Curia
meine Zeugenaussage, nach der es sich um Notwehr gehandelt hat. Wie soll ich es Ihnen noch sagen? Dieser Lange war ein professioneller Killer! Sie werden mit seiner Leiche auch seine Pistole aus dem Wasser fischen. Jetzt nehmen Sie unsere Aussagen zu Protokoll und lassen die Dame gehen, die sich selbstverständlich zu Ihrer Verfügung halten wird.«
»Wollen Sie mich lehren, wie ich meinen Beruf auszuüben habe? Hier in Frankreich haben Sie keinerlei Amtsbefugnisse.«
»Ich nicht, aber Interpol ja.«
»Interpol?«
In diesem Moment klingelte das Handy des Kommissars.
»Sie haben also mit ihm gesprochen? Sehr gut, Joubert. Ich gebe Ihnen den Dienststellenleiter der Gendarmerie von Deauville, der uns offenbar Probleme bereiten will.« Er reichte ihm das Telefon. »Der Abteilungsleiter Joubert von Interpol in Lyon.«
Der Oberwachtmeister hörte zu, ohne Fragen zu stellen. »Das können Sie nicht von mir verlangen«, sagte er zum Schluss. »Eine solche Verantwortung kann ich nicht übernehmen … Rufen Sie an, wen Sie wollen.« Er erhob sich, ging hinaus und kehrte mit einem Gendarmen zurück. »Du nimmst jetzt ihre Aussagen zu Protokoll, und dann begleitest du …«
Das Telefon der Gendarmerie klingelte. »Ja, ich habe verstanden, Herr Staatsanwalt«, sagte der Beamte. Er hängte auf und sah Dominici mit kaum verhohlenem Groll an. »Sie haben gewonnen. Wir nehmen jetzt das Protokoll auf, aber Sie …«, er wandte sich an Raisa, »kommen morgen Vormittag hierher, um den Toten zu identifizieren, wenn die Flut ihn nicht schon längst mitgenommen hat.«
Als sie zum Parkplatz zurückkehrten, wollte Raisa auf ihren Citroën zugehen, aber der Kommissar hielt sie fest.
»Lassen Sie den dort stehen. Dieses Auto könnte Sie verraten. Es reicht, die Hertz-Filiale in Deauville zu informieren, damit sie ihn holen kommen. Wir nehmen mein Auto.«
»Wohin fahren wir?«, fragte Raisa.
»Wo ist St. Pierre?«
»Warum wollen Sie das wissen?«
»Ich fürchte, er ist in Gefahr.«
»Warum glauben Sie, dass er in Gefahr ist?«
»Vorher muss ich Ihnen eine Geschichte erzählen, und Sie können mir vielleicht helfen, ein paar Lücken darin zu schließen.« Der Kommissar legte Raisas Vuitton-Tasche in den Peugeot. »Haben Sie Hunger?«
»Jetzt, wo Sie mich daran erinnern, ja.«
»Steigen Sie ein. Ich lade Sie zum Abendessen ein.«
Sie parkten an der Mole von Deauville. Der Kommissar nahm eine Ledermappe aus dem Auto, dann gingen sie auf der Suche nach einem Restaurant über Les Planches, die Promenade aus Holz, die am Strand entlangführte.
Sie setzten sich auf die Terrasse einer Brasserie direkt am Strand und bestellten Zwiebelsuppe und Jakobsmuscheln . Die Brise trug den Geruch von Salzwasser herbei und ließ die Kerzenflammen auf den Tischen flackern.
Der Kommissar betrachtete das Meer, während er an seinem Pernod nippte. »Was ich Ihnen sagen wollte, ist, dass … Nun, ich glaube, ich weiß jetzt, wer hinter dieser ganzen Geschichte steckt.«
Das Klatschen der Wellen untermalte die Worte des Kommissars.
»Ach wirklich?« Raisa stellte ihr Gläschen Calvados mit einer brüsken Bewegung auf dem Tisch ab. »Darf ich erfahren, was Sie mir damit sagen wollen? Dass der nächste Killer mich erledigen wird? Oder dass Théo dasselbe passieren wird?«
»Haben Sie je von einer Organisation gehört, die sich Bilderberg-Gruppe nennt?«
»Bilderberg-Gruppe? Der Name ist mir nicht neu. Warum heißt sie so?«
»Nach einem Hotel in Osterbeek in Holland. Dort fand die erste Versammlung einer kleinen Gruppe statt, der ein ganz besonderes Projekt vorschwebte. Das waren nicht irgendwelche Leute. Gastgeber war Prinz Bernhard der Niederlande, und zu den Gästen gehörten Persönlichkeiten wie David Rockefeller. Das war im Mai 1954.«
»Im Mai 1954? Commissario, ich will wissen, wer mich hier und heute umzubringen versucht, und Sie erzählen mir eine Geschichte aus einer Zeit, in der ich noch nicht einmal geboren war?«
»Wenn ich Ihnen diese Geschichte nicht erzähle, können Sie nichts verstehen.«
Raisa seufzte. »Na gut. Wer hat sich also damals getroffen? Was hatten diese Leute vor? Kurzum: Wer ist diese Bilderberg-Gruppe?«
Der Kommissar zündete sich eine Gitane an und zog eine CD aus der Ledermappe. Er klappte die Hülle auf.
»Hier drin steckt die ganze Geschichte«, sagte er. »Es sind geheime Dateien der Bilderberg-Gruppe. Wir haben sie in einer Burg im holländischen Leiden gestohlen. Dort haben die ihre Archive.«
Ein
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