Curia
Blitz leuchtete am Horizont auf.
44 Ein Schakal flitzte vor dem Defender über die Straße, und die gelben Augen des Tieres blitzten im Scheinwerferlicht auf. Der Geländewagen verließ die Piste, der Beduine am Steuer schlug einen Pfad ein, der sich zwischen den Hügeln hindurchschlängelte.
»Warum fahren wir bergauf?« Théo drehte sich zu Kassamatis um, der auf der Rückbank saß.
»Ich habe Fahrid gesagt, dass er von oben heranfahren soll. Hast du die beiden Spione gestern auf den Hügeln vergessen?«
Sie kamen auf einer felsigen Hochebene heraus, die das Tal überragte. Die Ebene wurde von den Farben der Morgendämmerung erhellt, hier und da wuchsen Tamariskenbüsche, weiß vom Raureif. Am Horizont war der Himmel in Türkis, Gelb und Violett getaucht. Unter ihnen lag in unwirklicher Stille das Wadi. Kassamatis gab dem Fahrer in scharfem Ton einen Befehl auf Arabisch. Der schaltete die Scheinwerfer aus und fuhr das Auto hinter ein Ghada-Gebüsch. Sie stiegen aus.
Théo fröstelte, er klappte den Jackenkragen hoch. Als er die Hand in die Innentasche steckte, glitten seine Finger über den Knauf der Mauser. Sein Atem wurde in der eiskalten Luft zu einer Dampfwolke. Fahrid führte sie an den Rand der Hochebene, wo sie sich hinter Felsbrocken zwischen zwei dunkelroten Sandsteinsäulen postierten.
»Was habe ich dir gesagt?« Das Fernglas vor Augen, zeigte Kassamatis auf die Piste, die aus Al-Bad kam. »Schon haben wir Besuch.«
Théo hob das Nachtsichtglas an die Augen. Die Scheinwerferlichter einer ganzen Kolonne von Geländewagen strichen über den Talgrund. Bevor sie am Durchbohrten Felsen ankamen, teilte die Kolonne sich auf: Ein Jeep fuhr geradeaus weiter, zwei nahmen den nach Norden führenden Weg, und die beiden anderen schlugen den südlichen Weg ein, der auf ihren Felsen zulief.
»Was haben die vor?«, fragte Théo.
»Sieht mir ganz nach einem Hinterhalt aus.«
Théo beobachtete die Bewegungen der Scheinwerfer. Die ersten drei Geländewagen verschwanden aus seinem Blickfeld, während die letzten beiden auf sie zugefahren kamen. Plötzlich verschwanden auch deren Lichter, um wenige Minuten später auf den Abhängen eines Hügels wiederaufzutauchen, ein paar hundert Meter von ihrem Plateau entfernt. In der Nähe des Gipfels erloschen die Lichter, und wieder erhellte nur die Morgenröte das Wadi.
»Hast du das gesehen?«, fragte Théo. »Die Jeeps haben sich in einem Dreieck aufgestellt, und zufällig liegt der Durchbohrte Felsen genau in der Mitte.«
»Tja.« Kassamatis setzte sich in den Windschatten eines Felsblocks und zündete sich eine Zigarette an. »Uns bleibt trotzdem nichts anderes übrig, als abzuwarten und zu sehen, was passiert.«
Théo hob das Fernglas. Eben kam die Sonne zwischen den beiden Spitzen des Al-Manifa hervor, und ihre Schatten verlängerten sich auf dem roten Sand des Wadis bis sie das gegenüberliegende Felsmassiv streiften.
Bäuchlings auf einem Felsvorsprung liegend, richtete der Monsignore sein Zeiss-Glas auf das Tal. »Ich sehe niemanden.«
»Der Koran sagt: ›Sei geduldig, und Allah wird dir helfen.‹« Al Kaddafi schob ein Magazin in seine Tokarew TT -33.
Zwei Scheinwerfer durchschnitten das Dunkel und ließen den Reif glitzern. Guzman setzte sich das Glas an die Augen. Ein Hummer-Geländewagen. Am Fuß des Durchbohrten Felsens hielt der Wagen. Sechs Männer in Arbeitskleidung stiegen aus. Einer von ihnen faltete eine Landkarte auf und breitete sie auf der Motorhaube aus, die anderen umringten ihn. Der Schein einer Taschenlampe fiel auf die Karte. Morgenstern, el general .
»Er ist es tatsächlich.« Die Hand des Monsignore krampfte sich um das Fernglas. »Wie gerne hätte ich den jetzt in den Fingern.«
»Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt serviert.«
Der Monsignore stellte das Fernglas schärfer ein. Der General zeigte auf den Gipfel des Durchbohrten Felsens, drehte sich um und wies auf das abgestufte Felsmassiv. Er schaute zur aufgehenden Sonne, dann auf seine Uhr und sagte etwas. Die Männer schlenderten um den Geländewagen herum. Was geschah dort?
»Worauf warten die denn?«, fragte Al Kaddafi.
Die Sonne kam zwischen den Spitzen des Al-Manifa hervor. Der Monsignore richtete das Fernglas erst auf den Felsen, dann auf die Stufen des Massivs. Der Sonnenstrahl war das Zeichen!
»Sie warten darauf, dass die Sonne zwischen den beiden Spitzen aufsteigt.« Er zeigte auf das Massiv. »Sieh dir mal den Schatten des Durchbohrten Felsens
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