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Curia

Curia

Titel: Curia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oscar Caplan
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überquerte die Straße und verschwand Richtung Embankment Station.
    Die Scheinwerfer leuchteten auf, der Kranwagen fuhr vom Bürgersteig herunter und beschleunigte auf der Straße an den St. Katherine Docks Richtung Waterloo Bridge.

    Unter der im Zenit stehenden Sonne hoben sich die Pyramiden von Gizeh gegen den saphirblauen Himmel ab, im Hintergrund wehten die Palmen des Mena-House-Oberoi-Hotels.
    Ein Taxi fuhr unter dem bogenförmigen Tor hindurch, durchquerte die englischen Gärten des Hotels und hielt vor den maurischen Laternen am Eingang. Finster dreinblickend, entstieg Monsignore Guzman dem Taxi.
    Kurze Zeit später eilte ein safragi mit rotem Fez über die Veranda des Hotels bis zu einem Tisch mit drei Männern, der etwas abseits stand. Einer der drei trug Priesterkleidung, ein anderer war in einen weißen Thobe und eine rot-weiß karierte Guthra gekleidet, und der dritte Mann mit dem Bart eines Kirchenvaters trug einen schwarzen Hut, einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd ohne Krawatte. Der safragi servierte drei Tassen Tee, verbeugte sich und ging.
    »Ha!« Al Kaddafi wandte sich mit grimmiger Miene an den Monsignore. »Dieser Papyrus bestätigt, dass deren Bibel« – er zeigte mit dem Daumen auf Rabinovitch – »nichts als ein Haufen Lügen ist. Und ihr Christen habt nicht mehr fertiggebracht, als eure eigenen obendrauf zu pfropfen.«
    »Moses ist auch für den Koran ein Prophet Gottes«, sagte der Monsignore. »Vergiss das nicht, collega .«
    »Stimmt, aber wir Moslems waren vernünftig genug, ihm nicht den ganzen Blödsinn anzudichten, den ihr mit ihm verbindet: Exodus, Bund mit Gott und so weiter. Und jetzt kommt ihr an und heult vor den Toren der Heiligen Moschee?«
    »In der Bibel heißt es: ›Sei nicht zu schnell mit dem Mundwerk‹«, schaltete sich Rabinovitch mit seinem üblichen gefrorenen Lächeln ein. »Wir Juden waren die Auserwählten Gottes, als ihr Christen noch auf allen vieren herumgekrochen seid und als die da« – Rabinovitch drehte einen Daumen in Richtung Al Kaddafi – »sich noch von Liane zu Liane schwangen.«
    »Das ›auserwählte Volk‹ hat gesprochen. Den möchte ich mal bei mir in Riad zu Gast haben, eine halbe Stunde genügt, ich wüsste schon, was ich mit ihm mache.« Al Kaddafi ließ eine imaginäre Peitsche durch die Luft sausen.
    » Oye ! Glaubt ihr, ich bin hergekommen, um mir euer Gezänk anzuhören? Begreift ihr denn nicht, dass dies ein Notfall ist und dass wir alle im selben Boot sitzen?«
    »Für die ist es ein Notfall«, sagte Al Kaddafi, auf Rabinovitch zeigend, »denn wenn dabei herauskommt, dass es diesen Exodus nie gegeben hat, muss das ›auserwählte Volk‹ abziehen und Platz für die rechtmäßigen Eigentümer machen, nämlich die palästinensischen Araber.«
    »Auch für dich und für mich ist es einer, denn auch wir zwei können den Laden dichtmachen, wenn dieser Archäologe der Welt beweist, dass Moses nie existiert hat.« Der Monsignore zog einen Ordner aus seiner Mappe. »Gibt es Fragen zum Plan? Wir treffen uns also im Aristoteles-Hotel von Ouranoupolis am 17. September abends. Das Schiff nach Daphni fährt am Sonntag, dem 18., um 09:45 Uhr ab. Was die Aufenthaltsgenehmigungen betrifft, folgt ihr den Anweisungen von Pater Pinkus.«
    »Und das Boot, das uns abholen kommt?«, fragte Rabinovitch. »Wer kümmert sich darum?«
    Der Monsignore wechselte einen fragenden Blick mit Al Kaddafi.
    »Vor der Küste Griechenlands sind immer viele israelische Motorfischer unterwegs, die in internationalen Gewässern fischen«, sagte Rabinovitch. »Ich kann mich darum kümmern, wenn ihr wollt.«
    Al Kaddafi zuckte mit den Schultern. »Mir ist egal, was für ein Boot das ist.«
    Guzman versuchte, seine Überraschung zu verbergen. Unglaublich. Der Saudi akzeptierte die Entscheidung. Was mochte das bedeuten? Claro . Rashid hatte nicht die geringste Absicht, auf dieses Boot zu steigen. Ein doppeltes Spiel, das war es, was er vorhatte.
    Der Monsignore sah Rabinovitch an. »Ich möchte innerhalb von achtundvierzig Stunden eine Bestätigung.«
    »Bekommst du.«
    Als Rabinovitch und Al Kaddafi sich auf getrennten Wegen entfernten, klingelte Guzmans Handy.
    »In die Notaufnahme eingeliefert? Was sagen die Ärzte?«
    »Es sind schwere Herzkomplikationen aufgetreten«, sagte Pater Pinkus am anderen Ende. »Auch wenn er diesen neuen Anfall übersteht, sind die Tage des Heiligen Vaters gezählt.«
    »Und Ottolenghi? Was macht er?«
    »Monsignore, genau darüber wollte

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