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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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übertönte das Heulen des Windes. Auf dem Höhepunkt des Stücks hielt Théo inne, den Blick starr auf die Lampe gerichtet. Etwas, das Sinn hatte.
    Der Tod aus dem Siebenten Siegel tanzte um die Flamme, die Sense über der Schulter und ein undurchsichtiges Lächeln auf dem fahlen Gesicht. Die gesichtslose Puppe aus dem Traum tanzte mit ihm.

    In seinem Zelt zündete Kassamatis die Petroleumlampe an. Er wischte sich den Sand vom Körper, zog ein Päckchen Dunhill aus der Tasche und hielt eine Zigarette an die Flamme. Dann setzte er sich an ein Tischchen und ließ einen Aluminiumkoffer aufschnappen. Gerade als er ein Pergament aufrollte, klingelte das Handy.
    »Alex, vielleicht hattest du doch recht«, sagte Fitzwilliam.
    Kassamatis hörte schweigend zu.
    »In Brookhaven haben sie angefangen, das Pulver zu testen«, fuhr Fitzwilliam fort. »Wie unglaublich es auch scheinen mag, dieses Zeug könnte die Antwort auf das Falcon-Projekt sein.«
    »Ändert das etwas?«
    »Du musst alles aus ihm rausholen, was er weiß.«
    »Vorausgesetzt, er weiß etwas: Würdest du reden, wenn du an seiner Stelle wärst?«
    »Wir haben das Versteck der Psychoanalytikerin entdeckt. Wenn er erfährt, dass sie verschwunden ist, wird er kooperativer werden.«
    »Kann auch sein, dass er nichts weiß«, sagte Kassamatis. »Wenn die beiden das Geheimnis des Pulvers gekannt hätten, hätten sie sich nicht an Oak Ridge gewandt.«
    »Vielleicht, aber wenn er morgen deine Bedingungen nicht akzeptiert, bedeutet das, dass er etwas im Schilde führt. Oder zumindest dass er weiß, wonach er suchen muss. Hör mir jetzt gut zu …«

    Théo schlug die Augen auf. Was kratzte da am Zelt?
    » Sayyid St. Pierre!«, flüsterte eine Stimme.
    »Ich komme.«
    Er zündete die Lampe an, stand auf, zog seine Lederjacke an und hängte sich den Theodolit mit dem Ständer über die Schulter. Wo war nur das Handy? Er wühlte in seinem Reisesack, in den Jackentaschen, in seinen Kleidern und im Koffer. Verflucht. Es war weg.
    » Sayyid St. Pierre!«
    »Ich komme ja, merde! Nur einen Moment.«
    Er suchte den Boden ab. War es ihm gestern aus der Tasche gerutscht? Im Toyota? Nun gut, er würde sich später darum kümmern. Er zog den Reißverschluss des Zeltes auf, die Kälte der Nacht ließ ihn erschauern. Ein Beduine, in einen Kaftan gehüllt, machte ihm Zeichen, er solle folgen. Einen Moment. Nicht ohne ein Telefon. Er bedeutete dem Araber zu warten.
    »Khalid!«, rief Théo leise, das Ohr an der Zeltwand. »Hörst du mich?«
    Aus dem Inneren ertönte ein Brummen.
    »Khalid, mach auf, ich bin’s, Théo.«
    »Wie viel Uhr ist es denn?« Das Zelt öffnete sich, und Khalids schlaftrunkenes Gesicht erschien. »Was ist los?«
    »Entschuldige, dass ich dich so spät störe. Ich habe mein Handy verloren. Kannst du mir deines leihen?«
    »Komm rein.«
    Khalid zündete die Lampe an. »Du gehst auf den Handel ein, stimmt’s?«
    Théo nickte.
    »Ich hab’s geahnt.« Khalid wühlte in seinem Reisesack, sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Shmallah!«
    »Was ist?«
    Khalid zog das Handy hervor, es sah aus, als wäre ein Auto darübergefahren. »Wie ist das möglich? Der Sack hat keinen Stoß abbekommen, wenigstens nicht durch mich.«
    »Wann hast du es zum letzten Mal benutzt?«
    »Gestern, kurz bevor wir hier angekommen sind. Als ich mein Büro in Kairo angerufen habe.«
    Théo rieb sich den Nasenrücken. »Hast du die Mauser noch bei dir?«
    »Natürlich.«
    »Leihst du sie mir?«
    » Sayyid St. Pierre!«, drängte der Beduine vor dem Zelt.
    »Ich komme!«
    Khalid wühlte in seiner Jacke und reichte ihm die Pistole. »Théo, warum kehren wir nicht nach Kairo zurück? Noch ist Zeit.«
    »Ich kann jetzt nicht aufhören, jetzt nicht mehr.« Théo steckte die Mauser in die Innentasche seiner Jacke. »Das verstehst du doch, oder?«
    »Weißt du schon, wo ihr hinfahrt?«
    »Nein. Ich habe ihn noch nicht gesehen.« Théo drückte seinen Arm. »Mach dir keine Sorgen. Wir Existenzialisten sind zu böse, um zu sterben.«
    Khalid umarmte ihn. »Ich werde zu Allah beten, für dich, mein Freund.« Er klopfte Théo auf die Schulter und blickte ihn augenzwinkernd an. »Ich werde ihm sagen, dass du den Existenzialisten nur spielst, weil es in Paris Mode ist.«
    Théo trat aus dem Zelt und folgte dem Beduinen. Der Himmel war mit Sternen übersät, und auf den Dünen funkelte der Raureif. Nach dem Sandsturm war die Wüste wieder von tiefer Stille erfüllt. Ein Duft nach Kaffee lag in

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