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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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könne.
    »Sie können mir den Umschlag geben.« Die Dame am Empfang streckte die Hand aus.
    »Erst möchte ich sichergehen, dass wir von derselben Person sprechen.«
    Die Besitzerin der Tasche sei nämlich in Begleitung einer Freundin gewesen. Der Archivar beschrieb Raisa und Constance und sagte, er wisse nicht, welche von den beiden die Besitzerin der Tasche sei.
    Die Empfangsdame tippte etwas in einen Computer. »Es handelt sich um Madame Belmont, Zimmer 11.«
    »Ah, sehr gut.« Der Archivar nahm einen Kugelschreiber vom Tresen. »Ich notiere den Namen für unsere Sekretärin. So, das hätten wir.« Er zwinkerte der Dame am Tresen zu. »Eine Klassefrau. Ich wette, sie kommt aus Paris.«
    Maliziös lächelnd, warf die Empfangsdame einen Blick auf den Bildschirm. »Sie haben offenbar einen Blick für so was, mein Herr.«
    Der Archivar händigte ihr den Umschlag aus, bedankte sich und ging schlurfend davon.

    Beladen mit Einkaufstüten, baten Raisa und Constance an der Rezeption des Borgmann-Villa-Hotels um ihre Zimmerschlüssel.
    »Madame Belmont, jemand hat diesen Umschlag für Sie dagelassen«, sagte der Angestellte.
    »Für mich?« Raisa wechselte einen erstaunten Blick mit Constance. »Wissen Sie, wer das war?«
    »Nein, Madame. Meine Schicht hat eben erst begonnen.«
    Raisa öffnete den Umschlag. »Aber der ist ja leer. Das muss ein Irrtum sein.«
    Constance schüttelte den Kopf. »Keine heimliche Liebschaft in Amsterdam, Chérie?«
    »Sei nicht albern. Aber warum ein leerer Umschlag?«
    »Ach, vergiss es.«
    Raisa zuckte mit den Schultern, knüllte den Umschlag zusammen und warf ihn in einen Papierkorb.

    Kommissar Dominici zündete sich eine Gitane an und streifte mit einem Blick das Wappen der Katholischen Aktion an der Jacke des Mannes, der ihm gegenübersaß.
    »Carlomagno, ich weiß alles über die Banca del Commercio.« Er schob einen Bericht mit dem Siegel der Finanzpolizei über den Schreibtisch.
    Schweigend, mit Unschuldsengelmiene, blätterte der Mann die Akte durch.
    »Sechs Jahre. Mindestens. Und die werden Sie allesamt absitzen.«
    Carlomagno wand sich auf seinem Stuhl.
    »Es sei denn …« Der Kommissar schürzte die Lippen zu einem abwägenden Ausdruck.
    »Es sei denn?«
    »In dem Bericht heißt es, Sie seien der beste Hacker in Italien, vielleicht sogar in ganz Europa. Stimmt das?«
    Der Mann zuckte mit den Achseln. »Die Leute reden viel.«
    »Wahrhaftig. Tatsächlich habe ich mich gefragt: Wenn er wirklich der Beste ist, warum hat er sich dann erwischen lassen?«
    »Jemand muss mich verpfiffen haben.« Carlomagno zeigte mit einem Daumen auf sich. »Ich komm überall rein, wo ich will, ich nehm mir, was ich will, und hinterlass keine Spuren.«
    »Schön, genau das wollte ich von Ihnen hören. Im Übrigen haben Sie recht. Jemand hat ausgesagt.« Der Kommissar stieß einen Rauchring aus. »Hören Sie, hätten Sie Lust, einen kleinen Job für mich zu übernehmen?«
    Carlomagno sah ihn verwirrt an. »Und der Bericht von der Finanzpolizei?«
    Der Kommissar zuckte mit den Schultern. »Berichte werden viele geschrieben …«
    »Was soll ich machen?«
    Während der Kommissar erklärte, hüpfte Poirot auf seiner Stange herum und krächzte: »Du bist ein ganz übler Gauner!«
    »Das können Sie nicht von mir verlangen.« Carlomagno zeigte auf sein Wappen der Katholischen Aktion. »Außerdem singe ich im Chor der Gemeinde.«
    »Gut.« Der Kommissar griff nach dem Telefon. »Dann werden Sie ab morgen im Gefangenenchor von Regina Coeli singen.«
    Poirot steckte den Schnabel aus dem Käfig. » Denk gut drüber nach, mein Freund «, krächzte er mit der tiefen Stimme eines Bauchredners.
    Carlomagno strich sich mit der Hand übers Gesicht. »Na gut, ich mach’s.«
    »Aber aufgepasst, das sind keine Dilettanten.«
    »Das perfekte Programm gibt es nicht. Hat man die Logik des Programmierers erst mal kapiert, findet sich immer ein Dienstboteneingang.«
    »Wie machen Sie das?«
    »Um in das System reinzukommen, genügt es mir, dass sie im Internet sind, es gibt keine undurchdringliche Firewall. Bin ich einmal drin, kann ich machen, was ich will.«
    Wenige Minuten würden ihm genügen, um ein gut getarntes Empfangsprogramm zu installieren. Über dieses Programm könne er auch dann mit dem System kommunizieren, wenn der Computer nicht online war.
    »Wie ist das denn möglich?«, fragte der Kommissar.
    » Hier ist was faul «, krächzte Poirot.
    »Ich rufe an, der Computer antwortet mir, dann kopiere ich alles,

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