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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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der Mitte hing ein großes Schwarzweißfoto von Bose, daneben eines von Rajiv Kher in Uniform. Beide waren mit Blumengirlanden behängt. Rechts und links hingen kleinere Fotografien. Jede war mit einem kleinen weißen Schild versehen, auf dem in gestochener Handschrift Ort und Datum der Aufnahme vermerkt waren.
    »Guck mal, da!« Nick winkte Mattie zu sich und deutete auf ein Foto, das Bose vor einer riesigen Menschenmenge in Bombay im Jahr 1938 zeigte. Das heißt, eigentlich sah man nur eine riesige Menge schwarzer Regenschirme.
    Plötzlich erklang hinter ihnen eine knisternde Stimme. »It is true that every empire is based on the policy of divide and rule. But I doubt if any empire in the world has practised this policy so skillfully, systematically and ruthlessly as Great Britain. Ulster was separated from the rest of Ireland. Similarly, before any power is handed over to the Palestinians, the Jews will be separated from the Arabs. An internal partition is necessary in order to neutralize the transference of power. The same principle of partition appears in a different form in the new Indian constitution.«
    Nick und Mattie hatten sich umgedreht. Nick blinzelte gegen das Licht, das durchs Fenster ins Zimmer fiel. Der alte Mann musste Rahul Kher sein. Ganz in Weiß gekleidet, stand er neben einem altertümlichen Plattenspieler. Langsam hob er den Tonarm von der Platte. Die unheimliche Stimme verstummte.
    »Boses Worte haben nichts von ihrer Aktualität verloren.« Kher lauschte dem Klang seiner eigenen Worte, als ob er für die nächste Vorlesung probte.
    Ein Mann, der sich gerne reden hört, dachte Nick.
    Mit leisen Schritten kam der Historiker auf sie zu und stellte sich neben Nick vor das Foto mit den Regenschirmen. »Mein älterer Bruder war nach dieser Rede ein anderer Mann. Er blieb zwar bei der britisch-indischen Armee, aber sein Herz schlug für den Unabhängigkeitskampf. Doch Bose verschwand aus Indien und mein Bruder wurde nach Afrika versetzt, um für die Engländer zu kämpfen.« Er zeigte auf die beiden geschmückten Fotos. »Erst in Deutschland trafen sie sich wieder, als mein Bruder sich freiwillig zur indischen Legion meldete. Aber das sind alte Geschichten. Was führt Sie zu mir, meine jungen Gäste?«
    Er lächelte salbungsvoll, aber sein Blick blieb leer, als sähe er mitten durch sie hindurch. Mit einer vagen Geste bot er ihnen zwei Sessel gegenüber seinem Schreibtisch an. Sein eigener Stuhl war auffällig unbequem, aus dunklem Holz mit Schnitzereien an den Armlehnen.
    Nick stellte sich und Mattie vor. »Meine Verlobte ist eine Verwandte von Ludwig Hauser. Als wir Sie beide gestern im Fernsehen sahen, sind wir kurz entschlossen hergekommen, um ihn zu treffen.«
    Kher musterte Mattie flüchtig, wandte sich aber weiterhin direkt an ihn. »Ja, mein alter Freund wohnt bei mir. Er hat mir gar nicht erzählt, dass jemand aus seiner Familie in Bombay ist. Momentan ist er allerdings außer Haus.«
    »Seine Freundin, Charlotte – ist sie auch hier?« Die Falte zwischen Matties Augenbrauen zeigte Nick, dass es ihr momentan egal war, ob sie gegen die Regeln der Höflichkeit verstieß.
    Kher wandte ihr widerwillig seinen Blick zu. Nick fragte sich, wie er seine Studentinnen behandelte. »Freundin? Ich verstehe nicht – natürlich ist er allein hier.«
    Nick legte eine Hand auf Matties Arm und wechselte das Thema. »Wir haben vom Tod Ihres Bruders gehört.« Besonders höflich klang das auch nicht. »Auch wenn es schon lange her ist, möchten wir Ihnen unser Beileid aussprechen. Immerhin ist er ja in unserer Heimat umgekommen. Ist denn der Mord jemals aufgeklärt worden?«
    Kher fuhr auf. »Mord? Mein Bruder ist bei einem Unfall ums Leben gekommen! Er stürzte ins Wasser. Dieses furchtbar kalte Wasser in Deutschland. Wenn Ludwig Hauser sich nicht um alles gekümmert hätte, hätten wir vielleicht nie davon erfahren.«
    »Nein«, sagte Nick. »Ihr Bruder ist ermordet worden. Er ist nicht von allein ins Wasser gestürzt.«
    Die joviale Fassade war verschwunden. Übrig blieb ein schmächtiger alter Mann, in dessen Gesicht sich Unsicherheit und Misstrauen spiegelten. Nervös fuhr er sich durch die kurzen weißen Haare. »Was ist das für eine Geschichte? Warum sollte mir Ludwig die Wahrheit verschwiegen haben?«
    »Schon gut, Sir. Beruhigen Sie sich.« Nick war selbst erschrocken über den Verlauf des Gesprächs. Er suchte Matties Blick, aber sie sah merkwürdig distanziert auf Kher, als guckte sie gerade

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