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CUT

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Titel: CUT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juan Santiago
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hab mich ja schon daran gewöhnt, dass
Du mich immer mitten in der Nacht anrufst, aber Du kannst Dich beruhigen, ich
habe sowieso Nachtdienst. Was darf ich Dir Gutes tun?“, fragt er.
    „Sag mal, Holger... hast Du Dich
eigentlich wegen des Dienstpostens für mein Kommissariat schon für einen
Bewerber entschieden?“, will ich wissen.
    „Nö, nicht wirklich, der eine ist zwar
ziemlich brauchbar, den aus Kassel mein ich, aber der ist schon Hauptkommissar,
und das gibt die Stellenausschreibung eigentlich nicht her. Du hast nicht
zufällig einen Kriminalkommissar an der Hand, der mit dem erhöhten Ortszuschlag
einverstanden wäre?“, fragt er mich.
    „Rein zufällig habe ich das. Ein gewisser
Sascha Becker aus Saarbrücken, der sich die nächsten Tage bei uns bewerben
wird. Also, wenn ich ein Mitspracherecht bei der Auswahl meines neuen
Assistenten habe, dann würde ich mich für diesen Becker entscheiden“, erkläre
ich.
    „Na, dann schick ihn mir mal vorbei. Wenn
er will, kann er im Oktober bei uns anfangen“, antwortet Holger.
    „Die Werthmann hat mich übrigens schon
informiert, und mit Horst hab ich auch telefoniert. Dass Ihr zwei klasse seid, wisst
Ihr ja schon, da brauch ich das nicht mehr zu sagen, oder?“ Holger scheint zu
grinsen. Wir verabschieden uns, dann lege ich auf und gehe wieder zu den
anderen, wo Sascha und Alex immer noch ernsthaft über die Entfernung zwischen
Saarbrücken und Frankfurt diskutieren.
    „Hey, Sascha“, mische ich mich ein.
    „Ja?“
    „Du bist doch Kriminalkommissar, oder?“
    „Kann man Dich mit erhöhtem Ortszuschlag,
Ballungsraumzulage, Schichtzulage und einer Assistentenstelle ködern?“,
interessiert mich.
    „Wo, bei wem?“
    „Beim Morddezernat in Frankfurt“, grinse
ich.
    „Gebongt“, freut sich Sascha. Alex schaut
mich aus großen Augen an.
    „Aber... aber... ich fass es nicht!!!“,
stammelt er. Ich grinse frech.
    „Ich kann das mit meinem Gewissen eben
nicht vereinbaren, dass Sascha halbe Abende auf der Autobahn verbringt, nur um
mit Dir zusammen zu sein“, erkläre ich süffisant.
     
    Alex springt auf und stößt einen Schrei
aus. Dann fällt er mir um den Hals.
    „Olaf, wenn Du noch zu haben wärst, ich würde
Dich heiraten!“, freut er sich. Ich umarme ihn.
    „Schon okay so“, grinse ich. Ich bin ja
kein Unmensch. Außerdem wird Sascha von mir dienstlich genug gefordert, ich bin
nämlich sein neuer Vorgesetzter. Dafür darf Sascha dann Alex fordern, und damit
ist die Welt wieder in Ordnung. Wenn der dann noch zu uns ins Haus zieht, sind
wirklich alle Wohnungen belegt. Passt doch. Jetzt muss nur noch Steven fit
sein, wenn er wieder hier ist, dann müssen wir Steinmayr auf Abstand halten,
denn der ist inzwischen wieder draußen, wie mir die Werthmann gesagt hat, und
last but not least müssen wir Mark May festnehmen, und schon ist eigentlich
wieder alles im Lot. Ich bin eigentlich ganz zufrieden mit der Entwicklung. Und
wenn Steven und Timo sich zwischendurch mal anzicken, ist mir das auch ganz
recht. Sonst bin ich nämlich immer derjenige, der mit Steven oder mit Timo
zickt. Timo ist ja eher der stille Typ, während Steven ganz gern extrovertiert
ist. Daher streite ich öfter mal mit Steven, und ab und an sogar mal mit Timo,
während sie sich eigentlich ganz wenig anzicken. Das heißt, ich darf jetzt
entweder schlichten oder als stiller Beobachter freudig zusehen.
     
    Nach einer Weile hält ein Taxi vor der
Tür. Dann kommen Timo und Steven ins Wohnzimmer. Als Timo durch die Tür tritt,
summt Stevie von hinten die Melodie des Trauermarschs von Chopin. Timo grinst
schief, setzt sich zu Sascha und Alex auf die Couch und lässt Steven auf seinem
Lieblingssessel Platz nehmen.
    „Was zu trinken, Boss?“, biete ich ihm
an.
    „Nein danke, hatte ich heute schon genug“,
meckert Steven.
    „Ich meinte etwas Alkoholisches“,
verbessere ich mich.
    „Wie geht’s Dir überhaupt?“
    „Ach, es interessiert mal irgend jemand,
wie es MIR geht?“, zickt er mich an.
    „Es interessiert uns alle, wie es Dir
geht... sonst würde ich ja wohl nicht fragen“, versuche ich zu schlichten.
    „Ich lebe noch“, antwortet er mir.
    „Na, Gott sei Dank lebst Du noch.“ Ich
weiß ja nicht, was ich gemacht hätte, wenn nicht. Ich glaube, ich wäre verrückt
geworden... mindestens ebenso verrückt, wie ich bis zu Timos Anruf vor Angst
war. Im Gedanken wische ich mir eine imaginäre Schweißperle von der Stirn.
    „Sicher lebt er noch. Er hatte ja
optimale

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