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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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Es hinterlässt einen faden Nachgeschmack.
    Gestärkt durch deinen zweifelhaften Erfolg rauschst du auf die Rezeption zu, wo ein weiteres Opfer deiner Intrigen schon bereitsitzt. Er schaufelt sich gerade seinen Lunch aus einer Aluminiumbox in den Mund und verfolgt auf einem kleinen Schwarzweißfernseher gebannt die Parade. Wenigstens ist er etwas älter. Ein würdiger Gegner.
    »Bist du verrückt geworden?«, nuschelt es hinter dir auf Deutsch, aber du hast schon wieder das Upperclass-Lächeln aufgesetzt und wiederholst deine Geschichte mit dem, was du für einen amerikanischen Akzent hältst.
    Der Mann springt auf, wischt sich hastig mit dem Ärmel den Mund ab und sieht dich verzweifelt an. »Madam, ich bin ganz allein hier. Der Clubvorstand, der Koch, die Bürokräfte – alle auf der Parade!« Er fuchtelt hilflos mit den Armen.
    Du schweigst nur und guckst ihm direkt ins Gesicht.
    »Aber natürlich ist es mir eine große Ehre, Ihnen die Räumlichkeiten zu zeigen.« Na, also.
    »Das ist wirklich zu nett von Ihnen, Sir!«, flötest du, drehst dich um und schenkst Nick ein zärtliches Lächeln. »Schatz, du siehst müde aus. Ich weiß, das Klima hier ist nichts für dich. Bleib doch einfach hier und ruh dich ein bisschen aus, ja? Ich bin gleich zurück.« Nick sieht wirklich ein bisschen krank aus.
    Sicherheitshalber nickst du noch einmal leicht zu dem Computer hinter der Rezeption und folgst dem Mann, der geduldig am Fuß einer spiegelnd polierten Holztreppe auf dich wartet.

    Nick sah sich um. Der ganze Raum war holzvertäfelt. Lederne Clubsessel standen locker gruppiert um den hohen Tresen, der aus dem gleichen dunklen Holz gearbeitet war wie alles andere hier. »Teakholz«, sinnierte er vor sich hin und versuchte sich zu erinnern, welcher Krieg im Namen dieser Hölzer ausgebrochen war. Direkt hinter der Rezeption hing an der Wand ein vergilbtes Gemälde, auf dem Queen Elizabeth die Zweite, um einiges jünger als heute, den kleinen Prinz Charles an der Hand hielt. An der Decke drehten sich drei Ventilatoren aus Messing lautlos in perfekter Synchronität um ihre Achsen.
    Nick huschte hinter die Rezeption und machte sich am Computer zu schaffen. Er hoffte nur, dass kein Password ihn daran hinderte, die Mitgliederdatei zu öffnen. Aber die Datei war bereits offen. Schnell klickte er sich durch die lange Liste der Mitglieder. Das musste er sein! Dr. Kumar, Anand. Dann eine Adresse. Nick griff sich an den Kopf. Kumar war in London! Er schnappte sich einen Zettel und konnte gerade noch die Telefonnummer darauf kritzeln, als er schon wieder Matties Stimme hörte.
    »Wissen Sie, mein Verlobter und ich hätten ja gern im kleinen Kreis in den USA geheiratet, aber mein Vater besteht einfach auf Tradition. Er hängt so an der Heimat. Es bricht ihm fast das Herz, dass seine Kinder nicht einmal richtig Hindi sprechen.« Und schon stand sie wieder neben ihm und schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Es ist so hübsch hier, Darling, lass uns gleich Daddy anrufen, ja?«
    Nick legte beschützend einen Arm um sie. »Aber, Schatz, denk an die Zeitverschiebung. In London ist es gerade erst sieben Uhr morgens. Wir wollen doch Daddy nicht aufwecken, oder?«
    Matties Kopf zuckte an seiner Schulter.
    Der Mann strahlte sie an. »Sir, Madam, was für ein schönes Paar. Ich wünsche Ihnen alles Glück für die Zukunft. Und viele Kinder.«
    Er zwinkerte Nick zu, und Mattie sah verlegen zu Boden. Nur weg hier. Nick zwinkerte zurück und geleitete seine junge Frau galant durch die Drehtür. Draußen zog er einen Zehnrupienschein aus der Tasche und drückte ihn dem armen Türsteher in die Hand. Der Junge sagte vor Schreck kein Wort und betrachtete den Schein in seiner Hand wie eine Bombe, die bereit war loszugehen und ihn in Stücke zu reißen.

61 Filmstar
    Ludwig sah durch das Seitenfenster des Taxis, wie die Göre und ihr Freund aus dem Haus kamen, in dem sie vor einer ganzen Weile verschwunden waren.
    Der Freund hatte einen Zettel in der Hand und hielt ihn über den Kopf. Madita sprang hoch, aber sie konnte ihn nicht erreichen. Es folgte eine kindische Balgerei. Endlich hatte sie den Zettel und steckte ihn in ihre Tasche. Mein Gott, war er gerade noch rechtzeitig gekommen?
    Ludwig beugte sich vor und sprach mit dem Taxifahrer. »Sehen Sie das Paar dort auf der anderen Straßenseite? Ich möchte, dass Sie jetzt hinübergehen und die Frau anrempeln. Dabei werden Sie ihr die Tasche aus der Hand reißen. Anschließend verschwinden Sie und

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