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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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der Luft, und zwischen den Zelten flackerte der Widerschein eines Feuers.
    Kassamatis saß vor dem Feuer auf dem Boden, eingehüllt in eine Schaffelljacke. Zwei Beduinen hantierten an einem gedeckten Tisch, und auf einem Kohlebecken kochte Wasser in mehreren Kannen. Théo setzte sich Kassamatis gegenüber. Ein Beduine stellte ein Tablett mit dampfendem Kaffee, Ziegenmilch, Datteln, Butter und arabischem Brot vor ihn hin.
    »Wie schön es jetzt ist, nach dem Inferno heute Nacht.« Kassamatis zeigte auf die Dünen.
    »Ich habe nachgedacht. Ich akzeptiere deine Bedingungen.«
    Die Glut knisterte.
    »Das Geheimnis?«, fragte Kassamatis, während er sein Fladenbrot mit Butter bestrich.
    »Der Papyrus?«
    »Ich habe nie gesagt, dass ich ihn dir zeigen würde. Ich habe nur gesagt, dass ich dich zum Grab bringe.«
    »Und ich habe nie gesagt, dass ich dir das Geheimnis verrate, bevor ich das Grab betreten habe.«
    »Christos! Wie soll ich jemandem vertrauen, der keinem traut? Kannst du mir das sagen?«
    »Dieselbe Frage habe ich mir auch gestellt. Aber dann habe ich mir gesagt: Nun, wenn Alexis bereit ist, das alles für ein esoterisches Geheimnis zu tun, dann kann er nicht der gemeine Kerl sein, für den er sich ausgibt.« Théo trank einen Schluck Kaffee. »Sagst du mir jetzt endlich, wo dieses Grab ist?«
    Kassamatis zündete sich eine Dunhill an, und der Rauch vermischte sich mit seinem dampfenden Atem. »Na gut.«
    Er zog eine Pergamentrolle aus seiner Ledertasche und rollte sie vor dem Feuer auf. Die Schatten der Flammen tanzten über eine alte Karte des Wadi Hurab.

 
    43    Die Bohlen der Anlegebrücke ächzten. Raisa war fast am Ende der Brücke angekommen, als sie sah, dass ein Mann mit Strohhut und dunkler Brille hinter dem Rumpf eines am Strand liegenden Bootes hervorkam und auf sie zulief.
    Zut . Sie hatte ja geahnt, dass Lange nicht allein war. Raisa zog die Pistole und zielte auf den Mann.
    »Bleiben Sie stehen, oder ich schieße! Halt!«
    Der Mann blieb mit erhobenen Händen stehen. »Keine Angst. Ich bin Kommissar Dominici von der italienischen Polizei. St. Pierre hat Ihnen hoffentlich von mir erzählt.«
    »Dominici? Der Kommissar aus Rom?«
    »Persönlich.«
    »Warum sollte ich Ihnen glauben?«
    Der Kommissar wollte eine Hand in die Gesäßtasche seiner Hose stecken. Raisa streckte den Arm mit der Pistole aus.
    »Ganz langsam!«
    Der Kommissar zog seine Brieftasche hervor, holte einen Ausweis heraus und nahm Hut und Brille ab. Er machte Anstalten, auf Raisa zuzugehen, um ihr den Ausweis zu zeigen.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind! Werfen Sie mir das Ding zu, und dann heben Sie wieder die Arme.«
    Der Kommissar stieß den Ausweis über die Brückenbohlen. Raisa hob ihn auf und öffnete ihn mit einer Hand, in der anderen die auf Dominici gerichtete Pistole.
    »Wie heißt Ihr Papagei?«
    »Poirot.«
    »Na gut. Ich muss Ihnen glauben, auch wenn ich es nicht gern tue.« Raisa ließ die Pistole sinken.
    »Kann ich meinen Ausweis wiederhaben?« Der Kommissar kam näher. »Kannten Sie diesen Mann?«
    »Er ist gestern in meiner Pension abgestiegen. Sie haben entdeckt, wo ich bin. Ich muss von hier weg. Jetzt sofort.«
    »Erst gehen wir beide zur Gendarmerie in Deauville.«
    »Zur Gendarmerie?«
    »Sie wollen doch nicht Ihr ganzes Leben auf der Flucht sein, oder?«
    »Aber die werden denken, dass ich …«
    »Sie haben nichts zu befürchten. Ich habe alles gesehen. Es war Notwehr. In ein paar Stunden sind Sie wieder frei. Ich gebe Ihnen mein Wort.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ganz sicher. Außerdem gibt es die Aussage von Interpol.«
    »Was hat Interpol damit zu tun?«
    »Ich werde Ihnen alles erklären. Das Wichtigste ist, dass Sie sofort diese Pension verlassen.«
    Beide gingen mit eiligen Schritten an der Strandpromenade entlang. Unterwegs telefonierte der Kommissar mit Interpol und erzählte einem gewissen Joubert, was passiert war. Raisa hörte, wie er Joubert bat, sofort die Staatsanwaltschaft der Region Calvados anzurufen und das Nötige zu veranlassen, um Probleme mit der Gendarmerie von Deauville zu vermeiden.

    Nachdem er einen flüchtigen Blick auf Dominicis Ausweis geworfen hatte, hörte der Leiter der Gendarmerie von Deauville sich mit ausdruckslosem Gesicht den Bericht des Kommissars an.
    »Ich habe keine andere Wahl«, sagte der Oberwachtmeister. »Ich muss Madame in Untersuchungshaft nehmen. Der Staatsanwalt wird entscheiden, was hier zu tun ist.«
    »Sie nehmen niemanden in Untersuchungshaft. Sie haben

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