Curia
das Lager und ließ sie dreimal aufleuchten. Aus den Palmen kamen drei Lichtblitze als Antwort. Zwei Scheinwerfer durchschnitten das Dunkel, und ein Hummer-Geländewagen fuhr auf das Grüppchen zu. Die fünf Männer verstauten ihre Rucksäcke im Wagen und stiegen ein.
Hinter einem Ghada-Busch versteckt, beobachtete der Beduine, wie die Rücklichter des Wagens in der Wüste verschwanden. Er zog ein Handy aus einem Sack und wählte eine Nummer.
Die Rotoren des Bell 214, die sich noch immer drehten, wirbelten Sand auf und übertönten die Worte der beiden Männer.
»Wie hast du mich gefunden?«, schrie Théo.
»Ich habe meine Informanten«, antwortete Kassamatis.
Das Drehen wurde langsamer und hörte ganz auf.
»Darf ich fragen, was du hier machst?«
»Ich habe über dein Angebot nachgedacht. Das Versteck des Grabes im Austausch gegen das esoterische Geheimnis. Ich willige ein.«
Théo betrachtete ihn schweigend. Mit der Sonnenbrille wirkte Kassamatis noch unergründlicher als sonst. »Wenn ich mich recht erinnere, waren deine letzten Worte vor einer Woche auf Ikaria: ›Idealismus ist zu teuer. Such dir einen anderen Geldgeber.‹«
»Änderst du nie deine Meinung?«
»Ich ja, du aber nicht. Nicht bei einer solchen Sache.«
»Théo, ich rede nicht gerne über Geschäfte, wenn ich heimlich beobachtet werde.«
Théo blickte sich nach allen Seiten um. »Was sagst du da? Wo?«
»Schau weiter in meine Richtung.«
Als der Hubschrauber über die Hügel geflogen war, habe der Pilot ihm zwei Männer gezeigt, die das Wadi mit einem Fernglas beobachteten. Kaum hatten die beiden den Lärm der Rotoren gehört, hatten sie sich verzogen.
Théo dachte an den Scheich. Nein, er konnte es nicht sein, was sollte Rakan dann hier? Es war jemand anderes, derjenige, der überall dabei war, auch hier in der Wüste. Und ihm immer einen Schritt voraus. Plötzlich sah er die vom Schein der Laterne beleuchtete Tarotkarte des Mondes vor sich.
»Also, wollen wir die Sache an einem Ort besprechen, wo weniger Gedränge herrscht?«, fragte Kassamatis.
»Lass mich nachdenken.«
Warum nachdenken? War es nicht das, was er von Anfang an gewollt hatte? Ja, aber nicht so. Wer war Kassamatis wirklich? Die Puppe im Smoking aus seinem Traum ging ihm durch den Kopf.
Er wollte ihr die Maske abreißen, aber das Bild verschwand .
»Dann beeil dich mit Nachdenken, denn ohne mich wirst du dieses Grab niemals finden. Wenn du über unser Geschäft sprechen willst, ich kampiere in der Oase des Wadi Aynunah, zwanzig Kilometer südlich von hier.«
Er würde bis morgen früh in der Oase bleiben. Wenn Théo ihn sprechen wollte, müsse er noch vor Einbruch der Nacht ins Lager kommen.
»Jetzt rufe ich meinen Piloten. Er wird dir eine Landkarte zeigen, und du tust so, als würdest du ihm Hinweise geben. Eine kleine Show für deine Freunde auf dem Hügel dort.«
Den Hut schützend vor das Gesicht haltend, beobachtete Théo den Hubschrauber, der inmitten einer hoch aufwirbelnden Sandsäule vom Boden abhob. Der Bell machte eine große Wende und flog in Richtung Südosten, bis er hinter dem Kamm einer Schlucht verschwand.
»Was wollte er?«, fragte Khalid.
»Das würde ich auch gerne wissen.« Théo erzählte ihm von der Begegnung auf Ikaria.
»Weißt du, an wen mich dein Milliardär erinnert? An die Statuen der Pharaonen. Derselbe Gesichtsausdruck: keinen. Und was machen wir jetzt?«
»Zuerst einmal befreien wir uns vom Scheich. Wir danken ihm für seine Gastfreundschaft und wiegen ihn in dem Glauben, wir würden nach Ägypten zurückkehren.«
»Théo, hör auf mich. Vergiss diesen Kassamatis. Wir verbringen die Nacht in Tabuk und kommen morgen früh bei Sonnenaufgang wieder hierher, allein. Und dann beobachten wir, wo die Sonne hinfällt.«
»Und wie machen wir dann weiter, ohne das Datum der Ausrichtung zu kennen?«
»Wir vertrauen uns der Hilfe Allahs an.« Khalid zeigte mit dem Finger in den Himmel. »›Gott hält das Schicksal aller Dinge in der Hand.‹ So steht es im Koran.«
»Schicksal? Ach, was denn für ein Schicksal, Khalid? Wir sind mit unseren Entscheidungen wohl oder übel allein. Das Paradies und die Hölle bauen wir uns selbst, mit eigenen Händen. Das Schicksal ist nur eine Ausrede für Leute, die die falschen Entscheidungen treffen.«
Khalid warf ihm einen mitleidigen Blick zu. »Existenzialismus, igitt! Feines Vorbild, dein Freund Sartre. Ekel, Kommunismus und Gauloise. Wenigstens rauchst du nicht.«
»Los, machen wir uns auf
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