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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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er nicht sehr überzeugend.
    »Nein? Weißt du nicht? Und was ist das hier?« Bevor er sie daran hindern konnte, hatte sie nach der Maus gegriffen und das Fenster wieder aufgeklickt. »Bombay Boys Chatroom«, las sie laut vor.
    »Hör auf.«
    Er nahm ihr die Maus aus der Hand und beendete das Programm. Als das Gebläse schlagartig verstummte, hörte er die Krähen vor seinem Fenster. Einen Moment lang starrte er auf den erloschenen Bildschirm, dann drehte er sich wieder zu ihr um.
    »Mattie, wenn du zu irgendjemandem aus dem Studio ein Wort sagst, bin ich geliefert. Meine Zukunft liegt in deiner Hand.«
    »Zukunft«, sie ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Nick weiß noch nicht mal, wie man Zukunft buchstabiert.« Dann rutschte sie langsam auf seinen Schoß. »Ich werde morgen mit meinem Vater telefonieren und ich habe Angst«, sagte sie und rollte sich zusammen.
    Er schloss seine Arme fest um ihren Körper.
    So schliefen sie ein.

67 Bombay Breakfast
    Ludwig saß auf einer Bank in dem kleinen Park zwischen den Wohnblocks. Es dämmerte bereits.
    Er zog ein Samosa aus der Tasche und aß die Hälfte. Den Rest verfütterte er an die großen schwarzen Krähen, die sich um die Beute stritten. In einiger Entfernung saß eine Gruppe alter Männer im Kreis und schien eine Art Lachtherapie zu machen, jedenfalls brachen sie alle paar Minuten völlig unvermittelt in wieherndes Geschrei aus. Er fragte sich, wann er das letzte Mal gelacht hatte. Mit Charlotte?
    Eigentlich wollte er jetzt schon wieder auf dem Weg zu ihr sein. Er war wie geplant ins Reisebüro gegangen, hatte Dollarnoten in verschiedene Taschen platziert und einen Flug für heute ergattert. Danach war er lange in Colaba herumgebummelt und hatte nach einem passenden Mitbringsel für Charlotte gesucht. Alles erschien ihm zu billig, zu schrill, zu gewöhnlich für diese außergewöhnliche Frau. Am Ende hatte er einen schlichten Ring aus Weißgold gekauft. Warum nicht? Warum sollte er sie nicht fragen, ob sie seine Frau werden wollte?
    Spät war es gewesen, als er an den Marine Drive zurückkehrte. Und dann?
    Er versuchte sich zu konzentrieren, aber je mehr er sich anstrengte, desto nebulöser wurden die Bilder in seinem Kopf. Es war so ein schreckliches Durcheinander gewesen. Sein Freund Kher hatte mit der Pistole herumgefuchtelt und ihn furchtbarer Dinge beschuldigt. Rajiv? Rahul? Sie waren doch alte Kameraden. Und nun war Rajiv tot. Oder Rahul?
    Später hatte er auf dem Schreibtisch den Zettel mit der Adresse gefunden. Madita und ihr Freund hatten ihm eine Nachricht hinterlassen. Also war es doch noch nicht zu spät. Schweren Herzens hatte er seinen Flug zu Charlotte abgeschrieben. Wenn er jetzt an der Göre dranblieb, konnte er vielleicht noch das Schlimmste verhindern. Er musste vorsichtig sein. Sie durften ihn nicht sehen. Aber er würde sie sehen. Keine Fehler mehr ab jetzt.
    Vielleicht sollte er die Männer hier im Park fragen, ob er mitmachen durfte. Was für ein absurder Gedanke. Aber vielleicht, wenn er lachen könnte, würde er auch wieder schlafen.
    Ludwig hob sein Fernglas und stellte zum wiederholten Mal auf das Haus mit der Nummer 46 scharf. Langsam ließ er den Blick über die offenen Veranden gleiten, von denen die Wohnungstüren abgingen.
    Da! Jemand kam aus einer Tür im dritten Stock. Er hatte Glück. Endlich hatte er Glück! Fast hätte er in den nächsten Stoß des Gelächters eingestimmt.
    Ein wenig steif erhob er sich von der Bank und wartete, dass sie aus der Haustür kam. Madita blinzelte kurz in die Morgensonne und ging eilig die Straße hinunter.

    Cal war bestimmt in der Küche und brutzelte etwas, das verdammt gut roch. Nick folgte mehr seiner Nase als den Augen, die noch halb geschlossen waren.
    »Mmmh, Bombay Breakfast«, sagte er und lehnte sich in den Türrahmen.
    Cal drehte sich nicht um.
    Nick versuchte es noch mal. »Was machst du schon hier? Wo ist Mattie?«
    »Telefonieren«, murmelte Cal. Endlich zeigte er mal sein Gesicht.
    »Du siehst müde aus«, sagte Nick. »Was habt ihr eigentlich ausgeheckt letzte Nacht? Ich hab euch reden gehört.«
    Cal sah ihn an. Der Blick allein genügte. Nick spürte, wie ihm der Appetit verging. Sein Magen war nicht in Ordnung in letzter Zeit. Vielleicht lag es am indischen Essen.
    »Nick, vielleicht ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, aber ich muss …« Es klingelte, und Cal guckte irritiert zur Tür. »Ach, vergiss es, nicht so wichtig. Könntest du mal aufmachen, ich kann hier

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