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Cut

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Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Merle Kroeger
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sie auf der Liege sitzen und griff nach dem Hörer. »Nellie, ich habe Ihnen doch gesagt, keine Anrufe jetzt.« Er war im Begriff, wieder aufzulegen, aber Nellies Antwort hielt ihn zurück. »Aus Bombay? Na gut. Hallo? Hallo, ich verstehe Sie schlecht! Hamburg. Wann? Aber ich habe doch schon zugesagt, zu Ihrem Kongress zu kommen. Wer spricht? Hallo?« Ungeduldig ließ er sich in den Sessel fallen. Mrs. Singh raffte ihren Sari zusammen und spitzte die Ohren.

    Cal rannte aus dem Telefonladen auf die Straße, Nick dicht hinter ihm.
    »Warum ist sie nicht hier?«, keuchte Nick idiotischerweise.
    Cal hatte das Gefühl, jetzt sei nicht die Zeit für lange Erklärungen. »ISTD-Anschluss kaputt.« Das musste reichen, auch wenn Nick natürlich nicht wusste, was ein ISTD-Anschluss war. »Er hat sie weiter runtergeschickt, zur Hauptstraße.«
    Sie rannten jetzt nebeneinander her. Cal ertappte sich, wie er auf Nicks Beinmuskeln schielte. Der Schweiß hatte die dünne Hose an seine Haut geklebt und ließ die Konturen bei jedem Schritt hervortreten.
    Er erschrak vor seinen eigenen Gedanken. War er schon so abgestumpft, dass er gar nichts mehr ernst nehmen konnte? Menschen waren gestorben. Mattie befand sich in Gefahr. Mattie, die eben noch in seinem Arm geschlafen hatte wie ein kleines Kind.
    Wäre er bloß mit ihr mitgegangen, statt die blödsinnige Idee zu verfolgen, eine Aussprache mit Nick würde irgendwas ändern. Dann wäre sie jetzt wenigstens nicht allein. Fast erleichtert registrierte er, dass er wirklich Angst um sie hatte. Nicht nur, weil man das in so einer Situation von ihm erwartete.
    An der Khar Danda Road wurden sie unsanft gestoppt.
    »Hier nicht!« Ein bulliger Teenager mit Walkie-Talkie-Headset versperrte ihnen den Weg. »Hindi Cinema. Dreharbeiten. Sie kommen hier nicht weiter.«
    Cal reckte sich und versuchte durch die Absperrgitter und Kamerakräne in den Telefonladen zu gucken. »Heb mich hoch, verdammt!«
    Er spürte Nicks Arme um seine Hüften und merkte, wie seine Füße die Bodenhaftung verloren. Da war Mattie! Sie schien in aller Ruhe zu telefonieren. Unsanft plumpste er wieder auf den Boden.
    »Hast du sie gesehen?«, keuchte Nick.

69 Casting
    Du versuchst dich zu konzentrieren. Dein Herz klopft so laut, dass es in deinem Ohr widerhallt.
    Was faselt der Mann denn da über einen Kongress? Gleichzeitig macht sich in deinem Bauch der Wunsch breit, dass du doch den falschen Kumar an der Strippe hast.
    Du wirst dich jetzt nicht entschuldigen und auflegen. Wirst du doch?
    Draußen auf der Straße schwillt ein unidentifizierbarer Lärm an. Im nächsten Moment gleitet direkt vor dir auf einem Kran ein Mann mit einer Kamera vorbei. Ein Film! Stell dir vor, du bist in einem Film. Würdest du jetzt auflegen? Natürlich nicht.
    »Kein Kongress!«, brüllst du in den Hörer. »Waren Sie 1971 in Hamburg? Kannten Sie eine Emma Junghans? Ja?«
    Du starrst durch die Scheibe. Absperrungen. Scheinwerfer. Das Ganze ist so lächerlich. Was sollst du jetzt sagen? Du kommst dir vor wie eine Schauspielerin, der man beim Casting verschwiegen hat, dass die Rolle eine Nummer zu groß für sie ist.
    Er hat »ja« gesagt. Du hast es doch gehört. Jetzt scheint er zu warten. Worauf nur? Du schluckst.
    »Ich bin Emmas Tochter. Und Ihre wohl auch. Madita heiße ich.« Du drehst dich von der Scheibe weg und drückst entnervt den Hörer ans Ohr. Er sagt immer noch nichts. Vielleicht hättest du das Ganze etwas taktvoller verpacken sollen. Vielleicht hat er einen Herzinfarkt und liegt ohnmächtig am Boden.

    Anand war aufgesprungen und hatte Mrs. Singh unwillkürlich den Rücken zugedreht.
    »Ma-di-ta!«, brüllte er in die Stille des Sprechzimmers. »Mein Gott! Nein, ich kann jetzt nicht reden. Wie geht es dir?«
    Was für eine dumme Frage. Nach fast dreißig Jahren. Er spürte, wie er in Panik geriet. Er musste herausfinden, was sie überhaupt wollte.
    »Du willst mich also treffen? Schön, aber auf keinen Fall in Bombay. Das geht nicht. Und auch nicht hier in London. Du musst mich verstehen, ich kann das nicht so einfach machen!«
    Er drehte sich um und sah direkt in Mrs. Singhs Gesicht, das nichts als unverhohlene Neugier spiegelte. Ihre Englischkenntnisse schienen besser zu sein, als er immer vermutet hatte.

70 Set
    Ludwig ließ das Fernglas sinken. Dieser verflixte Kran hing jetzt direkt in seiner Sichtlinie. Er lehnte sich weit aus der Fensterhöhle.
    Madita schien immer noch zu telefonieren. Vielleicht hielt seine

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