CUT
mit brüchiger Stimme in die Runde.
„Hast Du das Autokennzeichen von
Bolokowski?“, frage ich zurück.
„Nö, warum auch, der hat ja nicht mal
einen Führerschein“, erwidert Steven.
„Wie geht’s Dir überhaupt?“, frage ich.
„Ich hab so einen Chlorgeschmack im Hals“,
gibt er mir zur Antwort. Timo nickt leicht. Ich schaue bewusst auf das
Pflaster, das Timo in Stevens Armbeuge geklebt hat, dann richte ich mich auf
und schaue das Team an.
„Dann ist die Frage, wie Mark hier
weggekommen ist. Weiß das jemand?“, frage ich in die Runde.
„Ich hab ihn das letzte Mal gegen
achtzehn Uhr gesehen“, meint Trevor.
„Achim, wann hast DU Mark das letzte Mal
gesehen und wo“, frage ich Raffael.
„Nenn mich nie wieder 'Achim'„, ist
alles, was ich zur Antwort bekomme.
„Dann hör mal gut zu“, raste ich aus,
springe auf und laufe auf ihn zu.
„Wenn Du mir nicht gleich meine Fragen
beantwortest, erwartet Dich ein Verfahren wegen Beihilfe, hast Du das
verstanden?“ Sascha schiebt sich zwischen uns und drückt mich sanft zurück.
„Du brauchst nicht so zu brüllen, ich
verstehe Dich ganz gut“, erwidert Raffael.
„Und zu Deiner Frage, falls Du nicht
wieder an allen möglichen Türen gelauscht hast, wüsstest Du, dass ich gegen
halb sechs bei ihm war und gegen sechs wieder in meinem Zimmer.“
„Woher wusstest Du, dass Steven in Gefahr
ist?“, frage ich.
„Zu Deiner Beschwerde: Du bist auf den
Namen Achim Wszibasky gemeldet, und alleine das interessiert mich. Das ist nämlich
eine polizeiliche Anhörung, verstanden?“ Jetzt weiß wirklich jeder, dass ich
Polizist bin. Prima.
„Zu Deiner Information: Ich bin auf
diesen Namen getauft. In meinem Ausweis steht 'Raffael di Angelo' als
Künstlername eingetragen, und ich verlange, so angesprochen zu werden. Zu
Deiner Frage: Ich habe drei Dinge gesehen: Die geschlossene Poolabdeckung, die
Bewegung unter der Plane, und dass jemand weggelaufen ist. Da bin ich halt mal
nachschauen gegangen!“
„Und wann war das?“, bohre ich nach.
„Etwa fünf Minuten bevor Du runterkamst
und mit der Waffe vor meiner Nase herumgefuchtelt hast“, grinst er.
„Hast Du den Weglaufenden erkannt?“,
fragt Horst.
„Dazu war es zu dunkel“, verteidigt sich
Raffael.
„Aber er ist über die Hecke getürmt.“
„Über welche Hecke?“, fragt Horst nach.
Er nimmt Raffael seine Handschellen ab.
„Zeig mir das mal genauer.“
Raffael und Horst verschwinden im
Dunkeln. Auf der Straße ist - wieder einmal - Blaulicht zu sehen. Zwei
Sanitäter kommen mit einem Alukoffer in den Garten gerannt, dicht gefolgt vom
Polizeimeister Vaupel, der ein Schlafanzugoberteil über der Diensthose trägt.
„Ich bin Dr. Götz“, stellt Timo sich vor.
Dann erklärt er den Sanitätern, was er gemacht hat. Plötzlich meldet sich
Steven von unten.
„Du hast WAS?“, fragt er laut. Dann
verdreht er die Augen und fällt bewusstlos nach hinten um. Die Sanitäter
schauen Timo an.
„Er scheint auf Injektionen und Spritzen
etwas panisch zu reagieren“, versucht dieser zu erklären. Dann legen sie Steven
auf eine Trage und transportieren ihn an. Vaupel und Timo fahren mit.
„Ich ruf Dich an“, verspricht er mir,
während er in den Krankenwagen einsteigt. Shit, ich bin alleine! Und Steven ist
bewusstlos! Horst und Raffael suchen irgendeine Spur in den Hecken, Sascha
fummelt mit Alex, und alle anderen gaffen mich an, als wäre ich von einem
anderen Stern. Das kann ich ja mal so gar nicht brauchen. Für einen Moment bin
ich noch versucht, mich noch offiziell vorzustellen, aber dann kann ich mich
auch gleich in das ortseigene Hotel einquartieren. Bullen vertraut man ja
bekanntlicherweise nicht, das hat Alex mir ja schon deutlich bewiesen.
„Ich möcht hier jetzt nicht den Boss
raushängen oder so, aber es wäre vielleicht hilfreicher, wenn Ihr alle ins
Wohnzimmer geht, Euch was zu trinken holt, und nicht mehr draußen rumlauft“,
schlage ich vor.
Wider Erwarten stimmen sie mir alle ohne
Widerworte zu und verziehen sich. Am liebsten würde ich ihnen hinterherlaufen,
aber ich sollte vielleicht einmal Horst und Raffael suchen. Ich muss auch nicht
wirklich lange suchen, denn die Geräusche, die sie von sich geben, sind
unüberhörbar.
Plötzlich stößt Horst einen leisen Schrei
aus.
„Ich hab was!“, ruft er und reckt seine
Hand nach oben.
„Kommt ins Licht“, rufe ich. Raffael und
Horst kommen zu mir. Horst hält mir ein ledernes Portemonnaie entgegen. Ich
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