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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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recht.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Théo, obwohl er die Antwort schon kannte.
    Raisa beugte sich vor und tippte mit dem Finger auf das Buch mitten auf der Intarsie. »Die Antwort gibt uns der Magister in dem Büchlein. ›Dortselbst wirst du eine Intarsie aus Marmor finden, darauf das Buch des Weisen abgebildet ist. Hebe das Buch an, und du wirst das Geheimnis entdecken.‹«
    Théo warf ihr einen skeptischen Blick zu. »Wie groß ist die Intarsie?«
    »Sie ist ein Quadrat mit dreieinhalb Metern Seitenlänge. Warum?«
    »Und wo genau befindet sie sich?«
    »Im Fußboden des Mittelschiffs, unterhalb des ersten Bogens, genau vor dem Hauptportal. Warum fragst du das alles?«
    »Du schlägst also vor, am helllichten Tag in einer der wichtigsten Kathedralen der Welt eine tonnenschwere Marmorplatte anzuheben?«
    »Du hast den Worten des Magisters nicht genau zugehört.« Raisa hob den Zeigefinger. »›Hebe das Buch an, und du wirst das Geheimnis entdecken.‹«
    »Wie kann man das Buch anheben, ohne die ganze Intarsie anzuheben?«
    »Anfangs habe ich mich das auch gefragt, dann habe ich die Bedeutung des Wortes ›Intarsie‹ nachgeprüft und verstanden. Das Bauprinzip einer Intarsie ist dasselbe wie beim Mosaik, aber die Teile sind größer. Der Künstler hat sie aus mehreren großen Stücken zusammengefügt. Schlag die nächste Seite auf.«
    Auf einer Nahaufnahme der Intarsie erkannte man die Umrisse und Fugen zwischen den einzelnen Komponenten. Das Buch in der Hand von Hermes Trismegistos war aus drei Teilen zusammengefügt.
    »Ein paar Kilo oder Zentner mehr oder weniger macht keinen Unterschied«, sagte Théo. »Wie kommen wir da rein und heben die drei Teile hoch, ohne dass die katholische Kirche sich auf uns stürzt?«
    »Nachts.«
    »Nachts? Aber klar. Wir brauchen bloß zu pfeifen, schon kommt der Heilige Geist keuchend angelaufen, um uns aufzumachen.«
    »Bitte, Théo, mach es nicht so kompliziert. Man braucht doch nur einen Augenblick nachzudenken, oder?«
    »Ach ja? Na gut, denken wir also nach.«
    »Warum nicht ein Maulwurf? Jemand aus der Diözese von Siena zum Beispiel.«
    »Ein Maulwurf? Natürlich! Offenbar markiert deine Heldentat von Amsterdam den Beginn einer neuen Karriere.«
    Er blätterte in der Monografie. Gemälde von Pinturicchio, Skulpturen von Bernini, die Piccolomini-Bibliothek, nicht weniger als 56 Marmorintarsien im Boden … Der Dom von Siena verfügte ganz bestimmt über sämtliche Sicherheitssysteme eines Museums. Doch Moment mal.
    »Der Dom hat höchstwahrscheinlich einen Restaurator angestellt«, sagte Théo. »Dieser Mann muss die Schlüssel der Portale haben. Und er kennt alle Codes der Alarmanlagen.«
    »Was willst du machen? Ihn bestechen?«
    »Ich? Ganz bestimmt nicht.« Théo setzte ein gerissenes Lächeln auf. »Aber ich glaube, ich kenne jemanden, der sich dafür eignet.«
    »Wen?«
    »Einer, der sagt, wer gegen die Korruption wettert, hat nur noch keine Gelegenheit gehabt, sich bestechen zu lassen. Er heißt Konstantine und ist Antiquitätenhändler.«
    Théo brachte Raisa zur Tür. Als sie sich die Hand gaben, verweilte sein Blick auf ihrem Haar.
    »Stimmt etwas mit meinen Haaren nicht?«
    »Nein, nein … sie sind tadellos.«
    »Kann ich dann meine Hand wiederhaben?«, fragte Raisa amüsiert.
    »Entschuldige bitte.« Théo beeilte sich, ihre Hand loszulassen. »Ich war in Gedanken versunken.«
    Raisa musterte ihn. Die Befriedigung der umworbenen Frau war bereits der Neugier der Psychoanalytikerin gewichen. Sie ging hinaus.
    Er setzte sich wieder, beugte sich über den Schreibtisch und schlug mit dem Kopf gegen die Büste von Ramses dem Großen. Théo tu es un gros crétin .

    Als Théo in sein Büro trat, telefonierte Spyro und bedeutete ihm, sich zu setzen. Dann legte er auf.
    »Théo, du weißt, dass ich es hasse, wenn man mich drängt. Ich bin dabei, alles Nötige für London vorzubereiten.«
    »Ich bin nicht wegen des Obelisken hier.«
    Théo erzählte ihm von dem Treffen mit Raisa.
    »Nachts in den Dom von Siena eindringen?« Konstantine lachte höhnisch. »Und ich dachte, die Operation Obelisk wäre der Gipfel, aber offenbar habe ich deine Phantasie unterschätzt.«
    »Lass die Heuchelei. Das ist genau die Art Abenteuer, bei dem einer wie du nicht Nein sagen kann.«
    »Du denkst doch nicht wirklich, dass ich …«
    »Und ob ich das denke.«
    »Ich kümmere mich um den Obelisken. Nur den Obelisken.«
    Théo wedelte mit dem Zeigefinger. »Du hast dich als

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