten soll. Außerhalb des Beichtstuhls kann ich nicht mit ihnen sprechen.«
    Caramba . Die Beichte.
    »Sie könnten es ihnen im Beichtstuhl sagen.«
    »Die Beichte für den Wahlkampf nutzen? Aber Monsignore, das ist Sünde! Eine sehr schwere obendrein.«
    »Pater, die Güte bleibt immer stumm. Es ist die Sünde, die Geschichte schreibt. Wollen Sie mir nicht helfen, diese Seite im Geschichtsbuch aufzuschlagen?«
    Pater Pinkus schwieg.
    »Gott hasst die Sünde, aber er liebt den Sünder«, sagte der Monsignore im Ton eines Heilsarmeesoldaten. »Ganz besonders liebt er den Sünder, der bereut.« Der Ton schwang sich zu eschatologischem Pathos auf. »Aufgepasst, Pater. Wer sich darauf versteift, nicht zu sündigen, begeht die Sünde des Hochmuts. Eines dieser Wörtchen, die Sie so gut zu wählen verstehen, durch das Gitter geflüstert …«
    »Einverstanden, Monsignore. Aber ich glaube, in Anbetracht seines Gegners wird es mehr als ein Wörtchen brauchen, damit Soares Papst wird.«
    »Sie kennen doch den Spruch, oder? Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal heraus.«
    »Wer auch immer das gesagt hat, der kennt Ottolenghi nicht.«

    Der Toyota fuhr durch das Tal an dem kleinen Flusslauf entlang. Auf dem steinigen Grund des Wadis lagen massive Felsbrocken unter einem gleißenden Licht.
    Khalid schob eine CD in den Player, und die Ouvertüre von Die Macht des Schicksals erklang im Innenraum. Théo, der auf der Rückbank saß, unterdrückte ein Lachen, weil er an ihren Wortwechsel über das Schicksal denken musste. Khalid würde zu jedem Mittel greifen, nur um zu beweisen, dass er recht hatte, vor allem wenn es um Allah ging. Nicht umsonst lautete eines seiner Lieblingszitate: »Allah ist mit den Beharrlichen.«
    Doch bei Verdi und der Macht des Schicksals irrte Khalid. Théo ließ sich von den mal kriegerischen, mal sehnsüchtigen Tönen der Ouvertüre mitreißen, doch schließlich überkam ihn ein Gefühl der Verzweiflung. Es war nicht Gott, der aus der Macht des Schicksals sprach, sondern Verdis Agnostizismus. Eine dunkle Macht, das Fatum, böser als der unversöhnliche Gott der jüdischen Bibel, beeinflusste alles im Leben der Menschen. Welchen Sinn hatte das Leben mit seinen Freuden und Leiden? Keinen, sagte Verdi. Dieser Hund. Der Existenzialismus des Komponisten aus Busseto war schlimmer als derjenige Sartres: Dem Menschen blieb keine Wahl außer der Resignation. Zum Teufel mit der Macht des Schicksals. Und zum Teufel mit Verdi.
    Sein Blick schweifte über die Wüste. Wer hatte Kassamatis benachrichtigt? Der Scheich? Doch selbst wenn die beiden sich kannten, warum hätte er es tun sollen? Und wer waren die Männer auf dem Hügel? Arbeiteten sie für Kassamatis? Spielte der Mann, der das Frost-Zitat auf seinem Schreibtisch stehen hatte, ein doppeltes Spiel? Und wenn, für wen? Und warum? Théo fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Auf diesem Wüstenfleck liefen mehr Menschen herum als sonntags im Louvre. Plötzlich unterbrach ein lauter Knall seine Gedanken, der Geländewagen begann zu schleudern.
    »Shmallah!« Khalid umklammerte das Steuer.
    »Nein. Sag nicht, dass wir einen Platten haben.«
    Khalid fuhr an den Straßenrand, sie stiegen aus. Der linke Hinterreifen verlor Luft. Rakan ging auf die andere Straßenseite, um sich auf einen Felsen im Schatten zu setzen. Er zog einen Tabakbeutel aus seiner Galabija und schüttete Tabak auf ein Papier.
    Khalid drehte die Kurbel des Wagenhebers, und Théo nahm das Rad mit dem platten Reifen ab. Die Sonne brannte, der Schweiß lief ihm den Rücken hinunter. Khalid hob das Ersatzrad, um es auf die Nabe zu stecken.
    »Moment.« Théo hielt ihn

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