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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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Teilhaber in dem Unternehmen verpflichtet. Dem ganzen Unternehmen. Dann habe ich dich gefragt: ›Alle Belastungen und Gefahren werden geteilt?‹ Und was hast du geantwortet, Kompagnon?«
    Konstantine sah ihn scheel an.
    »Was gefällt dir nicht?«, fragte Théo. »Es passt nicht zu dir, dich auf diese Weise zurückzuziehen. Verstehst du nicht, dass diese Fährte mindestens ebenso wichtig ist wie der Obelisk, vielleicht sogar noch wichtiger?«
    »Ich mich zurückziehen? Gefahren sind mein täglich Brot. Aber bei Geschäften verlange ich ein vernünftiges Verhältnis zwischen Risiko« – er klopfte mit einer silbernen Statuette des Merkur auf den Schreibtisch – »und Rentabilität.« Er klopfte ein zweites Mal.
    »Du wolltest in das Unternehmen einsteigen, weil das Projekt dich überzeugt hat. Was stimmt nicht mit dem Dom von Siena?«
    Konstantine fingerte eine Montecristo aus der Folie. »Sehr schöne Frau, diese Raisa Belmont. Ich habe sie auf einem Empfang der ägyptischen Botschaft kennengelernt.« Er zog die Zigarre unter seiner Nase entlang. »Sie ist nicht nur schön, sie hat auch Klasse, und ich weiß, was ich sage, denn meine Kunden sind Leute mit Klasse.«
    Théo presste die Lippen zusammen. »Könntest du das wohl übersetzen?«
    »In meiner Jugend habe ich durch Irrtümer eine goldene Regel gelernt: Niemals Frauen und Geschäfte vermengen.«
    »Was berechtigt dich zu einer solchen Unterstellung?«
    »Denk mal an das Risiko, das sie in dieser Bibliothek eingegangen ist. Für so was landet man im Gefängnis. Warum hat sie das deiner Meinung nach getan?«
    »Esoterik ist ihre große Leidenschaft. Sie hat sich hinreißen lassen, das ist alles.« Aber er hörte selbst, wie falsch seine Worte klangen. »Passiert dir das nie?«
    Was ihn ärgerte, war weniger Konstantines Zweifel an seiner Objektivität als vielmehr die Tatsache, dass er sich diese Frage bei dem Treffen mit Raisa selbst gestellt hatte.
    »Ich darf daraus schließen, dass deine Einschätzung der Lage nicht von einer, sagen wir, persönlichen Sympathie beeinflusst ist?«, fragte Konstantine.
    »Warum beschränkst du dich nicht auf die Fakten? Hältst du es nicht für durchaus möglich, dass jemand im Jahr 1488 etwas unter dieser Intarsie versteckt hat?«
    »Doch, schon.«
    »Warum zum Teufel jagst du dann Gespenstern hinterher?«
    »Um meine Investitionen zu schützen. Ich wollte mich nur vergewissern, dass dein sachliches Urteil nicht von äußeren Faktoren beeinflusst wird.«
    »Ich hoffe, du bist jetzt überzeugt.«
    »So sehr wie du«, sagte Konstantine mit einem undurchschaubaren Lächeln.
    »Bedeutet diese Antwort, dass ich noch einen Geschäftspartner habe?«
    »Ich kenne den Restaurator des Doms von Siena nicht, aber auf etwas kannst du dich verlassen: In ein paar Tagen trinke ich auf dem Piazza del Campo Kaffee mit ihm.«
    »Wie wirst du ihn überreden?«
    Über Konstantines Gesicht lief das Lächeln eines Menschen, der schon alles gesehen hat. »Das ganze Leben ist ein do ut des .«
    »Er könnte eine Ausnahme bilden.«
    »Ach, ja? Nun, dann müsste sein Name in Goldlettern im Guinnessbuch der Rekorde stehen.«

    Théo stieg ins Taxi und ließ sich zum Louvre fahren. Er hatte keinen Blick für die vorüberfliegenden Schaufenster am Place Vendôme. Das Gespräch mit Konstantine ging ihm nicht aus dem Kopf.
    In letzter Zeit hatte er sich in den unterschiedlichsten Momenten dabei ertappt, dass er an sie dachte: während einer Arbeitsbesprechung, beim Einkaufen im Supermarkt, am Steuer, und immer hatte er sie mit kupferroten Haaren gesehen. Er seufzte. Spyro – der Teufel sollte ihn holen – hatte begriffen, was er sich selbst nicht eingestehen wollte. Obendrein hatte er auch in einem anderen Punkt vollkommen recht: Frauen und Geschäfte sollte man nicht vermengen. Außerdem bedeuteten feste Beziehungen nur Enttäuschungen. Er fuhr mit der Hand durch die Luft. Schluss. Es gab ohnehin nichts abzuschließen, weil niemals etwas begonnen hatte.
    Das Taxi bog in die Rue de Rivoli ein. Wer weiß, vielleicht konnte es auch mit schwarzen Haaren klappen. Sollte er sie bitten, sich die Haare zu färben und wachsen zu lassen? Er lachte mit zusammengebissenen Zähnen. Es widerstrebte ihm, sich die Reaktion einer Frau mit einem solchen Charakter, überdies Psychoanalytikerin, vorzustellen, von den Erklärungen, die er ihr hätte liefern müssen, ganz zu schweigen. Eine Sekunde lang sah er sich auf Raisas Behandlungscouch liegen und hatte das Gefühl,

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