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Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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vierzehn Millionen aus Cal. Calcutta.«
    Nick musterte ihn neugierig. »Warum?«
    Samir konnte sich nicht zurückhalten und schrie dazwischen. »Cal war mal ein Wunderkind!«
    Cal warf ihm einen überraschten Blick zu. Woher wusste der denn davon? Offenbar machte die indische Freizeitbeschäftigung Nummer eins, sich über andere Leute auszulassen, nicht mal Halt vor den Communitys in Europa oder anderswo. Er trommelte lauter. Dha Tire Kite Taka Dha.
    »Mein Großvater war Tablaspieler.« Dha Tire Kite Taka Tu Na. »Mein Vater war Tablaspieler. Ich war der einzige Sohn. Also wurde ich –«
    »Tablaspieler!«, ergänzten Samir und ein Freund von ihm.
    Nick lachte. »Und was war daran so schlimm?«
    Kite Taka Ta. »Mein erstes Konzert hatte ich mit vier. Meine Welt bestand aus Üben, Üben und Üben. Ab und zu kam Ustad Sowieso oder Pandit Irgendwer vorbei und ich musste ihnen vorspielen. Sie waren nett, aber alt. Mit fünfzehn hing ich immer noch zwischen lauter alten Männern rum. Popmusik war in unserem Haus verboten.« Tire Kite Taka Dha. »Aber dann brachte ein Freund seinen Sony Walkman mit in die Schule.« Cal änderte seinen Rhythmus in einen soften Blues-Beat. »Ich hörte Madonna.«
    Von dem Abend, als er betrunken in einer Hotelbar aufgegriffen wurde, während fünfhundert Anhänger klassischer Musik geduldig in einem Konzertsaal warteten, erzählte er nichts. Tataatatam Tarn Tarn.
    »Na ja, also hab ich meine Sachen gepackt und bin nach Bombay gefahren. Ich fand einen Job in einem Tonstudio und bastelte nachts an meinen eigenen Songs. Und eines Nachts kam einer dieser Big Bosse von Bollywood noch mal zurück …«
    Samir klatschte in die Hände. »Oh Mann, das klingt ja selbst wie ein Bollywood-Film! Wie heißt der noch? Egal, jedenfalls, der Typ kommt nach Bombay und verliebt sich in die Tochter des Mafiabosses –«
    »Quatsch!« Einer von Samirs Freunden wusste es besser. »Sie ist die Tochter eines ehrwürdigen Geschäftsmannes, aber er gerät in die Unterweltkreise, weil er einen Job sucht!«
    Sie stritten, Nick lachte und Cal sah ihm dabei zu.

33 Kater
    Nicht schon wieder. Jemand reißt an deinem Arm. Obwohl es diesmal eher ein sanfter Stups auf die Schulter gewesen ist. Eine nette Hand. Du greifst danach und legst sie dir unter den Kopf.
    »Hey, Lady, ich würde jetzt gern Feierabend machen.«
    Erstaunt hebst du den Kopf. Die Hand verschwindet auf den Vordersitz, wo sie hingehört. Du sitzt ja immer noch in dem Taxi! Konzentrier dich, dann fällt dir vielleicht wieder ein, warum.
    Als ihr zurück zum Club gekommen seid, war alles genauso still und dunkel wie vorher. »Warten Sie hier. Ich bezahle«, hast du dem Fahrer gesagt. Durch das Autofenster hast du hinaus in den Regen gestarrt und darauf gewartet, dass Nick sich materialisiert. Dabei musst du eingeschlafen sein.
    Erschrocken guckst du auf die Uhr. Es ist halb sieben. Dein Blick formuliert eine stumme Frage an das hübsche, übermüdete Gesicht des Taxifahrers.
    »Schon gut«, sagt er, »ich berechne Ihnen nur die Fahrt. Brauchte sowieso etwas Zeit zum Nachdenken. Also habe ich Ihnen beim Schlafen zugesehen.«
    Er dreht sich wieder nach vorn. Eure Blicke treffen sich noch einmal im Spiegel. Ein kurzer Moment nur, in dem unter anderen Umständen alles Mögliche möglich wäre. Schweigend gibst du ihm das Geld und steigst aus.
    »Alles Gute!«, sagst du leise, während der Wagen schon davonfährt. Es hat endlich aufgehört zu regnen. Du machst dich auf den Weg zur U-Bahnstation an der Brick Lane.
    Im ersten Licht der Morgendämmerung hat der aufgeweichte Papiermüll die Hauptstraße fast für sich allein. Dein Blick fällt auf eine versprengte Gruppe festlich gekleideter Inder, die, angeführt von einer kleinen Kapelle, aus einem Restaurant auf die Straße hinausströmt. Musik und Stimmen wehen zu dir herüber. Du beschließt, noch nicht gleich ins Hotel zu fahren. Was wirst du tun, wenn Nick immer noch nicht da ist? Die Polizei anrufen, Krankenhäuser abklappern, das tut man wohl in so einer Situation, oder? Ein heißer Tee zur Stärkung wird dir gut tun.
    Fröhliches Gelächter lässt dich an der Tür zurückschrecken. Vielleicht ist dir doch nicht nach einem Tee, ganz allein zwischen lauter gut gelaunten Menschen. Zögernd wirfst du einen Blick durch die Scheibe. Im selben Augenblick rammt sich ein Spieß in deine Magengrube. Da sitzt dein Freund mit ein paar anderen Typen. Nick und der DJ aus dem Club haben die Köpfe zusammengesteckt und

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