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Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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jetzt nicht weg.«
    »Klar.« Nick ergriff dankbar die Flucht.
    In der Tür stand der Zeitungsjunge und hielt ihm die Times of India entgegen. Nick bezahlte und schlug die Zeitung auf, während er langsam zurück in Richtung Küche ging. Er war schon richtig süchtig nach dem täglichen Klatsch aus Bollywood. Aber er kam gar nicht bis zur letzten Seite.
    »Cal! Hier! Rahul Kher ist erschossen worden. Mit seiner eigenen Pistole.« Schnell überflog er den Artikel. »Man vermutet, es handelt sich um versuchten Einbruch. Kampf mit den Eindringlingen. Die alte Dienerin hat ihn gefunden.« Er suchte die Zeilen ab. »Und was ist mit Hauser? Nichts. Kein Wort!«
    Cal hatte die Pfanne beiseite gestellt. »Die werden sich hüten, einen Europäer zu verdächtigen. Du weißt schon, das koloniale Erbe. Dieser Hauser verhält sich allerdings ziemlich merkwürdig. Ich hab mich neulich schon gefragt, wo ich den schon mal gesehen habe.« Plötzlich griff er nach Nicks Arm. »Wo ist eure Kamera?«
    Nick deutete hinter sich. »Wieso? Was ist los? Du verhältst dich heute auch ziemlich merkwürdig.«
    Aber Cal hatte ihn schon ins andere Zimmer gezogen und die Kamera aus der Tasche gerissen. Er schaltete sie ein und klappte das seitliche Display auf. Ungeduldig drückte er den Rückspulknopf.
    »Ich hab neulich ein bisschen in euren Videoaufnahmen gestöbert«, murmelte er.
    Nick rückte von ihm ab. »Was hast du?«
    »Ja, vergiss es. Ich wollte einfach mehr von dir wissen, du bist so …«
    »Wie bin ich?« Nick war überfordert von diesem Tagesbeginn. Er hatte das Gefühl, den Ereignissen um Längen hinterherzulaufen.
    »Nick!« Unwillig richtete Cal seinen Blick vom Kameradisplay auf ihn. »Können wir das vielleicht später klären? Ich weiß jetzt wieder, wo ich diesen Hauser schon mal gesehen habe, und ich glaube, du und Mattie, ihr habt ein Problem!« Er drückte auf die Starttaste der Kamera. »Da!«
    Das unwirkliche Gefühl vom Vortag kam zurück. Nick starrte auf den kleinen LCD-Monitor. Da stand dieser Ludwig Hauser, an einem Pfosten auf der Englandfähre. Jetzt verschwand er schnell im Halbdunkel. Cal schaltete den schnellen Vorlauf ein. Ludwig Hauser auf der Straße vor dem Asian Community Center, an ein Auto gelehnt, undeutlich.
    »Du meinst«, er raufte sich die Haare, »du meinst, Hauser ist überall da, wo wir sind? Aber warum? Was soll das Ganze?«
    Nick griff nach der Kamera und drückte die Pausentaste. Das Auto. Ein dunkelgrüner Passat mit Harmsdorfer Kennzeichen.
    »Cal! Das Auto. Mehmet Khan. Und jetzt Rahul Kher.« Er schlug die Hände vors Gesicht. »Und ich Idiot habe ihm unsere Adresse aufgeschrieben!«
    Er schrie auf, als Cal ihn hart am Arm packte. »Du bist wirklich ein Idiot, Nick. Ich glaube, euer Spiel ist ernster als ihr denkt. Und Mattie ist ganz alleine da draußen!«
    »Verdammt!« Nick sprang auf und rannte zur Tür. »Los, komm, worauf wartest du, wir müssen sie finden!«

68 Kaninchen
    Ludwig kletterte mühsam die Holzleiter hoch, die zum zweiten Stock des Rohbaus führte. Oben angekommen, musste er sich einen Augenblick hinsetzen und verschnaufen. Dann tastete er sich vorsichtig zurück bis an die Fensterkante.
    Er kam sich vor wie auf einem Beobachtungsturm, wo die Ornithologen tagelang auf der Lauer lagen, um einmal im Leben eine Großtrappe zu sehen. Von hier oben hatte er einen ausgezeichneten Blick auf die große Straße, die unter ihm langsam ihr morgendliches Treiben entfaltete. Gegenüber in dem kleinen Telefonladen verhandelte Madita mit einer jungen Frau im Sari. Schließlich einigten sie sich offenbar.
    Er hatte wieder Glück. Madita ging in die erste Kabine, deren Glasfront direkt an die Straße grenzte. Seine linke Hand hielt das Fernglas. Mit der rechten zog er ein Notizbuch aus der Tasche. »0044 …« Er wiederholte die lange Nummer so lange, bis er auch einen Stift hervorgekramt hatte. Endlich sah er die ganze Zahlenreihe vor sich.
    Kumar war also doch in England.
*
    Anand Kumar behandelte gerade eine Patientin, deren Sodbrennen wahrscheinlich von dem öligen Essen verursacht wurde, das sie ihrem Mann auch nach zwanzig Jahren in London immer noch jeden Tag kochte. Sie war stolz auf ihre Kochkünste und ließ sich von seinem Vorschlag, ab und zu einen Salat einzuschieben, absolut nicht beeindrucken.
    »Hätten die Götter gewollt, dass wir rohes Gemüse essen, hätten sie uns als Kaninchen wiedergeboren«, sagte Mrs. Singh stoisch. In dem Moment klingelte das Telefon.
    Er ließ

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