Curia
›perfekter Plan‹, wahrhaftig.«
Von draußen drang das Knattern eines Hubschrauberpropellers in die Grabkammer, und Kassamatis zeigte auf die Decke. »Der Plan ist immer noch perfekt.«
»Dann los! Schnell!«
»Vergisst du nicht etwas, Monsignore?«
Kassamatis holte ein Bündel Dynamitstangen aus einem Beutel. Elektrische Drähte verbanden eine Batterie mit der kleinen schwarzen Box eines ferngesteuerten Zünders. Kassamatis legte das Dynamit auf den Brustkorb der Mumie und drückte auf einen Knopf. Eine Leuchtdiode blinkte auf.
»Tut mir leid, Echnaton, aber Thutmosis hatte recht. Die Guten passen nicht in diese Welt, nicht einmal als Tote.«
Über den südlichen Kämmen des Wadis tauchte ein Bell-214-Hubschrauber auf, der Kurs auf den kegelförmigen Hügel nahm. Er wendete in Richtung Ostseite der Hochebene und näherte sich dem Boden, um direkt vor der Öffnung des Grabes zu landen. Um ihn herum wirbelte eine hohe rote Staubwolke auf.
Noch immer kletterten Al Kaddafis Soldaten unter dem Feuerschutz der Nachhut den Hügel hinauf. Die Ersten waren etwa zwanzig Schritt vom Gipfel entfernt. Das Gewehrfeuer aus der Hochebene war abgeflaut, doch aus den Spalten zwischen den Felszinnen, wo die Granaten der Saudis weniger Schaden anrichten konnten, kamen noch vereinzelte Schüsse.
Ein Beduine schoss eine Salve aus seiner Kalaschnikow ab, dann sah er zu dem Hubschrauber hinauf, der mit rotierendem Propeller vor dem Loch stand. Der Beduine antwortete auf den Wink des Piloten, indem er die anderen zusammenrief. Alle rannten auf den Bell 214 zu.
Just in dem Moment, in dem die ersten Soldaten über dem Rand der Hochebene auftauchten, hob der Hubschrauber vom Boden ab. Der Lärm des Feuers aus den Maschinengewehren der Saudis zerriss die Luft. Zwischen den Schüssen hörte man den metallischen Ton eines am Blech abprallenden Geschosses, doch der Hubschrauber stieg weiter auf und drehte Richtung Norden ab.
Die Faust in der Luft schüttelnd, blickte Al Kaddafi dem Hubschrauber nach. Dann eilte er zu der Öffnung des Grabes, gefolgt von seinen Soldaten. Am Ende der Treppe angekommen, erstarrte er.
»Weg hier!« Al Kaddafi rannte wie besessen aus dem Loch und über die Hochebene. »Alle weg von hier!«
»Maximale Geschwindigkeit, Kapitän«, sagte Kassamatis, der neben dem Piloten saß. »Wie lange brauchen wir bis zur Grenze?«
»Zwanzig Minuten. Nach Aqaba ist es dann nur noch ein Katzensprung.«
Kassamatis wies mit dem Daumen hinter sich. »Sind wir weit genug weg?«
»Ja, mein Herr. Sie können jetzt.«
Kassamatis nahm eine schwarze Box, nicht größer als eine Fernbedienung, aus seinem Beutel und zog die Antenne heraus. Er drückte auf einen Knopf, und ein grünes Licht leuchtete auf. Dann wandte er den Kopf zum Hügel, der hinter ihnen kleiner wurde. Die anthrazitgrauen Zinnen zeichneten sich scharf vor dem blauen Himmel ab. Er drückte einen Knopf.
Ein ohrenbetäubender Knall erschütterte das Wadi Hurab. Der Hügel bebte, über der Hochebene breitete sich eine Wolke aus Feuer, Rauch und Staub aus, die Zinnen fielen in sich zusammen, und Geröllbrocken flogen in alle Richtungen. Die Wolke verdunkelte die Sonne und warf einen langen Schatten auf das Tal. Der Durchbohrte Felsen spaltete sich in der Mitte und stürzte, in tausend Stücke zerbrechend, in das Tal.
Als die Wolke aus Rauch und Staub sich verzog, erklangen Schreie in der Stille. Die Hochebene war übersät mit Fetzen aus Fleisch, abgetrennten Gliedern und verkohlten Körpern, die in Blutlachen lagen. Am östlichen Rand hatte sich ein riesiger Spalt aufgetan, der die Öffnung zum Grab verschluckt hatte. Die kopflose Leiche eines Arabers hielt einen silbernen Dolch mit Elfenbeinintarsien in der Hand.
Etwas stürzte aus dem Himmel in den Grund des Tals und prallte mit einem metallischen Geräusch gegen einen Stein. Die Sonne spiegelte sich in dem verbogenen Bruchstück einer goldenen Totenmaske.
Um ihre Mundwinkel spielte ein rätselhaftes Lächeln.
52 Der Mercedes 600 S fuhr unter dem Arco Delle Campane hindurch, nahm die Straße, die um die Apsis des Petersdoms herumführte, und kam auf dem Cortile San Damaso an. Ein Sonnenstrahl brach sich in den Fenstern der Loggien von Raffael.
Mit einer ledernen Aktentasche in der Hand ging Monsignore Guzman in den Apostolischen Palast, begleitet von den Hackenschlägen der Schweizergardisten. Er betrat den Fahrstuhl und drückte auf den Knopf des dritten Stockwerks.
»Monsignore, Seine
Weitere Kostenlose Bücher