Curia
mir, dich zumindest auf den Fresken und Basreliefs deines Grabes so zu porträtieren, wie du in Wirklichkeit bist: schön und männlich, ein Pharao, in dessen Adern das Blut des Geschlechts der Thutmosis fließt.«
»Das hier ist die Kunst von Achet-Aton. Du fahre fort, mich so darzustellen wie hier, und du wirst Ägypten lehren, sich seiner Gefühle nicht mehr zu schämen.«
Thutmosis machte eine resignierte Handbewegung, lud sein Werkzeug auf einen Esel und stieg auf einen zweiten Esel, das Leitseil des Lasttiers in der Hand. Er verabschiedete sich vom Pharao, zog an den Zügeln und nahm den Pfad, der in die Stadt hinunterführte.
Nepher setzte sich auf einen Felsen, wandte den Kopf zur Sonnenscheibe und schloss die Augen.
Ich grüße dich, Aton-Ra, der sich selbst erschaffen hat. Ich bin durch das Tor geschritten, und ich habe den Ort der verborgenen Dinge gesehen. Ich bin in die himmlische Barke gestiegen und bin an die Grenzen des Nun gereist. Ich habe mich mit Licht bekleidet und bin an die Grenzen des ka gereist. Ich habe mich mit Schatten bekleidet und bin in das Land gereist, wo die Akazien nicht wachsen. Zuletzt habe ich die Flügel des bennu angelegt und bin durch das Unergründliche gereist.
Ra legte sich neben Nepher, und sein buschiges Schwanzende versetzte ihm einen sanften Schlag auf den Rücken. Der Pharao legte einen Arm um den Hals des Löwen.
Ein Reiher mit aschgrauem Gefieder flog durch die rote Scheibe der Sonne, zeichnete einen großen Kreis am Himmel und setzte sich auf die Spitze der Stele.
40 Die Scheinwerfer eines Toyota-Geländewagens tauchten über einem Gebirgskamm auf. Ihre Lichtkegel durchschnitten die Dunkelheit, ließen den Tau glitzern und malten Schatten- und Lichtkontraste auf die Dünen.
»Warum haben wir nicht die Piste durch das Wadi genommen?«, fragte Khalid, der am Steuer saß, den Beduinen neben ihm.
»Ich Beduine«, sagte Rakan, ihr Führer. »Dieser Weg besser.«
Der Araber drehte sich eine Zigarette und zündete sie an. Das Flämmchen des Feuerzeugs beleuchtete ein sonnenverbranntes Gesicht, das sich im Lauf eines Marlin-Unterhebel-Gewehrs spiegelte.
Auf der Rückbank sitzend, suchte Théo im Rückspiegel Khalids Blick.
Der Range Rover fuhr durch das Wadi am Fluss entlang.
Auf dem Display am Armaturenbrett blinkte ein leuchtender grüner Punkt.
»Wie weit sind sie entfernt?«, fragte Monsignore Guzman.
Al Kaddafi, der fuhr, sah auf das Display. »Vier Kilometer südöstlich. Hätte Rakan nicht genügt? Müssen wir unbedingt auch mitkommen?«
»Ich verlasse mich nur auf das, was ich sehe.«
Sie kamen an eine Schlucht mit zwei senkrecht abfallenden Wänden. Théo beugte sich vor: Wadi Hurab.
Es war ein Tal aus rotem Sand, aus dem überall Bergzinnen hoch in den Himmel aufragten. Im Südosten wurde es von einer zerklüfteten Hügelkette begrenzt, die ihm die Form einer Mondsichel gaben. Im Osten, vor den Zuhd-Bergen, zeichnete sich der Gipfel des Al-Manifa gegen den mit violetten und roten Streifen durchsetzten Himmel ab. Zwischen seinen V-förmigen Spitzen ging die Sonne auf. Théo wunderte sich. Warum überkam ihn dieses Déjà-vu-Gefühl?
Rakan sagte zu Khalid, er solle anhalten. Sie stiegen aus. Das Rauschen der Ghada-Büsche unter einer Windbö erfüllte die Stille der Morgendämmerung.
»Der Durchbohrte Felsen.« Rakan zeigte auf eine lange Zinne aus Sandstein über einem Berg, dem der Wind die Form eines Turmes gegeben hatte.
Théo blickte zu dem kreisförmigen Tunnel auf, der durch die Zinne lief. Direkt unter das Eingangsloch war das Symbol Atons mit den sieben Strahlen in den Fels geritzt. Hatte Echnaton es so haben wollen? Warum gerade hier? Der Schatten der Zinne fiel quer über das Wadi bis zu einem stufenförmig ansteigenden Sandsteinmassiv.
»Khalid, erinnern diese Halbmondform und diese bogenförmigen Hügel dort hinten dich nicht auch an das Tal von Tell el-Amarna?«
» Shmallah ! Aber klar! Fehlt nur der Nil, und es könnte ein Abbild von Tell el-Amarna sein!«
Die niedrig stehende Sonne verlängerte die Schatten der Gipfel auf dem Wadi und tauchte Sand und Felsen in ein tiefes Rubinrot.
Khalid kletterte auf einen Felsvorsprung und inspizierte das Tal mit einem Fernglas. »Diese Talsohle ist zu einem Schweizer Käse verkommen, schlimmer als das Tal der Könige. Komm her und sieh dir das an.«
Théo stieg zu ihm hoch und betrachtete das Wadi durch das Fernglas. Es sah aus wie eine halb fertige Baustelle: überall
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