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Cut

Cut

Titel: Cut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Kyle Williams
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verkappte Lesbe bist?»
    Ich verdrehte die Augen. «Warum bist du nur so von meiner Sexualität besessen?»
    «Du fühlst dich geschmeichelt. Gib’s zu.»
    Ich musste an eine Geschichte denken, die mir Grady erzählt hatte, als wir an der Tankstelle Moonpies aßen. «Wusstest du, dass die Leute in Brunswick, Georgia, zu Silvester eine große Garnele aus Pappmaché in ein riesiges Fass mit Cocktailsauce tunken?»
    Rauser sah mich nur an.
    «Das ist ihre Version der Party am Times Square.»
    «Ja, und?»
    «Findest du das nicht seltsam?»
    «Ich finde eher seltsam, dass dich so was interessiert», sagte Rauser.
    «Es ist einfach ziemlich verrückt. Findest du nicht?»
    «Wo sollen sie das Teil sonst reintunken?»
    «Ich glaube, du verstehst nicht ganz.»
    «Remoulade?»
    Ich deutete auf meinen leeren Becher. «Warum holst du uns nicht noch so einen Becher, nachdem du meinen ja ausgetrunken hast?»
    Rauser blies Luft aus, als würde er Zigarettenrauch ausatmen. «Ha! Der Laden ist mir viel zu teuer. Außerdem stelle ich mich da nicht hin und bestelle irgend so einen Schwulenkram. Schon gar nicht, wenn ich
Latte
sagen muss.»
    Ich stand auf und verpasste ihm beim Vorbeigehen einen harten Schlag auf die Schulter. «Dann hol ich mir eben selbst einen. Du bist manchmal echt ein Arsch, Rauser.»
    Er grinste mich wieder an. «Bringst du mir einen mit? Mit viel Eis.»

31
    W hite Trash empfing mich an der Tür, strich um meine Beine, sah ungeduldig zu mir hoch und versuchte mich in die Küche zu treiben. Ich bin davon überzeugt, dass sie sich für einen Border Collie hält, der besessen seine Herde hütet und alle in einem engen, kleinen Kreis zusammenhält. Nach dem Spielen lässt sie ihre spärliche Habe – eine Maus, ein Kissen und einen Ball – ordentlich unter dem Tisch liegen, und als sie an meinem Geburtstag einen Luftballon ergattern konnte, verbrachte sie Tage damit, ihn immer, wenn er wegzudriften drohte, sorgfältig am Faden zurück unter den Tisch zu ziehen. Ich lasse sie machen. Es ist einfacher so. Sie ist sehr eigensinnig. Sie gibt keine Ruhe, ehe sie nicht hat, was sie will.
    Pflichtbewusst nahm ich eine Scheibe Truthahn aus dem Kühlschrank, zerteilte sie für White Trash in kleine Stücke, lehnte mich dann mit einer Sprühdose Fertigschlagsahne an die Küchenzeile und hielt mir die Düse direkt vor den Mund. Könnte mehr als eine Portion gewesen sein, dachte ich und sah auf der Dose nach, wie groß eine Portion ist. Zwei Teelöffel. Mmm. Ich nahm noch einen kräftigen Schub. Als White Trash Interesse an meinem Abendessen zeigte, sprühte ich ihr ein bisschen Sahne auf ihren Teller. Sie probierte sie, mochte sie anscheinend, streckte sich und ließ mich in der Küche stehen, ausgenutzt und allein.
    Nachdem ich fest und völlig traumlos geschlafen hatte, war ich Mittwochmorgen um acht wieder im Büro. Ich hörte die Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter ab. Eine stammte von Tyrone vom Kautionsbüro.
«Hey, Baby. Ich hab ’nen Kautionsflüchtling für dich. Ich brauche dich, um ihn anzuschleppen. Keine große Sache. Ein junger Kerl um die zwanzig. Ist mit Alkohol am Steuer erwischt worden und dann nicht vor Gericht erschienen.»
    Auch meine Freundin Diane hatte eine Nachricht hinterlassen.
«Hey, du, die Zeugenvorladungen liegen fertig auf meinem Schreibtisch, sieben Stück. Bingo. Nächstes Mal musst du mich zum Essen einladen.»
    Dann rief meine Mutter an und entlockte mir das Versprechen, Freitagabend zum Essen zu kommen. Freitagabends gibt es hausgemachte Pastete mit Tomatenscheiben und Senfgemüse, danach Bananenkäsekuchen. Dieses Menü wird nur saisonal variiert, dann gibt es Spinat oder Grünkohl anstelle von Senfgemüse.
    Bevor wir auflegten, sagte sie: «Ich weiß, dass es mich nichts angeht.»
    Oje.
Wenn Mutter einen Satz so beginnt, kann man nie wissen, was als Nächstes kommt.
    «Dan hat ein paar Fehler gemacht, Keye, aber so sind die Männer eben. Während du unterwegs warst, habe ich mich sehr nett mit ihm unterhalten. Er liebt dich.»
    «Ich bringe Rauser mit», sagte ich.
Da bist du baff, was?
Sie würde beim Essen am Freitag nicht wieder mit Dan anfangen, wenn Rauser dabei war. Sie wusste nicht genau, welcher Art unsere Beziehung war. Verdammt, niemand wusste das. Aber Rauser hatte schon häufig als Schutz gegen Mutters Kuppeleien fungiert.
    Ich rief Tyrone zurück, und wir vereinbarten, dass ich kurzvorbeikommen und mir die Unterlagen abholen würde. Es war kein großer Auftrag und

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